Joachim Bruhn

Geboren am: 30. Januar 1955

Gestorben am: 28. Februar 2019

Beiträge von Joachim Bruhn
Risse, Risse 4

Adornos Messer

Über die materialistische Kritik der politischen Ökonomie und die theoretische Praxis der linken Intellektuellen
■  Joachim Bruhn
Mai
2003

Die Kritische Theorie, diktierte Max Horkheimer 1937, ist «ein einziges entfaltetes Existentialurteil». Das Marxsche Denken wurde so bestimmt als die materialistische Kritik der Gesellschaft und – im genauen Gegensatz zu Theorie, Wissenschaft oder Philosophie – gesetzt als das geistige Organ des (...)

Risse, Risse 5

Die Konstellation des Materialismus

■  Joachim Bruhn
Juni
2003

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Beiträge zu Joachim Bruhn
Café Critique, Jahr 1998

Verteufelung der Juden, Auferstehung des Blutes

Über den Zusammenhang von religiösem Judenhaß und rassistischem Antisemitismus
März
1998

1. Antike und Moderne Das Wuchern des Geldes — die Fortpflanzung dessen, was man als reines Mittel des Tausches verstand — erschien ursprünglich als etwas Unheimliches und Bedrohliches: eine unbegreifbare zweite Natur, die sich nicht zähmen und kultivieren läßt. Aristoteles nannte es „naturwidrig“ (...)

Café Critique, Jahr 1999

Germans down, Germans up

Daniel J. Goldhagen und die Erben von Hitlers willigen Vollstreckern
 
1999

Er war an sich der Berufenste, Deutschland wiedergutzumachen. Als vor drei Jahren die Diskussion um Daniel J. Goldhagens Buch über Hitlers willige Vollstrecker begonnen hatte, wer hätte da gedacht, daß es zur Legitimation von Deutschlands erstem großen Kriegseinsatz nach 1945 dienen könnte? Nun (...)

Café Critique, Jahr 1999

Ressentiments in Aktion

Psychologische Kriegführung in Deutschland und Österreich
Juli
1999

In den 90er Jahren findet eine erstaunliche Auslagerung, ein Outsourcing von Propaganda statt: Kroatien, Bosnien-Herzegowina und zuletzt die Albaner engagierten eine amerikanische Public Relation-Firma, um die politische Öffentlichkeit in den USA, die ursprünglich proserbisch und gegen die (...)

Café Critique, Jahr 2000

Agnolis Kritik der Politik, das Elend der Politikwissenschaft und der Staatsfetisch in der marxistischen Theorie

 
2000

(Bruhn, Joachim u. a. (Hg.): Kritik der Politik. Johannes Agnoli zum 75. Geburtstag. Freiburg i. Br.: ça ira-Verlag, 2000) Als Johannes Agnoli aufhörte an der Freien Universität in Berlin zu lehren, begann ich dort zu studieren. Einen Eindruck davon, was ich dadurch versäumt habe, bekam ich (...)

Context XXI, Radiosendungen 2000

Die Arbeit, der Wert, die Krise I

■  Sendungsgestaltung: Stephan GrigatRobert Zöchling
November
2000

Am 18. Juli fand an der Berliner Humboldt-Universität Marx-Interpretation eingeladen. Im Folgenden dokumentieren wir die gehaltenen Vorträge. Im zweiten Teil dieser Sendung werden wir die Diskussion wiedergeben. Clemens Nachtmann, Redakteur der in Berlin erscheinenden, antideutschen und (...)

Context XXI, Radiosendungen 2000

Die Arbeit, der Wert, die Krise II

■  Sendungsgestaltung: Stephan GrigatRobert Zöchling
Dezember
2000

Im ersten Teil dieser Sendung haben wir die Vorträge dokumentiert, die Moishe Postone von der University Of Chicago, Ernst Lohoff von der Zeitschrift Krisis-Konstruktion vor. Also wenn er uns darüber belehrt, zum Beispiel, daß man den Marx nicht einheitlich nehmen kann, dann läuft er da erst mal (...)

Context XXI, Radiosendungen 2001

Die Gesellschaft des Spektakels

Guy Debord als radikaler Gesellschaftskritiker
■  Sendungsgestaltung: Robert Zöchling
Januar
2001

Stephan Grigat referierte im Kritischen Kreis zum Thema „Der Fetisch im Spektakel“ über Guy Debords radikale Gesellschaftskritik.

Context XXI, Radiosendungen 2002

Kommunismus nach dem 11. September

■  Sendungsgestaltung: Café Critique
März
2002

Joachim Bruhn und Horst Pankow über die Notwendigkeit der Emanzipation.

Streifzüge, Heft 1/2002

Auschwitz und Wahnwitz

Offener Brief an Gerhard Scheit
März
2002

Der Grund, warum ich mich zu Deinem kleinen Text (vgl. „Streifzüge“ 3/2001) über das Auseinanderbrechen des Wiener „Kritischen Kreises“, der die „Streifzüge“ hervorbrachte, äußere, ist der, dass er mir einen Begriff an die Hand gibt, der es mir erlaubt, meine Haltung zur These, die „islamistischen (...)

Context XXI, Radiosendungen 2002

Zionismus und Kommunismus

■  Sendungsgestaltung: Stephan Grigat
Mai
2002

Simone Dinah Hartmann und Joachim Bruhn über die Linke und den Zionismus.

Café Critique, Jahr 2003

Transformation der postnazistischen Demokratie

Postfaschismus als Begriff der Kritik
 
2003

Einleitung zu Stephan Grigat (Hg.): Transformation des Postnazismus. Der deutschösterreichische Weg zum demokratischen Faschismus. ça ira-Verlag, Freiburg 2003 Während in der Protestbewegung gegen die blau-braun-schwarze Bundesregierung in Österreich oder auch in der Staatsantifa der (...)

Context XXI, Heft 8/2003 — 1/2004

Der sozialdemokratische Leviathan

Dezember
2003

Über einen Versuch, die Sozialfaschismusthese zu retten und gegen ihre Urheber zu wenden. Es gibt Menschen, die sich im Deutschland des Jahres 2003 empört in eine anklägerische Pose werfen, ihren Austritt aus der Sozialdemokratie erklären und laut „Verrat“ schreien. Und es gibt immer noch einige (...)

Context XXI, Heft 6-7/2004

Deutsche Geschichtsarbeit

Oktober
2004

Nicolas Berg macht die deutsche historische Forschung zur Shoah zum Gegenstand seiner historischen Forschung. Manchmal kann die Historiographie die Philosophie einholen. 1962 schrieb Max Horkheimer, dass „das Schuldbekenntnis der Deutschen nach der Niederlage des Nationalsozialismus 1945 (…) (...)

Café Critique, Jahr 2007

Ganz und gar nicht ums Ganze

Ein Kommentar zum „Ums Ganze-Kongress“ in Frankfurt am Main
November
2007

Kommunistische Kritik kreidet der bürgerlichen Gesellschaft nicht an, dass sie Freiheitsrechte hervorgebracht hat, sondern weist darauf hin, dass eine Gesellschaft, die solche Rechte notwendig hat, eine gewalttätige Gesellschaft ist. Diese Kritik richtet sich nicht gegen das Glücksversprechen der (...)

Café Critique, Jahr 2008

Fetisch und Barbarei

Rätekommunismus und Antizionismus
Juli
2008

Der Rätekommunismus formulierte nicht nur eine Kritik am bolschewistischen Parteiverständnis, sondern implizierte auch eine Absage an die mechanistische Erkenntnistheorie Lenins, die Widerspiegelungstheorie. Diese avancierte im Marxismus-Leninismus zur kanonisierten Erkenntnistheorie und wurde (...)

Café Critique, Jahr 2008

Islamkritik und Politik im Namen des Volkszorns

Die FPÖ und das postnazistische Österreich
Oktober
2008

Die FPÖ hat bei der Nationalratswahl 2008 17,54, das BZÖ 10,70 Prozent der Stimmen gewonnen und es wäre rein rechnerisch möglich, dass die beiden Parteien Teil der nächsten Regierungskoalition werden. Ihr Erfolg ist zu einem maßgeblichen Teil einem Rassismus geschuldet, der sich in Aussagen ausdrückt (...)

Joachim Bruhn (* 30. Januar 1955; † 28. Februar 2019[1]) war ein deutscher politischer Publizist und Verleger.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bruhn war in den 1970er Jahren Mitglied der KPD/AO und wurde danach Mitglied im Sozialistischen Büro. Hier schrieb er auch für die Zeitschrift links. Die Hinwendung zu den Grünen war Anlass, dass er das SB verließ in den frühen 1980er Jahren verließ.[2]

Bruhn war seit 1981 Mitglied der Freiburger Initiative Sozialistisches Forum und Mitbetreiber des dortigen ça-ira-Verlages. Er gehörte zu deren Mitbegründern. Er hat seit 1990 die ersten sechs Bände der Werkeausgabe von Johannes Agnoli verlegt. Nach dem Tod Agnolis im Jahre 2003 verlangte dessen Witwe Barbara Görres-Agnoli gerichtlich Einsicht in die Umsätze des Verlages mit Agnolis Werken, sowie den Rückzug des posthum erschienenen Bandes Transformation des Postnazismus, den Stephan Grigat herausgab und der einen der letzten Texte Agnolis enthielt. Der Streit, welcher den ça-ira-Verlag an den Rand des Konkurses brachte, endete im November 2006 mit einem Vergleich. Die Schriften Agnolis wurden im Verlag nicht wieder aufgelegt.

Als politischer Theoretiker berief sich Bruhn auf die kritische Theorie insbesondere Theodor W. Adornos und die Marx-Rekonstruktion der Neuen Marx-Lektüre, woraus er eine radikale Kritik des Staates und für die Zeit nach 1933 eine radikale Ablehnung der Arbeiterbewegung ableitete. Er gehörte zu den einflussreichsten Autoren innerhalb der antideutschen Strömung, die auch der Linken einer radikalen Kritik unterzog.

„Es kann keine Kritik am Staat Israel geben, die nicht antisemitisch ist [...] Die Aufgabe antideutscher Kommunisten ist es nicht, sich mit Israel zu identifizieren, denn Israel ist nicht das Substitut des ‚Vaterlands der Werktätigen‘, sondern aufzuklären, warum es notwendig ist sich bedingungslos hinter Israel und auch hinter Ariel Scharon zu stellen: nämlich im Interesse der staaten- und klassenlosen Weltgesellschaft.“

Joachim Bruhn, 2003[3]

In einem anlässlich seines Todes verfassten Text charakterisierte die von ihm mitgegründete „Initiative Sozialistisches Forum“ Joachim Bruhn so:

„Das unbedingte Einstehen für Israel als den ungleichzeitigen Staat der Überlebenden und der als Juden Verfolgten war für Joachim Bruhn der Glutkern der Kritik. Es ist der Doppelcharakter des jüdischen Staates als verspätetes Resultat der zionistischen Emanzipationsbewegung der Juden und ihrer staatlich organisierten Notwehr gegen die Fortsetzung der Endlösung, welche den kategorischen Imperativ nach Auschwitz mit dem Marxschen verschränkt, ‚alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.‘ Denn Auschwitz ist als gleichsam ‚transzendentaler Horizont über jeder jetzt überhaupt nur noch möglichen Geschichte der Menschheit‘ zu begreifen.“[4]

In einem Nachruf heißt es über Bruhns Stil:

„Überhaupt war die Kritik sein Metier. Sie war ihm wesentlich mehr als Methode; sie war der Dreh- und Angelpunkt seines Denkens. Kritik galt ihm in Marx’scher Tradition nicht als Seziermesser, sondern als Waffe, die ihren Gegenstand nicht widerlegen, sondern erledigen will. Ist das Falsche erst einmal ‚bestimmt erkannt und präzisiert‘, ist es bereits ‚Index des Richtigen, Besseren‘, heißt es bei Adorno. Auch deshalb hat Joachim Bruhn im Unterschied zu vielen anderen, mit denen er sich vortrefflich streiten konnte, kein in sich geschlossenes Werk, kein Opus magnum hinterlassen. Sein Stilmittel war die kleine Form des Aufsatzes und des Essays, die den Erfahrungen, auf die er sich bald bezog, auch weitaus angemessener ist als die historisch diskreditierte Gesamtdarstellung, die Monografie und das philosophische System. Seine Einsichten sind fast immer in Auseinandersetzung mit den Zumutungen niedergelegt, denen er sich in der FAZ, in der ‚Süddeutschen Zeitung‘, der ‚Jungen Welt‘, vonseiten der Grünen oder des akademischen Marxismus ausgesetzt sah.“

Jan-Georg Gerber, 2019[5]

Texte von Bruhn wurden veröffentlicht in den Zeitschriften Konkret, Jungle World, Bahamas, iz3w, sans phrase und Arbeiterkampf. Zudem war er Mitherausgeber der eingestellten Zeitschrift Kritik & Krise. Alle Rechte an seinen Texten liegen nach Bruhns Willen und Testament beim Ça ira Verlag.[6]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Randale und Revolution. In: Die alte Straßenverkehrsordnung. Dokumente der RAF. Mit Beiträgen von Wolfgang Pohrt, K. Hartung, Gabriele Goettle, J. Bruhn, Karl Heinz Roth, Klaus Bittermann. Edition Tiamat, Berlin 1986, 1. Auflage, ISBN 3-923118-06-6, S. 157–174.
  • Was deutsch ist. Zur kritischen Theorie der Nation. ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 1994, ISBN 3-924627-38-X (2., erweiterte und überarbeite Auflage Freiburg 2019, ISBN 978-3-86259-141-1).
  • Geduld und Ironie. Johannes Agnoli zum 70. Geburtstag. (Hrsg. mit Manfred Dahlmann und Clemens Nachtmann). ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 1995, ISBN 3-924627-42-8.
  • Kritik der Politik. Johannes Agnoli zum 75. Geburtstag. (Hrsg. mit Manfred Dahlmann und Clemens Nachtmann). ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 2000, ISBN 3-924627-66-5.
  • Zur Dialektik der Gegenaufklärung. Über das leere Verstreichen der Zeit und der Fortschritt der Linken auf ihrem Weg in den Abgrund. In: Redaktion Jungle World (Hrsg.): Elfter September Nulleins, Verbrecher Verlag, Berlin 2002, 217–226.
  • Rote Armee Fiktion. (Hrsg. mit Jan Gerber). ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 2007, ISBN 978-3-924627-98-0.
  • Die Logik des Antisemitismus. Die ökonomische / soziologische Reduktion des Wertbegriffs und ihre Folgen. In: sans phrase. Band 17, Winter 2021/21, Freiburg i. Br. / Wien, ISSN 2194-8860.
  • Die Einsamkeit Theodor Herzls. Der Hass auf Israel und die Arbeit der materialistischen Staatskritik. In: sans phrase 16 (Sommer 2020), Freiburg i. Br. / Wien, ISSN 2194-8860.
  • „Nichts gelernt und nichts vergessen“. Vortrag, gehalten am 26. Februar 2010 in Hamburg. In: sans phrase 14 (Frühjahr 2019), Freiburg i. Br. / Wien, ISSN 2194-8860.
  • Joachim Bruhn: Das organisierte Nein. In: sans phrase 13 (Herbst 2018), Freiburg i. Br. / Wien, ISSN 2194-8860.
  • Gespräch mit Johannes Agnoli: Die Zerstörung des Staates mit den Mitteln des Marxismus-Agnolismus. In: sans phrase 13 (Herbst 2018), Freiburg i. Br. / Wien, ISSN 2194-8860.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ça ira Verlag. Archiviert vom Original am 4. März 2019; abgerufen am 4. März 2019.
  2. Jan Gerber: Kritik der Leidenschaft. Ein Nachruf auf Joachim Bruhn. In: Das letzte Gefecht. Die Linke im Kalten Krieg. Erweiterte Neuauflage Auflage. XS-Verlag, Berlin 2022, S. 188–189.
  3. Jede Kritik am Staat Israel ist antisemitisch. Interview mit Joachim Bruhn (ISF), in: T-34 Juli/August 2003 (Internetausgabe)
  4. »Aufhören!« Zum Tod von Joachim Bruhn. In: ça ira-Verlag. Abgerufen am 28. Januar 2021 (deutsch).
  5. Jan-Georg Gerber: Kritik als Leidenschaft. Ein Nachruf auf Joachim Bruhn, in: Bahamas 82/2019
  6. Antwort des ça ira-Verlags und der Initiative Sozialistisches Forum. In: ça ira-Verlag. 30. April 2019, abgerufen am 28. Januar 2021 (deutsch).