Heft 5-6/2005

Medieninhaber: Bureau № 2 — Agentur für Kommunikation und Information
Herausgeberin: LICRA-Österreich (Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus)
Redaktion: Kathi Renner (koordinierende Redakteurin, Lektorat), Katrin Auer, Nicole Burgermeister, Matthias Falter, Erik Fürst (Layout), Judith Götz (Abo-Verwaltung), Heide Hammer (Radio), Alexander Hasgall, Günter Hefler, Jens Kornacker (Internet, Radio), Lilo König, Mary Kreutzer, Eva Krivanec, Karin Lederer (Lektorat), Nicole Peter, Alex Schärer, Heribert Schiedel, Thomas Schmidinger, Alexander Schürmann-Emanuely (geschäftsführender Redakteur), Bea Schwager, Jutta Sommerbauer, Thomas Rammerstorfer, Birgitt Wagner
Titelgraphik: no*signal
Hersteller: Resch druck & grafik, 1150 Wien
Offenlegung: Der Medieninhaber ist zu 100% Eigentümer, von sonst nichts und sonst niemand; Leitungsorgan ist die Redaktion; grundlegende Richtung: Kritik
Context XXI ist Mitglied der VAZ — Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitschriften

Liebe Leserin, lieber Leser!

Der Schwerpunkt dieses Heftes ist der Genozid an den Ar­menierinnen in der Türkei: „Aghet“. Staatlich gelenkte Pogrome gab es seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, im Zuge des Ersten Weltkriegs wurden zwischen einer und zwei Millionen ArmenierInnen ermordet. Die Türkei beginnt erst jetzt langsam, sich mit diesen Massakern auseinanderzusetzen, verstärkt durch den Wunsch, Mitglied in der Europäischen Union zu werden. Doch gerade offizielle Kreise bleiben vor­erst dabei, das Geschehene totzuschweigen (...)

Beitræge

„Die armenische Frage existiert nicht mehr“*

Ein fast vergessener Völkermord

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„Der kranke Mann am Bosporus“ … war vor dem ersten Weltkrieg eine gängige Bezeichnung unter europäischen Diplomaten für das vor sich hin siechende Osmanische Reich. Von 1800 bis Anfang des 20. Jahrhunderts verloren die Osmanen einen großen Teil ihres einst gewaltigen Reiches: Bosnien-Herzegowina, (...)


„Der Armenier ist wie der Jude, außerhalb seiner Heimat ein Parasit“

Zum Genozid an der armenischen Bevölkerung des Osmanischen Reiches

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Während der Genozid an den ArmenierInnen auch 90 Jahre nach der Tat in der Türkei ein Tabuthema bleibt, wird er in Europa, vor dem Hintergrund des geplanten EU-Beitritts der Türkei, erstmals zu einem auch medial diskutierten Thema. Die Mitverantwortung des einstigen Verbündeten des Osmanischen (...)


Die Rezeption des Völkermords an den ArmenierInnen in der Schweiz

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Seit 1995 hat es in der Schweiz mehrere parlamentarische Vorstöße zur Aner­kennung des Völker­mords an den Arme­nierInnen gegeben, die schließlich im Dezember 2003 mit der Annahme eines entsprechenden „Postulats“ mit 107 gegen 67 Stimmen (11 Enthaltungen) im Nationalrat, der groß­en Kammer, erfolg­reich (...)


Aghet und Österreich

Wieso die Republik Österreich den Völkermord an den ArmenierInnen nicht anerkennt

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Als nach 1945 die NS-Verbrechen von der Weltge­meinschaft inter­national verurteilt wurden, gab es viele Initiativen, auch den Völkermord an den ArmenierInnen, der durch die Jungtürken im Osmanischen Reich während des Ersten Welt­krieges begangen wurde, zumindest als solchen aner­kennen zu lassen. (...)


Ararat, oder: Wahrheit und Interpretation

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Ararat ist das jüngste Werk des armenisch-kanadischen Regisseurs Atom Egoyan. Hauptthema dieses vielschichtigen und komplexen Films ist für mich das philosophische Problem von Wahrheit und Deutung und die Möglichkeit (oder Unmöglichkeit) ihrer Unterscheidung — eine Frage, die sich besonders im (...)


Rezensionen zur Rezeption des ArmenierInnen-Genozids

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Rolf Hosfeld: Operation Nemesis Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern (KiWi 2005) Ein ebenso notwen­diges wie aufwühlen­des Geschichtswerk — das Panorama eines Schreckens, der bis dahin nichts sei­nesgleichen hatte. Ralph Giordano Unter „Opera­tion Nemesis“ verstand man die (...)


TUWAT oder TUNIX

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Sollten da noch einige LeserInnen sein, die bei der Erwähnung links­radikaler Politiken aufmerksam werden (oder bleiben), wäre das erfreulich. Denn mitunter helfen his­torische Vergleiche, um das gegenwär­tige Aktivitätsgefüge und -gerede zu rela­tivieren, z.B. in Fragen der Aneignung und Nutzung von (...)


„… Geschlechtsmerkmale bei Juden auffallend häufig verwischt …“*

Eine Entgegnung auf Andreas Peham

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Der jüdische Monotheismus habe als vergeistigte ‚Vaterreligion’ die Menschheit aus ihrer magisch-omnipotenten Einheit mit der ‚Urmutter’ gerissen, während das Christentum mit der Vergöttlichung des Individuums hinter diesen Schritt regrediert sei und seitdem alles den ‚Narzissmus der Unendlichkeit’ (...)


Befreiung und Beschädigung

Eine Replik auf Sebastian Winter

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Wie haben wir den Mut, in einer Welt zu leben, in der die Liebe durch eine Lüge provoziert wird, die aus dem Bedürfnis besteht, unsere Leiden von denen mildern zu lassen, die uns zum Leiden brachten. (Marcel Proust) Die ÜberbringerInnen der schlechten Nachrichten haben nie einen guten Stand. In (...)


„Die Glaubwürdigkeit des Friedensprozesses wurde damit sicher nicht grösser“

Interview mit Kamilla Ibrahim Kuku Kura

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Kamilla Ibrahim Kuku Kura ist eine der Gründerinnen des „Nuba Mountains Wo­men Comitee“, einer Basisorganisation von Frauen aus den Nuba-Bergen, die als intern vertriebene Bevölkerung in den Armenvierteln der Hauptstadt Khar­toum leben. Seit dem Friedens­schluss in den Nuba-Bergen können sie auch dort (...)


„... wenn es einen funktionierenden irakischen Staat gibt ...“

Ein Interview mit Mufid al-Jazairi

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Mufid al-Jazairi über die neue irakische Verfassung, die Wahl­en und den Rückzug der US-Truppen. Context XXI: Wie zufrieden sind Sie mit der neuen ira­kischen Verfassung? Mufid al-Jazairi: Ich bin ehrlich gesagt nicht sehr zufrieden, aber wir konnten uns nach dem schwachen Wahlergebnis in vielen (...)


Frauenräume in der Zionistischen Weltorganisation (1897-1920)

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FRAUENRAUM – das kann ein Zimmer, eine Küche, die Mode sein. Weiterhin können Verhaltensnormen wie auch eine bestimmte Körpervorstellung einen Frauenraum bilden. Im Folgenden wird unter Frauenraum ein Raum für politische Aktivität der Frauen und ihre Beteiligung an der zionistischen Bewegung (...)


Volksgruppenzoo Europa

Rezension von Samuel Salzborns „Ethnisierung der Politik“

27

Der Politikwissenschafter Samuel Salzborn legt mit seiner 2005 im Campus Verlag erschienen Dissertation „Ethnisierung der Politik“ eine erste umfassende Aufarbeitung völkischer Bestrebungen im Rahmen der europäischen Rechtssetzung aus kritischer Perspektive vor. Den Charakter einer Dissertation (...)


Wahn und Wohnzimmer

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Ebenso wie der Antisemitismus nach 1945 Auschwitz in sein System der Schuldabwehr aufgenommen hat, so wurde auch, der Scheinrationalität des Wahns konsequent folgend, der Hass auf Israel, Staat gewordene Konsequenz aus der Shoa, in das antisemitische Weltbild integriert. Israel stellt in dieser (...)


Sexualität und Männlichkeit

29

Psychoanalytische Herangehensweisen an gesellschaftliche Erscheinungen haben zunehmend den Ruch des Veralteten angeheftet bekommen. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie überdies auch noch triebtheoretisch argu­mentierten. Wie aktuell und fruchtbar solches Denken dagegen sein kann, belegt das zu (...)


„Israelische Atomwaffenarsenale“

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Bei diesem Werk dürfte es sich um einen so ge­nannten „Schnellschuss“ handeln: Ein Buch wird auf den Markt geworfen, ohne wirklich fertig zu sein, weil‘s grade passt, die Bedürfnisse des Marktes — und dessen Bedarf an antiamerika­nischer Literatur scheint ungestillt — diktieren das Erscheinungsdatum. (...)


Ein Sargnagel für das Komplott

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Will Eisner, der 1917 als Kind jüdischer Einwan­derer aus Österreich in Brooklyn geboren wurde, hatte mit Comics wie Blackhawk, Sheena, Queen of the Jungle oder The Spirit bedeutenden An­teil an der Entwicklung der US-amerikanischen Comic-Kultur in den 1930er und 1940er Jahren. Seit seinem „Graphic (...)


„Warum die Deutschen?“

Antisemitismus — Nationalsozialismus — Genozid

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Der aus der französischsprachigen Schweiz stam­mende Historiker Phillipe Burrin wurde durch sein 1989 erschienenes Werk „Hitler und die Juden“ bekannt. Darin vertritt er die These, dass die nati­onalsozialistische Endlösung der Judenfrage kein Resultat eines strikten Führerbefehls war, sondern aus (...)


Die Kugeln prallten nicht ab

Der Maji-Maji-Krieg in „Deutsch-Ostafrika“

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Ein Jahr nach dem hundertsten Jahres­tag des Völkermords an den Herero und Nama im damaligen „Deutsch-Süd­westafrika“ jährt sich heuer das zweite große deutsche Kolonialverbrechen auf afrikanischem Boden zum hundertsten Mal: Die blutige Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstandes in (...)


Tusia Herzberg 1921-2005

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Zu unserer großen Trauer erfuhren wir Anfang November, dass Tusia Herzberg gestorben war – am 27. Oktober war sie in ihrem Zuhause in Ramat Gan, Israel friedlich eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Tusia Herzberg war eine Kämpferin und gleichzeitig der friedlichste und ruhigste Mensch, und (...)

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