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Abdruck der Lesung zur 10. Jahresfeier der Psychosozialen Ambulanz für die Opfer des Nationalsozialismus — ESRA, gehalten am 16. November 2004 in Wien. 1. Das Kind vom Spiegelgrund Rudolf K. wird 1930 als uneheliches Kind im 16. Gemeindebezirk von Wien geboren, nach ihm kommen noch zwei (...)
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Es war zu befürchten, dass das Gedankenjahr sich derart gestaltet: Österreich-Patriotismus an Stelle von kritischer Reflexion, nationales Wohlfühlen anstatt einer ungeschminkten Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und ihren Kontinuitätslinien in der Zweiten Republik. Zu diesem Anlass eine (...)
Die „Mörder“ der „Kameraden“
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60 Jahre Befreiung meint vor allem in Kärnten „Niederlage“ und in Bezug auf die Erinnerungstradition in erster Linie eine Kultivierung faschistoider und antislowenischer Brauchtumspflege. Dies verdeutlicht sich einerseits in der Fortsetzung eines Gedenkens, welches an die vermeintlichen „Opfer“ (...)
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Nicht erst 2005 beschert uns die österreichische Politik geschichtspolitische Debatten der fragwürdigen Art: Schon vor drei Jahren waren ausgesiedelte NationalsozialistInnen in der massenmedialen Öffentlichkeit als bislang verkannte Opfer entdeckt worden. 2002 brach in Österreich in engem (...)
„Piece Number 26“: Die ungehaltene Ansprache
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Eine Kolumne in formaler An- und inhaltlicher Ablehnung an die „Nicht gehaltene Rede des israelischen Ministerpräsidenten“von Ulrich Harbecke (gesendet im WDR, am 2. Mai 2004). Zitat: Ich ehre alle Opfer dieser unseligen Periode, gleichgültig, oh sie unter der Zivilbevölkerung oder unter den (...)
60 Jahre Kriegsende in der Schweiz
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60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges dient der Mythos der humanitären Schweiz weiterhin zur Selbstbeweihräucherung. Gleichzeitig reiht man sich ein in die internationale Gemeinschaft der Opfer. 1989 fand in der Schweiz ein mehr als morbides Fest statt. Während man andernorts den 50. (...)
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Obwohl die Schweiz bereits jetzt eines der restriktivsten Asylgesetze in Europa hat, drohen neue Verschärfungen. Demnächst wird das Parlament über die Teilrevision des Gesetzes entscheiden. Dabei schreckt man auch vor verfassungswidrigen Massnahmen nicht zurück. Was die Ausländerinnen- und (...)
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Am 7. Juli wurde das „Fremdenrechtspaket 2005“ mit den Stimmen von ÖVP, Freiheitlichen und SPÖ — wo Bundesgeschäftsführer Darabos die Tradition der ehemaligen Law-and-Order-Minister Löschnak und Schlögl konsequent weiterführte — im Parlament beschlossen. Leise Kritik war lediglich von Seiten der Grünen (...)
Sex, Drugs & Salvador Allende
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Salvador Allende gilt seit seinem Selbstmord im Angesicht des blutigen Putsches der Militärs unter Augusto Pinochet im Jahr 1973 nicht nur in Lateinamerika sondern weltweit als verehrte Ikone und heroischer Märtyrer der Linken. Als Anfang 2005 durch einen Hinweis von Víctor Farías jene Schrift im (...)
Wer hat die geladene Pistole auf dem Tisch gelassen?
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Der Chilene Víctor Farías, Professor am Lateinamerika-Institut der FU-Berlin, sorgte in den letzten Jahrzehnten mit seinen Publikationen immer wieder für Furore, sei es durch sein Werk „Heidegger und der Nationalsozialismus“, seine sechs-bändige Dokumentation über die chilenische Linke, die beiden (...)
Plädoyer für die „Vermischung der Rassen“
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Dr. Mariacarla Gadebusch-Bondio ist Privatdozentin am Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Greifswald und promovierte über Cesare Lombroso mit ihrer Publikation von 1995: „Die Rezeption der kriminalanthropolgischen Theorien von Cesare Lombroso in Deutschland von 1880 bis 1914“. (...)
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„Im langen Schatten des Nationalsozialismus. Faschistische Bewegungen in Chile zwischen der Weltwirtschaftskrise und dem Ende des Zweiten Weltkrieges“ von Marcus Klein, erschienen 2004 im Vervuert Verlag. Im April 1932, als die Weltwirtschaftskrise Chile bereits mit voller Wucht getroffen (...)
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Bislang wird Antizionismus in der Linken vor allem auf die Zeit nach dem Sechs-Tage-Krieg verortet und generell als ein Nach-1945-Phänomen verstanden. Das Bild, das dabei transportiert wird, sieht ungefähr so aus: Zwar seien schon vor 1933 antisemitische Äußerungen und Handlungen in der (...)
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Die iranischen Machthaber praktizieren, um sich im Sattel zu halten, gegenüber der eigenen Bevölkerung eine Strategie von Zuckerbrot und Peitsche. Reformen werden halbherzig durchgezogen und wieder zurückgenommen. Seit den Parlamentswahlen im März 2004 und dem durch den Boykott weiter Teile der (...)
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Ahmadinejads Karriereweg ist prototypisch für die neue konservative Politikergeneration im Iran. Der erste Präsident des Irans, der kein Geistlicher ist, ist für so manche Oppositionelle das Symbol für den Aufstieg des Faschismus. Seinen Anfang nahm seine Politikerkarriere als Studierender des (...)
„Wir glaubten nie an den kritischen Dialog“
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Die Komala ist die größte linke Untergrundpartei in Iranisch-Kurdistan. Nach einem kurzlebigen Zusammenschluss mit der Kommunistischen Partei des Iran geht sie heute wieder eigene Wege. Mit Abdullah Mohtadi, dem Generalsekretär der Partei, sprach Thomas Schmidinger im Camp der Komala-Peshmerga im (...)
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Bislang diente Bulgarien als südosteuropäisches Vorzeigebeispiel für das friedliche Zusammenleben verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen. Doch das so genannte „bulgarische ethnische Modell“ ist spätestens nach den letzten Parlamentswahlen brüchig geworden. Ende Juni wurden in Bulgarien (...)
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Eine Filmkritik über die deutsch-israelische Zusammenarbeit von Regisseur Eytan Fox. Am See Genezareth sagt Axel: „Wenn das Herz von innen ganz rein ist, dann schafft man es, über die Wasseroberfläche zu gehen.“ In Anbetracht der vielen Themen, die Eytan Fox in seinem Film zu bearbeiten versucht, (...)
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Schweissfuß klagt gegen Pfurz in trüber Nacht! ... ... heißt ein Romanfragment von Carl Einstein aus dem Jahre 1930. In diesem beschreibt er wohl deutlich, was ihm seine Person und ein Gerede über diese bedeutet: „ICH der banalste Kollektivplatz, in Präservativ gewickelt.“ (1993, S.32) Er wollte (...)
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Man kehrt sie weg, schiebt sie ab oder steckt sie in Anstalten. Noch bevor sie etwas berührt haben, nimmt man ihnen die Fingerabdrücke ab. Man hat Angst vor ihren Berührungen. Der Mensch ist mit zehn Fingern und einem Herz geschaffen worden, aber die Beamten schrecken Zahlen nicht ab und anstatt (...)
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Walter Benjamins geschichtshistorische und kunstkritische Schriften bilden ein Gesamtwerk, in dem sich die verschiedenen Strömungen der abendländischen Philosophie mit den Fragen der Zeit kreuzen, von denen er als Mensch und als Jude betroffen ist. Die technische Fragestellung liquidiert die (...)
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Nestroy hat einmal geschrieben: „Wenn alle Stricke reißen, dann häng ich mich auf.“ Nach Durchforsten unserer Buchhaltung haben sich unsere Visionen — die immer jene alternativer MedienmacherInnen wohl sein müssen — bewahrheitet: wir stehen kurz vor dem Ruin. Standen wir schon zwar immer, doch war da (...)
