Deborah Hartmann

Schülerin in WIen, hat gerade im Rahmen der Matura eine Fachbereichsarbeit über Borodajkewycz verfaßt.

Beiträge von Deborah Hartmann
Context XXI, Heft 7-8/2001 — 1/2002

Der Fall Borodajkewycz

Februar
2002

Unter den zahlreichen Professoren, die ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit zum Trotz auch nach 1945 an Österreichs Universitäten lehrten, sorgte in den 60er Jahren ei­ner für besondere Aufregung: Taras Borodajkewycz, Professor an der Hochschule für Welt­handel (Wirtschaftsuniversität). Taras (...)

Deborah Hartmann (* 27. Oktober 1984 in Wien)[1] ist eine österreichisch-israelische Politikwissenschaftlerin, die insbesondere in der historischen und historisch-politischen Bildungsarbeit tätig ist. Seit Dezember 2020 leitet sie die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz.[2]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deborah Hartmann wuchs in Wien auf. Ihre Urgroßeltern wurden während des Holocausts aus Wien deportiert und ermordet.[3]

Sie besuchte das Realgymnasium Zwi-Perez-Chajes-Schule.[4] Dort verfasste sie unter anderem eine Arbeit über den Fall Taras Borodajkewycz, die mit dem Walter-Kohn-Preis ausgezeichnet wurde.[5] Anschließend studierte sie an der Universität Wien und an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft.[6] 2012 schloss sie ihr Studium bei Johann Dvořák mit einer Arbeit über Europa und die Erinnerung an die Shoah: Zwischen universellem Gedächtnis und partikularen Erinnerungen ab, in der sie sich kritisch mit der europäischen Erinnerungskultur auseinandergesetzt und diese im Hinblick auf jüdische Perspektiven untersucht hat.[1]

Seit 2007 ist Hartmann Mitarbeiterin der International School for Holocaust Studies Yad Vashem in Jerusalem, wo sie zunächst als pädagogische Mitarbeiterin in der deutschsprachigen Bildungsabteilung tätig war. Von 2011 bis 2014 repräsentierte sie die Institution im deutschsprachigen Raum.[7] In dieser Zeit war sie auch als pädagogische Mitarbeiterin im Center für Digitale Systeme/Visual History Archive an der Freien Universität Berlin[8] und im American Jewish Committee Berlin tätig.[9] Zudem unterrichtete sie am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien über „Zeugen und Zeugnisse der Shoah“ sowie „Der Holocaust im kollektiven Gedächtnis“.

2015 wurde Hartmann die Leitung der deutschsprachigen Bildungsabteilung an der International School for Holocaust Studies übertragen.[10] Die Abteilung unterhält Beziehungen mit Partnern in allen deutschen Bundesländern sowie in Österreich und der Schweiz.[11] Neben der Konzeption und Herstellung von Bildungsmaterialien und Unterrichtskonzepten zur Vermittlung der Geschichte des Holocaust führt sie mit ihrem Team insbesondere deutschsprachige Fortbildungsprogramme für Multiplikatoren durch.

Seit 2017 ist Hartmann Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.[12]

Im August 2020 wurde bekanntgegeben, dass Hartmann zum 1. Dezember 2020 in Nachfolge von Hans-Christian Jasch, der ins Bundesinnenministerium zurückwechselt, die Leitung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz übernimmt.[13]

Schwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hartmann beschäftigt sich insbesondere mit multiperspektivischen und transnationalen Ansätzen zur Vermittlung der Geschichte des Holocaust. In diesem Kontext kommen insbesondere der Integration jüdischer Perspektiven sowie der kritischen Einbeziehung von Täterperspektiven besondere Bedeutung zu.[14] Daneben liegen ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte auf europäischer, deutscher, österreichischer und israelischer Erinnerungskultur, der Geschichte des Antisemitismus sowie Ansätzen antisemitismuskritischer Bildungsarbeit,[15] jüdischen Positionen zum Holocaust (u. a. Jean Améry, Hannah Arendt und Theodor W. Adorno) sowie der Entwicklung altersspezifischer Zugänge zur Vermittlung des Holocaust. Die Ergebnisse ihrer pädagogischen und wissenschaftlichen Arbeit hat Hartmann in mehreren Aufsätzen in Fachzeitschriften und Sammelbänden publiziert.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geschichte und Gegenwart, eine komplexe Beziehung: Jüdische Perspektiven und Verbindungslinien zur historischen Erfahrung der Shoah. In: Bildung und Erziehung 73.3 (2020): 242–258.
  • mit Tobias Ebbrecht-Hartmann: Der Opfer gedenken – Über Täter/innen lernen. Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem als Resonanzort. In: Das Umkämpfte Museum. Zeitgeschichte ausstellen zwischen Dekonstruktion und Sinnstiftung, Hrsg.: Heidemarie Uhl, Ljiljana Radonić. Transcript, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-8394-5111-3.
  • mit Katja Krause: Wessen Zeugenschaft? Überlegungen zum Begriff des ‘Zeitzeugen’ und dessen Verwendung im Jahr 2013. In: Informationen. Wissenschaftliche Zeitschrift des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933-1945. Nr. 78, 2013.
  • ’Was mir anliegt, das ist die Beschreibung der subjektiven Verfassung des Opfers.’ Jean Améry, Theodor W. Adorno und das Jude-Sein nach Auschwitz. In: An den Grenzen des Geistes. Jean Améry zum 100. Geburtstag.Hrsg.: Birte Hewera, Miriam Mettler. Tectum, Marburg 2013, ISBN 978-3-8288-3218-3.
  • Lernen über den Holocaust – Altersspezifische Zugänge und Materialien der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. In: Kinder und Zeitgeschichte: Jüdische Geschichte und Gegenwart, Nationalsozialismus und Antisemitismus. Beiheft 8 widerstreit-sachunterricht, Hrsg.: Isabel Enzenbach, Detlef Pech, Christina Klätte. Berlin 2012.[16]
  • Europa und die Erinnerung an die Shoah: zwischen universellem Gedächtnis und partikularen Erinnerungen. Diplomarbeit Univ. Wien. 2012, doi:10.25365/thesis.18814.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Europa und die Erinnerung an die Shoah: zwischen universellem Gedächtnis und partikularen Erinnerungen. Diplomarbeit Univ. Wien. 2012, doi:10.25365/thesis.18814.
  2. Ronald Pohl: Deborah Hartmann, Pädagogin für ein Haus des Grauens. In: Der Standard. 20. Januar 2022, abgerufen am 20. Januar 2022.
  3. Wannsee-Konferenz: Erinnern hört nie auf, Deutsche Welle, 20. Januar 2022
  4. Was geht mich die Geschichte an? Zwi Perez Chajes Schule, abgerufen am 17. August 2020 (deutsch).
  5. Context XXI - Der Fall Borodajkewycz. 17. April 2016, archiviert vom Original am 17. April 2016; abgerufen am 17. August 2020.
  6. Who We Are - The European Department | www.yadvashem.org. Archiviert vom Original am 22. Juni 2016; abgerufen am 17. August 2020 (englisch).
  7. Who We Are - The European Department | www.yadvashem.org. Archiviert vom Original am 22. Juni 2016; abgerufen am 17. August 2020 (englisch).
  8. Zeugen der Shoah I. 5. November 2008, abgerufen am 17. August 2020.
  9. Ljiljana Radonic, Heidemarie Uhl: Das umkämpfte Museum: Zeitgeschichte ausstellen zwischen Dekonstruktion und Sinnstiftung. transcript Verlag, 2020, ISBN 978-3-8394-5111-3 (google.co.il [abgerufen am 17. August 2020]).
  10. Who We Are - The European Department | www.yadvashem.org. Archiviert vom Original am 22. Juni 2016; abgerufen am 17. August 2020 (englisch).
  11. Yad Vashem Signs Educational Agreements with Three More German States | www.yadvashem.org. Abgerufen am 17. August 2020 (englisch).
  12. KZ-Gedenkstätte Mauthausen: Organisation - Über uns. Abgerufen am 17. August 2020.
  13. PM Neue Direktorin ab 1. Dezember 2020. Abgerufen am 18. August 2020 (deutsch).
  14. „Die Holocaust-Vermittlung wird sich ändern, aber nicht schwieriger werden“. 13. November 2018, abgerufen am 17. August 2020.
  15. Bildung gegen Antisemitismus - Wochenschau Verlag. Archiviert vom Original am 24. Oktober 2020; abgerufen am 17. August 2020.
  16. widerstreit-sachunterricht Homepage. Abgerufen am 19. August 2020.