Streifzüge, Heft 58

Medieninhaber und Herausgeber: Kritischer Kreis – Verein für gesellschaftliche Transformationskunde
Offenlegung: Der Medieninhaber ist zu 100 Prozent Eigentümer der Streifzüge und an keinen anderen Medienunternehmen beteiligt. Grundlegende Richtung: Kritik-Perspektive-Transformation
Redaktion (zugleich Mitglieder des Leitungsorgans des Medieninhabers): Lorenz Glatz, Severin Heilmann, Franz Schandl, Martin Scheuringer, Ricky Trang, Maria Wölflingseder, Petra Ziegler; Covergestaltung: Isalie Witt; Layout: Françoise Guiguet
Transformationsrat: Christoph Adam (Santiago de Compostela), Dora de la Vega (Cordoba, Argentinien), Peter Klein (Nürnberg), Paolo Lago (Verona), Neil Larsen (Davis, USA), Massimo Maggini (Livorno), Stefan Meretz (Berlin), Emmerich Nyikos (Mexiko-City), Erich Ribolits (Wien), Salih Selcuk (Istanbul), Gerburg Vermesy (Rimsting), Ulrich Weiß (Berlin)
Copyleft: Alle Artikel der Streifzüge unterliegen, sofern nicht anders gekennzeichnet, dem Copyleft-Prinzip: Sie dürfen frei verwendet, kopiert und weiterverbreitet werden unter Angabe von Autor/in, Titel und Quelle des Originals sowie Erhalt des Copylefts.
Druck: H. Schmitz, 1200 Wien

Einlauf

Der sommerliche Schwerpunkt widmet sich dem Verhältnis von Menschen und Dingen. – Der Fetischismus von Ware und Geld hält uns im Griff und fordert umfassend Tribut. Er stiehlt uns unsere Zeit, erschöpft unsere Ressourcen und die des Planeten, er erlaubt uns kaum Atem zu holen. Dienst am Fetisch geht vor gedeihlichem Miteinander.
In der kapitalistischen Realität erscheinen die Dinge eigenwillig mit Leben begabt. Die Menschen folgen der Logik des Selbstgeschaffenen, ein Verhältnis von Sachen (...)

Beitræge

Wahlverruf

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Wieder mal sind Wahlen. Nationalratswahlen in Österreich, Bundestagswahlen in Deutschland. Die nächsten Monate stehen ganz im Zeichen unerträglicher Kampagnen, die über alle Medien laufen. Dem ist nicht zu entgehen. Wir sind umstellt und umzingelt. Niemand kann sich heute mehr seiner Wähler sicher (...)


2000 Zeichen abwärts

Naturkatastrophen?

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Geht es nach den sich häufenden Überschwemmungen, werden die Jahrhunderte immer kürzer. Doch schnell kehrt die Normalität wieder. Wenn die Japaner sich von keinem Supergau schrecken lassen, warum wir hier von einem Hochwasser? Zum Schluss erschlägt die mediale Dramaturgie die reale Tragödie durch (...)


Mitgefangen

Wie uns die Dinge durch unser Tun beherrschen

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Denn was wir tun müssen, nachdem wir es gelernt haben, das lernen wir, indem wir es tun. (Aristoteles, Metaphysik) Im Anfang war die Tat. (K. Marx, Das Kapital Bd. 1) Wir können nicht anders. Was unsere Spezies gerne einer nicht ganz unhübschen Sorte Wühlmäuse unterstellt, betreibt sie selbst mit (...)


Verborgene Herrschaft

Die übergesellschaftliche Macht des gesellschaftlich Gemachten

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Denn was jeder einzelne will, wird von jedem anderen verhindert, und was herauskommt, ist etwas, das keiner gewollt hat. So verläuft die bisherige Geschichte nach Art eines Naturprozesses und ist auch wesentlich denselben Bewegungsgesetzen unterworfen. (F. Engels, Brief an J. Bloch vom 21./22. (...)


Peter Bierl:

Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn

Kapitalismuskritik von rechts: Der Fall Silvio Gesell

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Peter Bierl: Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn – Kapitalismuskritik von rechts: Der Fall Silvio Gesell. Konkret Literatur Verlag 2012, 250 Seiten, ca. 25,50 Euro Wenn die Wirtschaft nicht rund läuft und die Menschen in ihrer Existenz bedroht, dann bekommen wir die absonderlichsten (...)


Theologie der Gallerte

Materialien gegen das Irrewerden am Irresein. Zum Fetisch

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Die Theologie ist Gespensterglaube. Die gemeine Theologie hat aber ihre Gespenster in der sinnlichen Imagination, die spekulative Theologie in der unsinnlichen Abstraktion. (Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums) Die Waren werden nicht durch das Geld kommensurabel. Umgekehrt. (Karl (...)


2000 Zeichen abwärts

Nachhaltige Abhängigkeit

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Es geht nicht darum, von der [Konsum-]Sucht zu therapieren, sondern bei zunehmender Unlust von noch härteren Drogen abhängig zu machen. Rein moralisch gesehen ist eine solche Haltung in einer Welt, in der 20 Prozent der Menschheit 80 Prozent der Ressourcen verbrauchen, eine riesige Schweinerei! (...)


2000 Zeichen abwärts

Erkenntnisleitende Logik

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… Eine Logik, die von der Notwendigkeit des Bestehenden ausgeht, die Kategorien, auf denen es aufbaut, nicht hinterfragt. Man müsste ergänzen: Nicht einmal hinterfragen kann. Es ist die Logik der Aufklärung, die immer vom Einzelnen, vom Individuum ausgeht. Die Gesellschaft kommt höchstens als Summe (...)


Nadine Marquardt, Verena Schreiber (Hg.):

Ortsregister

Ein Glossar der Gegenwart

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Nadine Marquardt, Verena Schreiber (Hg.): Ortsregister. Ein Glossar der Gegenwart. transcript-Verlag 2012, 320 Seiten, ca. 26,80 Euro Eine Sammlung grundlegender Texte zur Raumtheorie liegt seit geraumer Zeit bei suhrkamp (taschenbuch wissenschaft 1800) vor. Der „spatial turn“, die Untersuchung (...)


Fetisch Überleben

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Nein, es geht diesmal nicht darum, ob die menschliche Zivilisation als Ganzes die Wirrnisse des Klimawandels und des Peak Everything zu überleben vermag. Es geht nur um mich und um Dich in unserm ganz gewöhnlichen Alltag. Hier ist uns die Überlebensfrage so nahe gerückt, dass das Klimaproblem (...)


2000 Zeichen abwärts

Gut geschlafen?

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Ein müder Blick aufs Handy zeigt für die vergangene Nacht eine durchschnittliche Herzfrequenz von 48 Schlägen in der Minute, aber nur einmal, um 03:11 Uhr, ganz kurz aufgewacht. So weiß ich, dass ich ausgeschlafen bin. Ein Tag, wie geschaffen um 270 Schritte mehr zu gehen, dann könnte ich das (...)


2000 Zeichen abwärts

Mir ist so fad!

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Beim Nachdenken über Sex ist mir neulich bewusst geworden, dass dieses Thema für mich abgefrühstückt ist. Erzählt jemand – sei es im Fernsehen, sei es beim Bier – über sein Liebesleben, verflüchtigt sich flugs der Sauerstoff in meinem Gehirn, ich schiele auf die Uhr und ich hoffe, dass bald wieder über (...)


Befreiung vom Fetisch

John Holloway und die Organisationsfrage

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Dieser Beitrag will zweierlei: erstens darauf hinweisen, dass John Holloway in den letzten Jahren einen Ansatz entwickelt hat, der meines Erachtens einen entscheidenden Schritt darstellt, die Kritik am Fetisch Wert praktisch zu wenden; zweitens ausgehend von seinen Thesen einige Gedanken (...)


Waren besonderer Art

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Arzneimittel gelten für den Gesetzgeber als „Waren einer besonderen Art“, weshalb der Handel mit ihnen den Apotheken und nicht dem freien Markt vorbehalten sein soll. Nicht ein Kunde soll sie konsumieren, weil sie gerade so billig sind, sondern einem Patienten sollen sie ausgehändigt werden, weil (...)


2000 Zeichen abwärts

Blech und Prestige

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Wieder der Blechkultur-Wahnsinn auf der Straße, wenn ich mit dem Rad in Berlin-Kreuzberg unterwegs bin, zum Beispiel Wrangelstraße. In Mehrreihen-Formation parken die Wagen von Gewerbe-Leuten, AnwohnerInnen oder TouristInnen. Da mußt du Augen überall haben und besser nicht pokern wie manche (...)


Dead Men Working

qualitätszertifiziert & lösungsorientiert?!

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Der große, alles dominierende Geldfetisch gebiert ständig neue kleine Fetische. Möchtegern-Zaubermittelchen, um all den Wahnsinnigkeiten des alltäglichen Lebens Tarnkappen aufzusetzen, um all die Idiotie mit adretten Mascherln zu verkleiden. Zum Beispiel flammt in regelmäßigen – immer kürzer (...)


Depression und Kapitalismus

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Der Staat hat Repression heute kaum noch nötig, da die herrschende soziale Ordnung auf einem weit verbreiteten gesellschaftlichen Konsens beruht, der sich vielleicht nicht allerorten aus begeisterter Zustimmung speist, in der gängigen Meinung, das Bestehende sei nun einmal nicht zu ändern, jedoch (...)


Waffen, Heer, Soldaten

Fetischismus all’ italiana

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Siam pronti alla morte … (italienische Nationalhymne) Waffen, Truppen, Soldaten in Auslandseinsätzen und diese selbst sind im Italien von heute echte Fetische. All das scheint genau von der Art „Erhebung“ und „Poesie“ getragen zu sein, die ihm der Dichter Gabriele D’Annunzio in den Zwanzigerjahren (...)


Das Vagante und das Extravagante

Flüchtige Notizen zu Fetisch und Sexualität

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Der Sexualfetisch ist in der Konstruktion einer der einfachsten, in seinen unendlichen Varianten aber einer der raffiniertesten und delikatesten Gebrauchswertfetischismen. Aufdringlich, fixiert, früher meist verschämt, zusehends aber unverschämt und allgegenwärtig. Einst dienten Überlegungen zum (...)


Rückkopplungen

Wie wir leben wollen

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Tocotronic gründeten sich 1993, zwei Jahre später erscheint ihre erste Platte „Digital ist besser“. Zwanzig Jahre später nun, zum Bandjubiläum, das zehnte Studioalbum mit nachgerade programmatischem Titel: „Wie wir leben wollen“. Siebzehn Songs sind darauf versammelt, jeder für sich ein Statement zum (...)


Selbstbehauptung als Subjekt

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Auf den Märkten der kapitalistischen Ökonomie kaufen und verkaufen die Individuen selbstständig und bewähren sich dabei als mehr oder minder geschickt – nicht zuletzt in der Vermarktung ihres Eigentums bzw. ihrer Arbeitskraft. Mit dem bürgerlichen Recht macht den Individuen die Forderung schwer zu (...)


Immaterial World

Commoning und Commons

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Die globale Commons-Bewegung tut sich schwer mit der konsensualen Bestimmung ihres ureigenen Gegenstands, den Commons. Wie bei anderen emanzipatorischen Ansätzen so findet auch hier ein mühsames Freischwimmen aus den bürgerlichen Bedeutungsbesetzungen statt. Jede partielle Klärung wirft sogleich (...)


Wozu Entwicklung?

Tanzania, das Kupfer, und ein Ende des Kapitalismus

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Entwicklung war eine große Erzählung. Zu groß. Noch bis vor Kurzem galt ihr alles. Nachhaltig sollte sie sein, ein Segen für die Menschheit. Während die EU zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank ihre Ränder kurz und klein schlägt, verdampft die dünn gewordene (...)

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