Herbert Exenberger
Beiträge
Context XXI, Heft 7/2002

Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“

Dezember
2002

Nach 1945 schwiegen sie, mussten sie schweigen. Nun haben sich einige der wenigen noch lebenden Wehrmachtsdeserteure zu einem Personenkomitee zusammengeschlossen, um von der Republik späte Gerechtigkeit einzufordern: “Es ist untragbar: Während ehemalige Nationalsozialisten rasch in die Zweite (...)

Grab von Herbert Exenberger am Inzersdorfer Friedhof

Herbert Exenberger (* 14. August 1943 in Wien; † 8. Oktober 2009 ebenda) war ein österreichischer Bibliothekar und Publizist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herbert Exenberger erlernte den Beruf eines Elektromechanikers und arbeitete zunächst bei den Wiener Elektrizitätswerken. Er schlug dann den zweiten Bildungsweg ein, absolvierte die Prüfung für Volksbibliothekare und wurde Leiter einer Zweigstelle der Wiener Städtischen Büchereien. Von 1970 bis zu seiner Pensionierung 2003 war er Bibliothekar des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), wo er die Bibliothek zu einer umfassenden Fachbibliothek ausbaute.

Daneben war Exenberger in der Volks- und Erwachsenenbildung tätig; unter anderem hielt er zahlreiche Vorträge über zeitgeschichtliche Themen und gestaltete zeitgeschichtliche Ausstellungen. Er setzte sich in zahlreichen Publikationen insbesondere mit der Geschichte der Juden und mit den NS-Opfern auseinander, die er so ins Bewusstsein zurückrief. Exenberger sammelte zu den Mitgliedern der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller. Von vielen „der SchriftstellerInnen existierte kein Nachlass, somit ist de facto die Sammlung Exenbergers der einzige Ort, wo gesammelt ist, was irgend von ihnen auffindbar war“.[1]

Exenberger engagierte sich beim Bund sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschisten; er gehörte dessen Bundesvorstand an und war stellvertretender Vorsitzender der Bezirksorganisation Brigittenau der Freiheitskämpfer. Außerdem war er ehrenamtlicher Mitarbeiter des Bezirksmuseums Simmering, gehörte seit der Gründung dem Vorstand des Restituta-Forums an und war maßgeblich an der Gestaltung der Restituta-Dokumentation Glaube gegen NS-Gewalt im Wiener Hartmannspital beteiligt.

Exenberger wurde am Inzersdorfer Friedhof (Gruppe 4D, Reihe 5, Nummer 9) in Wien bestattet. Ein Großteil seines privaten Archivs ist seitdem in jenem der Theodor Kramer Gesellschaft[2] und des DÖWs untergebracht.

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herbert Exenberger wurde für seine Arbeiten mehrmals ausgezeichnet, er erhielt unter anderem den Förderungspreis für Volksbildung und den Victor-Adler-Staatspreis.

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Autor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gleich dem kleinen Häuflein der Makkabäer. Die jüdische Gemeinde in Simmering 1848–1945. Mandelbaum, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-292-8
    • Rezension. Heimo Gruber: Die jüdische Gemeinde in Simmering. Herbert Exemberger. in Zs. "Zwischenwelt" 26. Jg. H. 3/4, Dez. 2009, S. 60f. (mit Foto der Buchpräsentation)
  • Josef Hindels: Mit der Feder und dem Wort. Eine Bibliographie. Hrsg.: Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschisten, Wien 2006, ohne ISBN. (Mit biografischem Beitrag von Georg Scheuer)
  • Gedenken und Mahnen in Wien 1934–1945. Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung. Eine Dokumentation. 1. Auflage, Hrsg.: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes DÖW, Deuticke, Wien 1998, ISBN 3-216-30330-6. (Mit: Heinz Arnberger u. a.)
  • Kündigungsgrund Nichtarier. Die Vertreibung jüdischer Mieter aus den Wiener Gemeindebauten in den Jahren 1938–1939. Picus, Wien 1996, ISBN 3-85452-292-4 (Mit: Johann Koss & Brigitte Ungar-Klein)
  • Antifaschistischer Stadtführer. 2. Auflage, Hrsg. und Verlag: Wiener Bildungsausschuss der SPÖ, Wien 1986, ohne ISBN

Herausgeber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Als stünd’ die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen. Mandelbaum, Wien 2000, ISBN 3-85476-037-X
  • Sozialistische Flugschriften 1934–1938. Flugblätter, Bücher, Broschüren, Tarnbroschüren, Streu- und Klebezettel. Hg. & Verlag Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes DÖW, Wien 1979, ohne ISBN
  • Franz Sachs: „Ich glaube, ich hätte noch viel leisten können …“. Aufzeichnungen eines österreichischen Freiheitskämpfers. DÖW, Wien 1972, ohne ISBN. (Mit Selma Steinmetz)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Konstantin Kaiser: Herbert Exenberger 1943–2009. In: "Zwischenwelt. Literatur, Widerstand Exil." Hrsg. Theodor Kramer Gesellschaft. Jg. 26, H. 3/4, Dez. 2009 ISSN 1606-4321 S. 51f., mit Foto
  • Alexander Emanuely, Brigitte Lehmann: Die Sammlung Exenberger: "Vereinigung sozialistischer Schriftsteller", in: ebd. Jg. 29, H. 3, Okt. 2012, S. 38[4]
  • Rote Tränen. Die Zerstörung der Arbeiterkultur durch Faschismus und Nationalsozialismus. Ergebnisse der gleichnamigen Internationalen Tagung in memoriam Herbert Exenberger 14.–15. November 2014. Reihe: Zwischenwelt, 14. Theodor Kramer Gesellschaft, Wien und Drava Verlag, Klagenfurt 2017 ISBN 9783854358329 (darin: Harald Troch: Herbert Exenberger. Geschichtsforschung und antifaschistisches Erinnern. S. 18–22)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Die Zukunft der Vergangenheit“ - sozialkritische Intellektualität und Literatur zwischen Krieg, Republik und Faschismus. Ein Projekt von der Theodor Kramer Gesellschaft und vom Verein zur Förderung und Erforschung der Antifaschistischen Literatur
  2. Herbert Exenbergers Archiv zur Vereinigung sozialistischer Schriftsteller (Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive)
  3. Rathauskorrespondenz vom 21. November 2003. Mit Bild; abgerufen am 1. Juni 2010
  4. u. a. über die Pläne zur digitalen Erfassung von vielen Werken der Vereinigungs-Autoren, sowie Archivmaterial über die Vereinigung (1933 – Anfang 1934), ab 2014