Jürgen Graf

Jürgen Graf (* 15. August 1951 in Basel) ist ein schweizerischer Autor, Übersetzer und Holocaustleugner.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Graf wurde als Sohn des eidgenössischen Bankbeamten und Sozialdemokraten Friedrich Graf[1] in Basel geboren. Dort besuchte Graf das humanistische Gymnasium am Münsterplatz. Anschließend studierte er Skandinavistik, Anglistik und Romanistik und schloss 1978 mit dem Lizenziat ab. Graf arbeitete zunächst als Lehrer in der Schweiz. Im Juli 1982 brach er zu einer Reise nach Ostasien auf. Ein Jahr später fand er in Taiwan eine Anstellung als Dozent für Germanistik an einer örtlichen Universität. Diese Tätigkeit übte er bis Mai 1988 aus. Anschließend kehrte er in die Schweiz zurück und arbeitete in Basel als Befrager von Asylbewerbern für den Delegierten für das Flüchtlingswesen auf dem zur Empfangsstelle umfunktionierten Rheinschiff „Basilea“.

Publizistische und revisionistische Tätigkeit während der 1990er Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Erfahrungen als Befrager von Asylbewerbern schilderte er 1990 in dem Buch „Das Narrenschiff“, das zu einem „Rundumschlag gegen den Missbrauch des Asylrechts“ wurde und ihm den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit einbrachte. Wirtschaftlich war das Buch ein Erfolg.[2] 1991 lernte Graf den Holocaustleugner Arthur Vogt kennen, dessen Überzeugung er sich anschloss. 1993 erschien Grafs Buch „Der Holocaust auf dem Prüfstand. Augenzeugenberichte versus Naturgesetze“, worin er den Holocaust leugnet. Graf verschickte es an viele Journalisten und Parlamentarier und wurde damit als bekennender Negationist bekannt. Infolgedessen wurde er fristlos aus dem Schuldienst entlassen.[3] Anschließend fand Graf eine Anstellung an einer nichtstaatlichen Schule in Basel, an der er Ausländern Deutschunterricht gab. Für den Holocaustleugner Gerhard Förster schrieb er mit Unterstützung Carlo Mattognos Auschwitz. Tätergeständnisse und Augenzeugen des Holocaust, das Förster 1994 in seinem Verlag Neue Visionen herausbrachte.

In Veröffentlichungen sowie auf zahlreichen, von rechtsextremen und neonazistischen Gruppierungen organisierten Veranstaltungen verbreitete Graf, der Holocaust habe nicht stattgefunden. Dazu trat er häufig als Referent auf internationalen Veranstaltungen auf.

Verurteilungen in Deutschland 1995 und der Schweiz 1998[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland, in der Schweiz aber auch in Frankreich wurde Graf auf Grund seiner holocaustleugnender Aktivitäten wegen Volksverhetzung, Aufstachelung zum Rassenhass, Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und Beleidigung zu Geld- und Haftstrafen verurteilt. Bereits 1995 war er in Deutschland wegen Volksverhetzung zu einem Jahr ohne Bewährung verurteilt worden.[4] Il Juli 1998 wurde er dann in der Schweiz unter anderem wegen der Publikation Auschwitz. Tätergeständnisse und Augenzeugen des Holocaust gemeinsam mit Gerhard Förster vom Bezirksgericht Baden AG zu 15 Monaten Haft ohne Bewährung (Förster 12 Monate) und zusätzlich zu Geldstrafen verurteilt.

Graf entzog sich seinen Haftstrafen durch eine Flucht nach Belarus, dann nach Russland. Er lebte längere Zeit mit seiner belarussischen Ehefrau in Moskau. Seit Oktober 2018 lebt er wieder in Basel, da seine Taten inzwischen verjährt sind.[5]

Publizistische Tätigkeit ab dem Jahr 2000[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dem Buch 2003 gedruckten Buch „Todesursache Zeitgeschichtsforschung“, das auch unter dem Titel „Der Holocaust im Klassenzimmer“ erschien, stellt Graf in für jugendliche Leser aufbereiteter Form Szenen eines Unterrichts dar, in welchem Mädchen und Jungen gemeinsam mit der Lehrerin über den Holocaust diskutieren und dabei von ihrer ursprünglichen Überzeugung, dass es den Völkermord in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten gegeben hat, abrücken. Der Titel „Todesursache Zeitgeschichtsforschung“ bezieht sich hierbei auf den Tod der Lehrerin, dessen Umstand am Ende des Buches vage umschrieben wird und die aufgrund ihrer Unterrichtsführung vorher vom Schuldienst entlassen wurde.

Kontakte und Zusammenarbeit mit anderen Holocaustleugnern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graf hat darüber hinaus zahlreiche Aufsätze für die belgisch-flämische Organisation „Vrij Historisch Onderzoek“ geschrieben, steht bzw. stand in engem Kontakt mit anderen Holocaustleugnern wie Germar Rudolf oder dem 2017 verstorbenen Ernst Zündel und hat eine eigene Homepage im Internet.

Graf arbeitet eng mit Ahmed Rami von Radio Islam zusammen, dessen Bücher er übersetzt; darunter Ramis 1994 erschienenes Buch mit dem Titel „Die Macht der Zionisten“.

Buchveröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Holocaust auf dem Prüfstand (1992)
  • Der Holocaust-Schwindel (1993)
  • Auschwitz – Tätergeständnisse und Augenzeugen des Holocaust (1994)
  • Todesursache Zeitgeschichtsforschung (1995)
  • Riese auf tönernen Füssen: Raul Hilberg und sein Standardwerk über den „Holocaust“ (1999)
  • Treblinka: Vernichtungs- oder Durchgangslager? (2002)
  • Der geplante Volkstod (2015)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Website von Jürgen Graf wird in der deutschsprachigen Wikipedia aus Rechtsgründen nicht verlinkt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jürgen Graf: Der geplante Volkstod. Verlag Freedom of Speech, Glasgow 2015, ISBN 978-3-9818167-2-3, S. 9.
  2. Alex Baur: Holocaust-Leugner Jürgen Graf: Heil in Moskau. (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive) In: Die Weltwoche. 29/05, abgerufen am 21. Juli 2014.
  3. Vom «Asylexperten» zum «Auschwitz-Leugner». Wie die «Schweizerzeit» Jürgen Graf Beachtung schenkte. (Memento vom 11. November 2007 im Internet Archive) In: Neue Zürcher Zeitung. 30. Dezember 1999, abgerufen am 21. Juli 2014.
  4. Thomas Grumke, Bernd Wagner (Hrsg.): Handbuch Rechtsradikalismus. Personen – Organisationen – Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft. Leske + Budrich, Opladen 2002, S. 259 f.
  5. Michael Sahli: Holocaust-Leugner Jürgen Graf (67) zurück in Basel. 5. Oktober 2018, abgerufen am 24. Juli 2019.