Rosa Winter
Beiträge
Context XXI, Heft 1/2000

Wege nach Ravensbrück

Februar
2000

Eine Ausstellung dokumentiert die Leiden im Konzentrationslager Ravensbrück und rückt die Biographien von überlebenden Frauen in den Mittelpunkt des Interesses. 1947 gründeten österreichische Ãœberlebende des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück eine Lagergemeinschaft, um einander zu helfen und (...)

Rosa Winter, geb. Kerndlbacher (* 23. Dezember 1923 in Königswiesen, Bezirk Freistadt; † 16. Mai 2005 in Linz) war eine österreichische KZ-Überlebende.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren wurde Winter 1923 im Mühlviertel als Angehörige der Sintifamilie Kerndlbacher. Die Korrektheit des in einigen Quellen angegebene Geburtstags am 23. Dezember ist umstritten. Die Familie lebte reisend, der Vater verkaufte Waren auf den verschiedenen Märkten Österreichs. Rosa besuchte keine Schule.[1]

Im Herbst 1939 wurde der Besitz der Familie im Rahmen der Verfolgung der Roma und Sinti durch die Nationalsozialisten in Salzburg konfisziert. Gemäß dem Festsetzungserlass wurde die Familie zunächst in ein Sammellager am Gelände der Trabrennbahn Parsch (Aigen) gebracht, im September 1940 in das Zwangslager Salzburg-Maxglan. Kerndlbacher wurde für den Straßenbau eingesetzt.[2]

Für den Film Tiefland von Leni Riefenstahl zwangsrekrutierte die Produktionsfirma Sinti und Roma aus dem Lager Maxglan, die Spanier darstellen sollten. Auch Rosa Kerndlbacher wurde ausgesucht und für die Dreharbeiten nach Mittenwald gebracht. Am Drehort erwartete die Statisten eine bessere Verpflegung als in den Lagern, jedoch wurden sie nach Ende der Dreharbeiten von Riefenstahls Produktion „nicht mehr benötigt“.[3]

Nach kurzer Flucht gefasst, wurde Rosa später ins Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt. Rosa Winter war die einzige Überlebende ihrer Familie, alle Angehörigen wurden ermordet.

Bekannt wurde Rosa Winter 2003 durch den Film Vom Leben und Überleben,[4] eine Dokumentation über sechs Überlebende des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück, und das Buch Uns hat es nicht geben sollen. 2004 erhielt sie das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 203 (Rosa Kerndlbacher).
  • Ludwig Laher: Uns hat es nicht geben sollen. Rosa Winter, Gitta und Nicole Martl – Drei Generationen Sinti-Frauen erzählen. Edition Geschichte der Heimat, Grünbach 2004, ISBN 3-902427-10-8.
  • Rosa Winter: Eine Jugend in Gefangenschaft. In: Johannes Hofinger: Nationalsozialismus in Salzburg. Opfer. Täter. Gegner, 2. Auflage. Studien-Verlag, Innsbruck u. a. 2018 (Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern; 5) (Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg; 44), ISBN 978-3-7065-5211-0, S. 262–264.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ↑ Rosa Winter. Abgerufen am 15. November 2021.
  2. ↑ KZ-Erlebnisse der Rosa Winter. In: ROMA - weltweite Nation und nationale Minderheit. Abgerufen am 15. November 2021.
  3. ↑ Kay Wenigers: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933–1945. Berlin 2008.
  4. ↑ Vom Leben und Überleben (Memento vom 1. November 2008 im Internet Archive), Ravensbrück Videoarchiv, abgerufen am 6. Dezember 2008