Lorenz Gyömörey

Geboren am: 22. Januar 1931

Gestorben am: 24. Dezember 1989

Kaplan in Wien, Autor eines Griechenlandbuches, das demnächst bei Paul Zsolnay, Wien, erscheint (Lorenz Gyömörey, Griechenland, Ein europäischer Fall. Vorwort von Friedrich Heer. Ca. 336 S., Ln., öS 130‚—, DM 20,—, sfr 21,60).

Beiträge von Lorenz Gyömörey
FORVM, No. 196/II

Griechische Anatomie

April
1970

Griechenland gehört im Kräftefeld der gegenwärtig dreigeteilten Welt politisch zum US-orientierten „freien Westen“, geographisch zur Interessensphäre des Ostblocks, seiner wirtschaftlichen Situation nach zur dritten Welt der Entwicklungsländer. Durch die künstliche Übernahme verschiedener (...)

Lorenz Gyömörey, geborener Laurentius Maria Anton Georg Otto Constantin Maximilian Gyömerey (* 22. Jänner 1931 in Graz; † 24. Dezember 1989 in Chalandri, Athen) war ein österreichisch-ungarischer Priester, Übersetzer und Autor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Mutter Georgine Adalberta Helene Eduarda geb. Almasy (geb. 25. September 1894 in Graz, St. Leonhard) entstammte dem ungarischen Adel. Ihr Bruder Laszló Almasy war Pilot und ging als Vorlage für den Roman Der englische Patient in die neuere Literatur- und Filmgeschichte ein. Der Vater Anton Gyömörey (geb. am 1. Mai 1881 in Mährisch Weißkirchen) war Offizier, die Familie wohnte zeitweise auf Burg Bernstein im Burgenland. In einem Seitengebäude der Burg verbrachte Lorenz Gyömörey einen Teil seine Kindheit. Da die landadelige Familie für ihre Treue zum Kaiserhaus und ihr Festhalten am Katholizismus bekannt war, musste sie nach dem „Anschluss“ 1938 nach Kőszeg in Ungarn flüchten, wo Lorenz Gyömörey ein Gymnasium der Benediktiner besuchte. Die Familie kehrte unmittelbar nach Kriegsende nach Österreich zurück. Die Matura legte er am 18. Februar 1949 am Bundesgymnasium in Mattersburg ab. In der Zeit danach erschienen erste Artikel im burgenländischen St. Martins-Boten. Am 18. Oktober 1949 erfolgte die Inskription im Studienfach Theologie. Zehn Jahre danach erfolgte eine Inskription im Studienfach Philosophie.

Die Priesterweihe am 29. Juni 1954 erfolgte durch Kardinal Theodor Innitzer. Ab dem 1. September 1954 wirkte er als Kaplan in der Pfarre Wildendürnbach, NÖ. 1957/58 war er leitender Redakteur der hektografierten Monatszeitschrift Fiatalok Foruma in ungarischer Sprache, die von der Ungarn Jugendhilfe des Österreichischen Bundesjugendringes herausgegeben wurde.

Ende Jänner 1958 setzte ein Dienstverhältnis in der „Intellektuellen-Hilfe“ der Caritas der Erzdiözese Wien ein.

Im Zuge der ungarischen Revolution reiste er vielfach nach Budapest und andere Orte, um Hilfsaktionen zu organisieren und als Journalist über die Lage zu berichten. Etliche Artikel erschienen Ende 1956 in der Zeitschrift Wir. Österreichs Junge Bewegung. Von 1954 bis 1974 war in der Seelsorge der Erzdiözese Wien tätig, Sekretär des Internationalen Kulturzentrums in der Annagasse 20 (Palais Erzherzog Carl, heute Haus der Musik), 1956 seelsorgerische Betreuung der aus Ungarn geflüchteten Mittelschüler und Studenten, ebenso 1968 zusammen mit Leopold Ungar für die aus der CSSR geflüchteten Schüler und Studenten.

Er wohnte in seiner Wiener Zeit im Sacre Coeur am Rennweg 3, veranstaltete hier Diskussionsrunden und Aussprachen, wobei Prälat Leopold Ungar, Friedrich Heer, György Sebestyen, Anton Pelinka, Alfred Payerleitner und Ursula Pasterk zu seinen Gästen gehörten. Eine lebenslange Freundschaft entwickelte sich zu Michael Guttenbrunner und dessen Frau Winnetou.

Lorenz Gyömörey verfasste Drehbücher für vier ORF-Dokumentationen.

Er reiste seit Beginn der 1960er Jahre nach Griechenland und erwarb 1966 ein kleines Bauernhaus auf der Kykladeninsel Amorgos nahe dem Hafen Katapola. In der Zeit der griechischen Militärjunta verfügte er über gute Kontakte zum griechischen Widerstand um Giorgios Mavros. Diesem dürfte er auch Hilfsgelder der SPÖ unter Bruno Pittermann zukommen haben lassen. Lorenz Gyömörey half zahlreichen bedrängten Menschen, er reiste 1974 im Zuge der dortigen politischen Krise nach Zypern und verfasste im Auftrag der Katholischen Kirche Österreichs einen Menschenrechtsbericht. In Athen erlebte er 1974 das Ende der Junta. Dies fiel zeitlich zusammen mit einer Maßregelung durch Kardinal Franz König aufgrund der ORF-Dokumentation über die Kirchensteuer. Daraufhin übersiedelte Lorenz Gyömörey endgültig nach Griechenland und lebte fortan in Athen und Amorgos. Hier setzte er seine Studien über das Land, seine Menschen und seine Literatur fort. Nach dem bereits 1970 publizierten Buch Griechenland. Ein europäischer Fall mit einem Vorwort von Friedrich Heer folgte Auf den Spuren der Mütter. Lorenz Gyömörey übersetzte Gedichte von Giorgos Seferis, Odysseas Elytis und Konstantinos Kavafis ins Deutsche, ebenso die Selbstbekenntnisse des Generals Makryjannis unter dem Titel Wir, nicht ich. Aus dem Ungarischen ins Griechische übersetzte er unter anderem die Memoiren von Andràs Hegedüs. Zudem wirkte er als Konsulent bei der Übersetzung von Hölderlins Hyperion ins Griechische.

Seine letzte Ruhestätte fand Lorenz Gyömörey in der Priestergruft des katholischen Friedhofs Hieraklion in Athen.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kulturgeschichtliche Studien
  • Griechenland. Ein europäischer Fall. (Vorwort Friedrich Heer). Paul Zsolnay, Wien, Hamburg 1970.
  • Auf den Spuren der Mütter. Improvisationen über den subjektiven Faktor, die Griechen, das Matriarchat und den Untergang des Abendlandes. Paul Zsolnay, Wien, Hamburg 1977.
Sonstige
  • Α. Ε. Mαργαρίτης: „Έφυγε“ ο πατήρ Λαυρέντιος. In: Τα Νεα, 27. Dezember 1989.
  • Νίκος Άντονατος: …και ο συνγραφέας Λαυρέντιος Γκεμερέι. Τέχνες, 27. Dezember 1989.
  • Heribert Holzer: Vor 25 Jahren ging er nach Athen. In: Wiener Kirchenzeitung, 21. Januar 1990.
  • Zum Tod von Lorenz Gyömörey. In: Christ in der Gegenwart, 21. Januar 1990.

Film (Drehbücher)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aufbruch in der Kirche 1969 (ORF; Regie Imre Lazar)
  • Altsein in Österreich (ORF; Regie: Robert Dornhelm)
  • Klosterschulenreport 1970 (ORF; Regie: Robert Dornhelm)
  • Kirchensteuerreport 1970 (ORF; Regie: Robert Dornhelm)