FORVM, No. 495

Österreichische Zeitschrift für kulturelle Freiheit, politische Gleichheit und solidarische Arbeit im Exil Begründet 1954 von Friedrich Hansen-Loeve, Felix Hubalek, Alexander Lernet-Holenia und Friedrich Torberg; fortgeführt von Günther Nenning 1966-1986. Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Gerhard Oberschlick Hersteller: Typographische Anstalt, 1190 Wien

EXIL-FORVM
Amsterdam, den zwanzig zwoten Maerz: Neunzehn neunzig acht
Idee: Evelyn Kunschitz, Gert Meijerink, Maria Windhager Redaktion: Evelyn Kunschitz & Maria Windhager Gestaltung: Robert Zöchling/Context

Beitræge

Meine lieben Zurückgebliebenen!

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Liebe Redaktion! Meine lieben Zurückgebliebenen! Man hat mich gefragt, was ich zur derzeitigen politischen Situation in Österreich zu sagen hätte. Ich war früher an innerösterreichischen Angelegenheiten sehr interessiert und immer sehr beunruhigt. Aber ich habe Österreich vor 10 Jahren verlassen und (...)


Der Hai der wäre ungeboren

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Evelyn, Gert & Mary haben mich nach der 3-jährigen Erscheinungspause aufgestöbert und pochen auf die veraltete Vereinbarung, wonach ich gegebenenfalls ein Exil-FORVM herausgeben muss, das sie gestalten. Ich gebe also heraus und gestehe, noch zu leben: an dem prekären Ort, wo eine bewegende, (...)


Liebe Leserinnen, liebe Freundinnen!

23

Ende Februar sind wir in Amsterdam angekommen und bei alten Freunden untergetaucht. Wir wissen, daß unser Aufenthalt hier von kurzer Dauer sein wird. Die Eurocops sind hinter uns her. Unser Vergehen: ein Sprengstoffanschlag — eine pure Verleumdung. Aber die Wahrheit zählt nicht mehr. Noch sind (...)


Ausgrenzen

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Rede von Karl Haushofer jr. vor der Europäischen Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit 1998 in der Wiener Hofburg — aufgezeichnet von K. Kanstadt Der Firmenname tut nichts zur Sache. Meine ideologischen Auffassungen stellten einen zuverlässigen Maßstab für den Auftrag des Entwurfs eines (...)


Meischberger bei Mussolini

Korrespondentenbericht

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Rom. — Gestern hat Innenminister Meischberger seinen dreitägigen Aufenthalt bei seiner italienischen Ressortkollegin Alessandra Mussolini beendet. Letzter Programmpunkt war ein Besuch des Lagers „casa dei terroni“, in dem arbeitsscheue Süditaliener angehalten werden. Meischberger zeigte sich sehr (...)


Der Ritt auf dem Steckpferd

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Herrliche Zeiten sind angebrochen für Österreichs Journalisten. Wer träumte nicht davon, sein Hobby zum Beruf zu machen? Und wo bestünde eine bessere Gelegenheit, diesen Traum zu verwirklichen, als in den österreichischen Redaktionsstuben, seit dort, so wollte es unser Präsident Jörg Haider, nicht (...)


Gruß aus der Heimat

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Liebe Freunde! Häufig werde ich seit der Machtergreifung gefragt, »wieso wandern Sie nicht aus? « Meine Antwort: Der Bedarf an 70jährigen deutschsprachigen Journalisten im Ausland ist gedeckt. Seit der letzten Abwertung des Schilling ist meine Pension nur mehr halb so viel wert wie während der (...)


Es würde so schlimm nicht gekommen sein

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1 was wir hätten tun sollen, hätte an Möglichkeiten gefehlt, das sprechen und schreiben hätte seine Unzulänglichkeit bekanntgegeben, während wir das weitermachen als nachricht und botschaft gegen den zwang der ökonomischen Verhältnisse einzusetzen geplant hätten. an anderen orten hätten bereits (...)


G’sundheit!

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Lieber Hans! Wir sind angekommen in einem Land das uns zwar noch fremd ist, mit dem wir aber die Hoffnung auf Freiheit des Denkens und der Sprache verbinden. Die Gründe, Österreich zu verlassen, werde ich versuchen, Dir in diesem Brief zu beschreiben, obwohl es viele Schuldgefühle in mir gibt, (...)


Was Euch fehlt

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Jörg Haider hat mir schon mit seinem Wahlplakat zu verstehen gegeben, daß die Freiheit der Freiheitlichen nicht die meine sein wird: Sein Blick — nach oben in die unendliche Zukunft gerichtet, die ich wegen meiner Krankheit nie erleben werde; sein Gesicht — das nicht mehr ganz jung ist, aber (...)


Recht muß rechts bleiben

Österreichische Gerichtsbarkeit 1985 bis 1989

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In Zeiten wie diesen, da man sich daran gewöhnt hat, daß Ausländer zur Abschiebung freigegeben sind, mutet es fast wie ein Märchen an: Ein britischer Staatsbürger, über den ein Aufenthaltsverbot verhängt worden ist, erhebt Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH). Dieser bringt die Causa in ein (...)


Saudade

33

Im Winter des Jahres 1993 bin ich aus der stechend scharfen, trockenen Alpenschluchtenluft Österreichs pharmazeutisch im Stich gelassen und in der mich selbst betreffenden größten Hoffnungslosigkeit als schwerkranker Mann nach Portugal gereist, wo ich auf Einladung der Universität Lissabon eine (...)


Frau ins Haus oder fort

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Kabrousse, Casamance, Sénégal, 3.3.1998 Ich bin in einem Paradies an der Grenze zu Guinea Bissau, Region Ziguinchor, tiefes schwarzes Westafrika. Hier habe ich genug Platz, um zu denken und zu klären, was ich will. Zunächst will ich für zwei Wochen hierbleiben, um mich zu erholen. Noch ist es so, (...)


Römisches Tagebuch

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Rom, 26.11.1997 Was für eine Stadt, über der sich Ende November derart prächtige Gewitter entladen. An der Stazione Termini angekommen, habe ich sofort die häßliche Bahnhofshalle hinter mir gelassen und mich an der Piazza Cinquecento nach rechts gewandt. Der Regen prasselt auf die Platanen, sein (...)


Kunst ist ein besondrer Saft

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Den nachstehenden Korrespondentenbericht aus der alten Heimat übernehmen wir mit freundlicher Genehmigung von MEDIA MATIC‚ wo er gleichzeitig in der Originalsprache erscheint. Wir danken ihr. Die Eröffnung der Ausstellung Arno Breker, die aus Anlaß des hundertsten Geburtstages dieser üblen Figur (...)


Aller Tage Abend

39

Schon lange habe ich nicht mehr so drückend das Gefühl empfunden, etwas tun zu müssen und dabei nicht zu wissen, wo ein Anfang gemacht werden kann und wie ich vorgehen soll. Wieder und wieder kommen mir die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit in den Sinn. Ende 1992 wähnte sich die FPÖ stark (...)

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