Geboren am: 11. April 1897
Gestorben am: 30. Juni 1962


Die letzten Entwürfe von Caspar Neher
Dem Wiener Komponisten Gottfried von Einem ist ein kostbares Erbe zugefallen: der gesamte Nachlaß des großen Bühnenbildners Caspar Neher, dessen Todestag sich am 30. Juni zum ersten Mal jährte. Unter den tausenden Bühnenbildentwürfen und Kostümskizzen, die Einem der Theatersammlung der (...)
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Selbstbildnis (1920er Jahre)
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Caspar Neher (* 11. April 1897 in Augsburg; † 30. Juni 1962 in Wien) war ein deutsch-österreichischer Bühnenbildner. Er ist unter anderem wegen seiner lebenslangen Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht bedeutend.
Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Neher, auch Cas genannt (nach einem henokischen Engel), wuchs in Augsburg als Sohn eines Lehrers auf und besuchte ab 1911 das dortige Realgymnasium, das später den Namen Peutinger-Gymnasium erhielt. Er besuchte dieselbe Schulklasse wie Bertolt Brecht. Cas freundete sich mit Brecht an, der ihn auch später in einigen seiner Gedichte erwähnte. Im Jahr 1914 ging Neher auf eine Kunstschule nach München und ab Juni 1915 nahm er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Ab 1918 war er Offizier. Während des Kriegs stand er mit Brecht in regem Briefkontakt.

Ab 1919 studierte er bis 1922 an der Kunstgewerbeschule München und wandte sich danach der Bühnenmalerei zu. Brechts Baal mit Zeichnungen von Neher erschien kurz darauf im Berliner Musarion-Verlag. Im Jahr 1921 entwarf er die Bühnengestaltung für Brechts Trommeln in der Nacht, die aber von den Münchner Kammerspielen zurückgewiesen wurde, und 1923 die für Heinrich von Kleists Käthchen von Heilbronn. Er gab seine Versuche als Drehbuchautor auf und konzentrierte sich auf die Szenographie.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 blieb er in Deutschland, erhielt für kurze Zeit ein Arbeitsverbot und arbeitete dann in Frankfurt, Berlin und Wien. Er wandte sich mehr und mehr dem Musiktheater zu. Er schrieb auch Libretti für Opern von Kurt Weill, mit dem er 1933 nach Paris fuhr, und Rudolf Wagner-Régeny. Er arbeitete am Düsseldorfer Schauspielhaus unter Walter Bruno Iltz. Ab 1946 nahm er wieder Kontakt mit Brecht auf. Seit 1948 war Neher österreichischer Staatsbürger und arbeitete unter anderem für die Salzburger Festspiele, daneben in Zürich, München und Berlin. Im Jahr 1954 wurde er technischer Direktor bei den Münchner Kammerspielen, und von 1958 an war er bis zu seinem Tod Professor für Bühnenbild an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Caspar Neher starb am 30. Juni 1962 im Alter von 65 Jahren in Wien und liegt in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Grinzinger Friedhof (Gruppe 37, Reihe 5, Nummer 1) in Wien begraben.
Teile seines grafischen Nachlasses liegen in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln.
Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seit dem 18. August 1923 war Neher mit Erika Tornquist, einer Tochter des Grazer Geologen Alexander Tornquist, verheiratet.[1] Ihr gemeinsamer Sohn Georg wurde am 14. Oktober 1924 geboren.[2]
Posthume Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Kunstsammlungen und Museen Augsburg, die in ihrem Fundus rund 170 Grafiken und Entwürfe Nehers besitzen, präsentieren vom 4. März bis 25. Juni 2023 im Grafischen Kabinett im Höhmannhaus die Ausstellung Wanderer zwischen den Welten. Die Freundschaft Caspar Neher – Bertolt Brecht. Unter den 40 Exponaten sind auch bisher nie gezeigte Skizzen und Entwürfe sowie ein Selbstbildnis Nehers aus den 1920er Jahren in Öl. Daneben werden Tagebücher, Notizbücher und Skizzenbücher Nehers aus dem Bestand der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg gezeigt.[3]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Gottfried von Einem, Siegfried Melchinger (Hrsg.): Caspar Neher. Bühne und bildende Kunst im XX. Jahrhundert. Friedrich Verlag, Velber bei Hannover 1966.
- Vana Greisenegger-Georgila: Neher, Rudolf Ludwig Caspar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 37–39 (Digitalisat).
- Christian Jauslin: Caspar Neher. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1312 f.
- Oskar Pausch (Hrsg.): Caspar Neher 1987–1962. Katalog des Österreichischen Theatermuseums und der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Wien 1987.
- Susanne de Ponte (Hrsg.): Caspar Neher – Bertolt Brecht. Eine Bühne für das epische Theater. Henschel Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89487-554-2.
- Christine Tretow: Caspar Neher – Graue Eminenz hinter der Brecht-Gardine und den Kulissen des Musiktheaters. Eine Werkbiographie. Trier 2003, ISBN 3-88476-576-0.
- John Willett: Caspar Neher – Brecht’s Designer. Methuen, London 1986, ISBN 0-413-41240-7 (englisch).
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Literatur von und über Caspar Neher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Caspar Neher in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Digitalisierte Dekorationsmappen des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart im Landesarchiv Baden-Württemberg: Bühnenbilder von Neher zu Xerxes (1959) und Oedipus der Tyrann (1959).
- Eintrag zu Caspar Neher im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Informationen zu Neher (englisch)
- Neher, Rudolf Ludwig Caspar. Hessische Biografie. (Stand: 11. April 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Neher, Caspar im Frankfurter Personenlexikon
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ John Willett: Caspar Neher – Brecht’s Designer. Methuen, London 1986, ISBN 0-413-41240-7 (englisch), S. 119.
- ↑ John Willett: Caspar Neher – Brecht’s Designer. Methuen, London 1986, ISBN 0-413-41240-7 (englisch), S. 120.
- ↑ Wanderer zwischen den Welten. In: kunstsammlungen-museen.augsburg.de. Abgerufen am 10. März 2023.
Personendaten | |
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NAME | Neher, Caspar |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-österreichischer Bühnenbildner |
GEBURTSDATUM | 11. April 1897 |
GEBURTSORT | Augsburg |
STERBEDATUM | 30. Juni 1962 |
STERBEORT | Wien |