Josef Shaked

Geboren am: 23. September 1929

Gestorben am: 21. November 2021

Beiträge von Josef Shaked
Context XXI, Heft 8/2003 — 1/2004

Die Mühen der Erinnerung

Ein Gruppenexperiment
Dezember
2003

Was passiert, wenn Nachfahren von Op­fern und Tätern des Nationalsozialismus versuchen, unter psy­choanalytischer Anlei­tung ins Gespräch zu kommen? von Hannah Fröhlich und Heribert Schiedel nebst Interviews mit Josef Shaked und Gerlinde Farkas-Zehetner Von Jänner bis Juni 2003 trafen sich etwa 80 (...)

Beiträge zu Josef Shaked
Context XXI, Heft 6-7/2004

Brief an Claudia Brunner

Oktober
2004

Liebe Claudia Brunner, Vor etwas mehr als einem Jahr sind wir uns bei der psychoanalytischen Großgruppe begegnet. Woche für Woche sind wir abends im grünen Haus gesessen, ein halbes Jahr lang, ich an der Seite mit möglichst viel Distanz zum Gruppengeschehen, Du fast immer mittendrin. Irgendwann (...)

Josef Shaked (23. September 1929 in Kisvárda[1]21. November 2021)[2] war ein österreichischer Psychoanalytiker, Gruppenanalytiker, Psychiater, Honorarprofessor an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und Mitbegründer der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Gruppenanalyse. Er lebte und arbeitete in Wien. Shaked war Vorsitzender und danach Ehrenpräsident des Wiener Arbeitskreises für Psychoanalyse.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Josef Shaked war jüdischer Herkunft; in den 1930er Jahren zog die Familie nach Palästina. Er kämpfte im Israelischen Unabhängigkeitskrieg und ging danach zum Medizin-Studium nach New York. Im Jahr 1955 ging er nach Wien, da er die Lebenshaltungskosten in New York nicht mehr aufbringen konnte. Hier machte er eine Lehranalyse bei Igor Caruso. Josef Shaked hatte sich bereits als Jugendlicher für die Werke Sigmund Freuds interessiert und den Entschluss gefasst, Psychoanalytiker zu werden. Seine psychiatrische Facharztausbildung absolvierte er im Gugging. Danach wurde er Leiter der psychotherapeutischen Ambulanz der Wiener Gebietskrankenkasse; ab 1975 hatte er eine eigene Praxis. Er verstarb am 21. November 2021.[3] Er wurde am Gersthofer Friedhof bestattet.[4]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Shaked hat 1976 gemeinsam mit Alice Ricciardi und Michael Hayne die gruppenanalytischen Fortbildungs-Workshops der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Gruppenanalyse in Altaussee gegründet, leitete dort über mehr als dreißig Jahre alle Großgruppen und leitete in Wien die gruppenanalytische Ausbildung am ÖAGG. Josef Shaked war Mitglied der Group Analytic Society (London) und Ehrenmitglied des Deutschen Arbeitskreises für Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik (DAGG). Ab 2007 war er – gemeinsam mit Wolfgang Martin Roth – Herausgeber des Österreichischen Jahrbuches für Gruppenanalyse.

Shaked machte die Leitung der Großgruppe und ihre intellektuelle Durchdringung zu seiner Lebensaufgabe. Seine Erfahrungen vermittelte er in seiner Leiterfunktion, in Vorträgen und in Publikationen. Er war der Erste, der Großgruppen im deutschen Sprachraum für Zwecke der Selbsterfahrung und Ausbildung etablierte.[5]

Shaked war eine prägende Persönlichkeit für mehrere Generationen von Psychoanalytikern.

„Die Gruppe interessiert mich aus einem besonderen Grund: wegen des Phänomens der Massenpsychologie. Die Psychoanalyse hat angesichts der Massenpsychologie versagt. Wenn man sieht, wie blauäugig und völlig unwissend die Psychoanalytiker reagiert haben auf Hitler in Deutschland und Österreich und wie sie das zum Teil noch immer bei diesem Thema tun, das hat mich immer sehr geängstigt. Das war mein Motiv, mich mit der Gruppe zu beschäftigen, und das war auch ein Grund, warum ich zur analytischen Großgruppe gekommen bin. Mein persönliches Motiv war Angst, wie zivilisierte Menschen derart entfesselt sein können.“

Josef Shaked: In: Grossmann-Garger, Parth, 1999, S. 8f.

Zu Ehren von Josef Shakeds 80. Geburtstag veranstaltete die ÖAGG im November 2009 ein dreitägiges Symposium mit dem Titel Die analytische Großgruppe, an dem bedeutende Gruppenanalytiker aus ganz Europa teilnahmen, u. a. Mohammad Ardjomandi, Rainer Danzinger, Earl Hopper, Thor Kristian Island und Gerhard Wilke.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die psychoanalytische Großgruppe. In: Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik. Bd. 25, 1989, S. 252–259.
  • Die psychoanalytische Großgruppe: Freudiansische und Kleinianische Ansätze. In: Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik. Bd. 29, 1993, S. 4–20.
  • Die analytische Großgruppe ein Experiment in Massenpsychologie. In: Gruppenanalyse. Bd. 4, H. 1, 1994, S. 31–36.
  • Modelle der Gruppenpsychotherapie: Psychoanalytische Gruppentherapie und Gruppenarbeit. In: Hochgerner/Wildberger (Hrsg.): Die Gruppe in der Psychotherapie. Beiträge aus der Sicht sieben psychotherapeutischer Methoden und spezifische Anwendungsweisen. Wien 1994, S. 62–70
  • Wechselwirkungen zwischen den Kleingruppen und der Großgruppe in einer Ausbildungssituation. In: Gruppenanalyse. Bd. 4, H. 2, 1994, S. 119–134.
  • Die Abwehr des Machtproblems in der institutionalisierten Psychoanalyse und ihr theoretischer Hintergrund. In: Freie Assoziation. Bd. 3, H. 3, 2000, S. 329–348.
  • Vorwort. In: Igor A. Caruso: Die Trennung der Liebenden: Eine Phänomenologie des Todes. Wien 2001.
  • Erfahrungen mit interkulturellen Grossgruppen. In: Pritz/Vykoukal (Hrsg.): Gruppenpsychoanalyse. Wien 2001, 251–260.
  • Der Witz in der analytischen Gruppenarbeit. In: Fallend, Karl (Hg.): Witz und Psychoanalyse: Internationale Sichtweisen. Sigmund Freud revisited. Studienverlag, Innsbruck 2006, S. 209–218.
  • hrsg. mit Wolfgang Martin Roth: Transkulturelles Zusammenleben: Gruppenanalytische Perspektiven im Zeitalter der Globalisierung (= Österreichisches Jahrbuch für Gruppenanalyse. Bd. 1). Facultas, Wien 2007.
  • Ein Leben im Zeichen der Psychoanalyse. Psychosozial-Verlag, Gießen 2011, ISBN 978-3-8379-2099-4.

Literatur und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Cremer: Arbeitsgemeinschaft Gruppenanalyse: Toleranz und Verständnis. In: Deutsches Ärzteblatt. Bd. 93, H. 3 (19. Januar 1996), S. A-137, B-115, C-111
  • Roland Kaufhold: Ein bewegtes Leben. Die Lebenserinnerungen des 1929 geborenen Ungarn Josef Shaked. In: Jüdische Zeitung. 10/2013, S. 13 sowie auf haGalil, 3. April 2013. https://buecher.hagalil.com/2013/04/shaked/
  • Brigitte Grossmann-Garger; Walter Parth (Hrsg.): Die leise Stimme der Psychoanalyse ist beharrlich. Festschrift für Josef Shaked zum 70. Geburtstag. Psychosozial-Verlag, Gießen 1999, ISBN 3-932133-89-7.
  • Verena Mayer: Die Gesetze der Seele. In den Fußstapfen des großen Meisters: Der Psychoanalytiker Josef Shaked, das Freud-Jahr und die Abgründe der Stadt Wien. In: Der Tagesspiegel. Berlin, 24. April 2006, S. 3.
  • Wolfgang Martin Roth, Josef Shaked, Helga Felsberger (Hrsg.): Die analytische Großgruppe: Festschrift zu Ehren von Josef Shaked (= Österreichisches Jahrbuch für Gruppenanalyse. Bd. 4). Facultas, Wien 2010, ISBN 978-3-7089-0643-0

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eleonore Lappin, Albert Lichtblau: Die „Wahrheit“ der Erinnerung: Jüdische Lebensgeschichten. Studienverlag, Innsbruck 2008, S. 241.
  2. Mitteilung der IAG, abgerufen am 22. November 2021
  3. Roland Kaufhold: Zum Tode des jüdischen Psychoanalytikers und Gruppenanalytiker Josef Shaked. In: haGalil.com. 1. Dezember 2021, abgerufen am 9. Dezember 2021.
  4. Josef Shaked in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at
  5. Internationale Arbeitsgemeinschaft für Gruppenanalyse (Memento des Originals vom 18. Januar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gruppenanalyse.info Artikel und Vorträge