Maria Wölflingseder

Maria Wölflingseder, geb. 1958 in Salzburg, seit 1977 in Wien. Studium der Pädagogik und Psychologie. Arbeitsschwerpunkt: Kritische Analyse von Esoterik, Biologismus und Ökofeminismus; zahlreiche Publikationen. Bei den Streifzügen seit Anbeginn. Mitglied der Redaktion der Streifzüge, Mitherausgeberin von „Dead Men Working — Gebrauchsanweisungen zur Arbeits- und Sozialkritik in Zeiten kapitalistischen Amoklaufs“, Münster 2004 (2. Auflage 2005). Nicht nur in der Theorie zu Hause, sondern auch in der Literatur, insbesondere in der slawischen. Veröffentlichungen von Lyrik sowie Belletristik-Rezensionen.

Beitræge von Maria Wölflingseder
MOZ, Nummer 48
New Age

Geist geheilt oder umnachtet?

Januar
1990

Esoterik-Messen, UFO-Beobachtungsstationen, zahlreiche Erscheinungen in Buchform und auch anderer Art beleben die New-Age-Konjunktur. Weiterhin und beständig. Die „Rest-Linke“ verharrt in konsequenter Ignoranz, die „Neue Rechte“ profitiert. Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie (...)

Streifzüge, Heft 1/1996

Wie es weitergeht

Zweite Erklärung zum „Linken Dialog“
März
1996

Um es böse zu sagen: Die „Linke Dialog-Kon­ferenz“ vom 8. bis 10. Dezember 1995 an der TU Wien hat großteils eingelöst, was wir von ihr befürchtet haben. Sie bot kaum Gelegenheit zur Darstellung theoretischer, wie auch immer „linker“, Positionen und Entwicklungsstränge, und sie war auch nicht das (...)

Streifzüge, Heft 1/1997

Beispiele linker Mythen

An Hand gängiger antifaschistischer Praxis
März
1997

Gerhard Scheit schreibt, er hätte bezüglich des Artikels „Schlagt die Bevölkerung, wo ihr sie trefft“ größere Differenzen mit Schandl als sonst. Er schreibt u.a. von Verharmlosung (der Mitte) und von sofortiger Notwehr. Ich kann nicht nachvollziehen, warum bei ihm dieser Artikel anders ankommt als (...)

Streifzüge, Heft 2/1998

Esoterik und die Linke

Juni
1998

Seit Mitte der 80er Jahre haben sich — aus den USA kommend — esoterische, das heißt vor allem spirituelle und biologistische Strömungen im deutschsprachigen Raum stark ausgebreitet; seit den 90er Jahren nehmen sie auch im ehemaligen Ostblock stark zu. Wurde esoterisches Gedankengut anfangs von (...)

Weg und Ziel

Meine Jahre bei „Weg und Ziel“

Anekdotisches und Grundsätzliches
Januar
2000

Meine Mitarbeit bei „Weg und Ziel“ war mindestens genauso unvorhersehbar wie die politischen Veränderungen anno 1989 in Osteuropa. Trotzdem ergab sie sich. Wobei letzteres zur Voraussetzung für ersteres wurde. Als ewig parteipolitisch unorganisierter „freischwebender kritischer Geist“ war es höchst (...)

Streifzüge, Heft 3/2001

Für eine nicht durchgeknallte Linke!

Kurze Erklärung zur Trennung im Kritischen Kreis
Oktober
2001

Die Anschläge in den USA haben nicht nur das World Trade Centre und das Pentagon getroffen, sondern auch den Kritischen Kreis. Ausgangspunkt unserer Trennung war die „Erste Stellungnahme der Bahamas zum islamistischen Massaker in den USA“, wo ganz offen Militärschläge gegen islamistische Zentren (...)

Streifzüge, Heft 1/2003

Einfach umwerfend!

Wenn eine arbeitslos ist, kann sie was erzählen
März
2003

Aus dem Spiegel blickt mir ein Zombie entgegen. Ein völlig verquollenes rotes Gesicht, das sich wie ein Reibeisen anfühlt. Meine legendären großen blauen Augen, meine Stupsnase sind buchstäblich im Lymph-Stausee ertrunken. Was, wenn dieses Aussehen nicht mehr verschwindet? Als ob ich nicht schon (...)

Streifzüge, Heft 2/2003

Wie moderne Prediger

Juni
2003

Arbeitslosenkurse mögen im Einzelfall hilfreich sein, ja sogar zu einem Job verhelfen. Für die meisten sind sie jedoch so überflüssig wie ein Kropf. Durch Kurse werden ja keine Jobs geschaffen, höchstens die Konkurrenz verschärft. Es war einmal eine Zeit, da herrschten ziemlich verrückte (...)

Streifzüge, Heft 30
2000 Zeichen abwärts

Vom Sparefroh zum geilen Geiz

März
2004

Das Sparefroh-Männchen aus meiner Kindheit hat schon lange das Zeitliche gesegnet. Nun ist über Nacht das Sparen plötzlich urgeil geworden. Sparen nicht im Sinne von Geld aufs Sparbuch oder sonst wohin legen, sondern im Sinne von billig einkaufen. Es ist todschick, Schnäppchen zu jagen. Das (...)

Streifzüge, Heft 30
2000 Zeichen abwärts

Zynische Verklärung der Armut

März
2004

In einem der unzähligen Lifestyle-Blättchen wird eine „Gelddiät“ propagiert. „Geld regiert die Welt, aber nicht dich! Eines der ungelösten Rätsel deiner Existenz: Wohin verschwindet das liebe Geld? Das findest Du am besten selbst heraus. Dreh den Spieß um. Verweigere Dich dem Konsum. Lass dein Geld (...)

Streifzüge, Heft 30

„Je mehr Magenschmerzen, desto süßer lächeln sie“

Positives Denken – vom Esoterik-Ideologem zum klassischen Gleitmittel
März
2004

In seinem Roman „Herrn Kukas Empfehlungen“ schildert Radek Knapp höchst treffend die anstandslose Unterordnung unter den Guru Verwertbarkeit. Sein junger polnischer Held, zum ersten Mal nach Wien gereist, ist bass erstaunt über die Sitten im goldenen Westen. Die Menschen „sitzen vierzehn Stunden am (...)

Streifzüge, Heft 30
2000 Zeichen abwärts

„105.000 Euro Provision im 1. Jahr!“

März
2004

Alle Arbeitssuchenden kennen sie: die Inserate in seriösen Zeitungen, all die Zettel auf Laternenpfählen oder auf dem Schwarzen Brett im Supermarkt mit all den Jobangeboten, die einen erklecklichen bis horrenden Verdienst versprechen. Jeder, der seine fünf Sinne besammen hat, weiß, dass sie (...)

Streifzüge, Heft 31
2000 Zeichen abwärts

Arbeitslose unter Wohnort-Arrest?

Juni
2004

Arbeitslose dürfen bei Bezug einer Unterstützung nicht ins Ausland fahren. Darauf werden sie stets hingewiesen. Wenn sie die Landesgrenzen überschreiten wollen, müssen sie sich abmelden und für diese Zeit auf das Arbeitslosengeld verzichten. Das heißt, WienerInnen dürfen zwar ins 700 km entfernte (...)

Streifzüge, Heft 31
2000 Zeichen abwärts

Ob wir da mithalten können – mit Glücksgöttinnen und Heiterkeitshormonen?

Juni
2004

Eines der wesentlichsten Charakteristiken der Moderne: Der Tod wurde immer mehr verdrängt. Nun wird mittels Bio-Technologien – kostenintensiv – heftigst an der Unsterblichkeit des Menschen gebastelt. Könnte es sein, dass der Zwang zum Positiven Denken, der jegliche Reflexion, ja, jegliche (...)

Streifzüge, Heft 31
2000 Zeichen abwärts

Mängelexemplar

Juni
2004

Viele meiner Klassiker in Taschenbuchformat von Cechov und Hrabal über André Kaminski und Viktorija Tokarjewa bis Rosa Montero und B. Traven sind am oberen und unteren Beschnitt mit einem dicken schwarzen Filzstiftstrich oder einem Stempel „Preisreduziertes Mängelexemplar“ verunstaltet. – Bücher wie (...)

Streifzüge, Heft 31

Sie schlafen nicht im Zombie-Zirkus

Ein bemerkenswertes Buch von Kathrin Röggla über die ProtagonistInnen der New Econony
Juni
2004

Bücher, die in den Bestsellerlisten rangieren, gehören in der Mehrzahl nicht zu denen, die mein besonderes Interesse wecken. Eine Ausnahme sei hier vorgestellt. der senior associate: müsse er zugeben: ein wenig geistesgestört seien die arbeitszeiten schon, das sei ihm klar, wenn einem die arbeit (...)

Streifzüge, Heft 32
2000 Zeichen abwärts

Nichts zu lachen?

Oktober
2004

Neulich bei meinem Vortrag in Linz erzählte ich über das Positive Denken, über den strahlenden Optimismus, der Arbeitslosen empfohlen wird, wenn sie wieder einen Job bekommen wollen; und über die frappante Ähnlichkeit des eingemeißelten Grinsens bei Sektengurus, esoterisch Entrückten, (...)

Streifzüge, Heft 32
2000 Zeichen abwärts

Gestylte Gleichbehandlung

Oktober
2004

Sie wollen mehr Texte online lesen?
Das ist machbar! Mit der fördernden Mitgliedschaft

Streifzüge, Heft 32

Nicht nur zur Allerheiligenzeit

Oktober
2004

In der Kronen-Zeitung und im Kurier fand sich zu Allerheiligen ein Inserat mit dem Titel: „Korrekte Bestatter werben nicht“. „Werbung für Bestattungen verstößt gegen unsere Sitten und Gebräuche und ist daher in Österreich verboten… Alle Religionsgemeinschaften und die Standesvertreter der Bestatter (...)

Streifzüge, Heft 32

Es brennt, aber Hauptsache, Gleichbehandlung ist gesetzlich garantiert

Dezember
2004

[(Heute aktueller denn je dieser fast 14 Jahre alte Text. Die hier kritisierte Tendenz, strukturelle Benachteiligungen, strukturelle Gewalt zu übersehen, ist seither noch stärker geworden. Anstatt dessen nimmt das postmoderne Starren auf das Konzept von Ungleichheiten, Identitäten und Diversität (...)

Streifzüge, Heft 33
Dead Men Working

Lebenslänglich!

Dead Men Learning
März
2005

Von Tag zu Tag wird’s beklemmender. Egal wohin man blickt, von überall schlägt einem der Appell entgegen: Lass dich coachen! Lies Ratgeber! Besuche Kurse! Lass dich umschulen! Mache eine Weiterbildung! Nütze die Zeit der Arbeitslosigkeit für eine Ausbildung! Komme zur BeSt, zur Berufs-und (...)

Streifzüge, Heft 33
2000 Zeichen abwärts

Ist der „Kinderteller“ politically correct?

März
2005

Kaum ist der Silvesterrausch ausgeschlafen, begibt sich Deutschlands rot-grüne Regierung in den Antidiskriminierungstaumel. „Wir erfüllen mehr als nur die Forderungen aus Brüssel“, wird betont. Das nun eilfertig verabschiedete Gesetz sei besonders „lebensnah“ und „anwenderfreundlich“. Jedoch (...)

Streifzüge, Heft 33

Flucht vor dem eigenen Ich

Lesenswerte Bücher zum Arbeits- und Bildungswahn
März
2005

Genauso wichtig wie die theoretische Zuspitzung ist auch ein Rundblick über wertkritische Gefilde hinaus. Ich habe mich um Literatur zum Thema Arbeit umgesehen. Auch in Bezug auf das nächste krisis-Seminar über „Die Herrschaft der toten Zeit“ (siehe S. 39) sind die Bücher und Broschüren interessant. (...)

Streifzüge, Heft 34
Dead Men Working

Fußfesseln für Nicht-Subjekte

Juni
2005

Als Ende April der hessische Justizminister Christean Wagner (CDU) die Idee verbreitete, auch therapierten Suchtkranken und Langzeitarbeitslosen als wohlwollende „Hilfe zur Selbsthilfe“ (O-Ton) Fußfesseln anzulegen, haben sicher auch die 550.000 Arbeitslosen in Österreich einen verstärkten Druck (...)

Streifzüge, Heft 35
Dead Men Working

Ganzheitlich umsorgt

Oktober
2005

Woche für Woche steht’s in den Karrieren-Seiten des links-liberalen Standard wie’s geht. „Jedes Unternehmen sollte seine Mitarbeiter ganzheitlich sehen und jede Unterstützung zuteil werden lassen, damit diese frei, ohne Sorgen für den Beruf arbeiten können“, so wird das großangelegte EU-Projekt (...)

Streifzüge, Heft 35

Ist die Esoterik auf den Hund gekommen?

Oktober
2005

In den letzten 25 Jahren hat es die Esoterik-Bewegung glänzend geschafft, mittels völlig verquerer Denkkapriolen die unmenschlichen Verhältnisse schön zu phantasieren. Diese intellektuellen Mucken haben aber auch die Blut-Hirn-Schranke der Allgemeinheit ohne Hindernisse passiert. Die Zauberwörter (...)

Streifzüge, Heft 36

10 Jahre Streifzüge

März
2006

Lernbub von Martin Scheuringer Auf die Idee, dass ich mich nicht unbedingt in die gängigen Denk- und Handlungsformen einpassen muss, kam ich erst, als mich während des Studiums die 68er-Nostalgie packte. Diese befällt einen Soziologie- und Philosophie-Studenten wohl fast zwangsläufig, wird doch (...)

Streifzüge, Heft 36
2000 Zeichen abwärts

Freigeister und ihre kreative Revolution

März
2006

Sind’s Fantasy- oder Gespenstergeschichten oder einfach Lügenmärchen, die uns in den Wirtschaftsblättern und den Karriere-Seiten der Tageszeitungen aufgetischt werden? „Die kreative Revolution. Es gibt wenige Dinge auf der Welt, die mich so sehr faszinieren wie die Revolution des Alltäglichen. Wenn (...)

Streifzüge, Heft 36
2000 Zeichen abwärts

Unternehmen und ihre wahren Werte

März
2006

Wert ist Trumpf! „Sichern Sie Ihren Marktwert – mit 990 Euro fünf Jahre trainieren in den Oasis Health+Fitness Clubs.“ Heute geht es aber nicht mehr vorrangig um den schnöden Marktwert. „Egomanie und Shareholder-Value haben als Maß aller Dinge ausgedient“, schreibt die Unternehmensberaterin Elisabeth (...)

Streifzüge, Heft 36
2000 Zeichen abwärts

Wir und unsere wohligen Gefühle

März
2006

Gefühle sind in! Angenehme Gefühle und Wohlbefinden in der Arbeitswelt – zumindest am Papier, vor allem auf jenem der Printmedien, die die Agitation der Arbeitssekte freiwilllig übernehmen. Auch das hat sich bewährt – v. a. in der Esoterik-Bewegung der letzten 20 Jahre: Alles, was fehlt, wird einfach (...)

Streifzüge, Heft 37
2000 Zeichen abwärts

Der kritische Konsument

Juni
2006

„Der Kunde ist König“, propagierte man früher. Heute hat der Konsument ein kritischer zu sein, der „grüne Punkt“ am bunten Giftcocktail? Er soll die Produkte der (bösen) „Geschäftemacher“ meiden und anstatt dessen faire und ökologische zu gerechten Preisen kaufen. Wie aber gehen solche Attribute mit den (...)

Streifzüge, Heft 37
2000 Zeichen abwärts

Sakralbau des Kapitals

Juni
2006

Der Potsdamer Platz stellte in den „goldenen“ Zwanziger Jahren die geistige und kulturelle Mitte Berlins dar, das Herz der damals pulsierenden vier Millionen Metropole. Im Zweiten Weltkrieg wurden 80 Prozent der Häuser zerstört, dann verlief die Mauer quer über das ehemalige Zentrum. Nach der (...)

Streifzüge, Heft 66

Home Stories

Aus den gezinkten Märchenbüchern der Streifzüge-Redaktion
August
2006

Schreiben hilft von Maria Wölflingseder Ja, so etwas! Neben dem Gründer der Streifzüge, Franz Schandl, bin ich von den aktuellen Mitarbeitenden die einzige, die von Anbeginn dabei ist. Franz kannte mich aus der Weg und Ziel-Redaktion, in die er von Julius Mende eingeladen wurde, und in der ich (...)

Streifzüge, Heft 38
2000 Zeichen abwärts

Just do it!

Österreich weiß, wie’s geht
Oktober
2006

Ein weißes Plakat, auf dem ein durchgestrichenes „Hätti-wari“ (für unsere norddeutschen LeserInnen: „Hätt‘ ich – wär‘ ich“) steht und durch ein „habi gmacht“ ersetzt wurde. „Hätti-wari“ tönte auch auf allen Radiosendern, flimmerte auf allen Fernsehstationen. Das Austrian Chapter der International Advertising (...)

Streifzüge, Heft 38
Dead Men Working

Vollbeschäftigtes Irrenhaus

Oktober
2006

Heuer, im österreichischen Wahljahr, hat die Regierung eine Menge Geld locker gemacht – das AMS-Budget wurde um ein Drittel erhöht –, um die Arbeitslosen noch erfolgreicher aus der Statistik zu entfernen. Gemeinnützige Personalüberlasser sind die neuen Wundertäter. Arbeitslose verwandeln sich in ihren (...)

Streifzüge, Heft 38
2000 Zeichen abwärts

Akustisches Nervensägen

Oktober
2006

Unlängst antworteten im Radio eine Sängerin und ein Sänger, beide ältere Semester, auf die Frage, was für sie missliebige Musik sei: Wenn aus einem Auto mit offenen Fenstern Popmusik mit unerträglichen Bässen dröhnt. Die Glücklichen, wenn sie nur damit gelegentlich behelligt werden! Sie sind nicht von (...)

Streifzüge, Heft 38

„Das gute Leben“

Über Fred Wanders Erinnerungen und die Bedeutung des Erzählens
Oktober
2006

Ein Tag im Juni 2006 war in meinem Kalender lange vorher rot angestrichen. Jener Tag, an dem Fred Wander in der Alten Schmiede, Wiens erster Adresse in Sachen Literatur, lesen sollte. – Obwohl der Schriftsteller krank und nicht anwesend war, war es ein ungewöhnlich eindrucksvoller Abend. Die (...)

Streifzüge, Heft 39
Dead Men Working

Durchstarten!

März
2007

Auf der Pampers-Windel-Werbung prangt unter dem Foto eines friedlich schlafenden Säuglings der Schriftzug: „Bitte nicht stören. Arbeite auf Hochtouren.“ Dass „dein Gehirn während der Nacht Millionen von Verbindungen herstellt, um all das zu verarbeiten, was du tagsüber erlebt hast“, wird klein (...)

Streifzüge, Heft 39

Vom Markt der Religionen zum Markt als Religion

März
2007

„Ein Aufatmen geht durch die bürgerliche Mitte, und auch die Gebildeten unter den Verächtern können es nicht mehr leugnen: Die totgesagte Religion ist ins Bewusstsein zurückgekehrt …“ So beginnt Thomas Assheuer seinen Leitartikel in der ZEIT vom 8. Februar 2007 anlässlich der anlaufenden Serie „Was (...)

Streifzüge, Heft 40

Müßiggang ist aller Tugend Anfang

Juni
2007

Nicht Arbeit, sondern Muße ist das Ziel des Menschen – oder schöne Dinge herstellen oder schöne Dinge lesen oder einfach die Welt mit Bewunderung und Entzücken betrachten. Oscar Wilde: Oscariana – Oder Wildes Denken, Zürich 2000. Ein aktueller Bestseller über den Müßiggang? Erstaunlich! Die Welt am (...)

Streifzüge, Heft 41
Dead Men Working

Zwangsarbeit ante portas

Oktober
2007

Wer früher ohne Job war, war ein Versicherungsfall und wurde am Arbeitsamt wie ein Versicherungskunde behandelt – im Großen und Ganzen höflich, zuvorkommend, jedenfalls ohne Repressalien. Heute aber – wo sich das Arbeitsamt Arbeitsmarktservice (AMS) nennt und die Arbeitslosen großspurig als „Kunden“ (...)

Streifzüge, Heft 43
Dead Men Working

„Bruttosozialglück“

Juni
2008

Der dernier cri hallt frohgemut durch die Feuilletons der Printmedien und durch die einschlägigen Sendungen des ORF-Radio Ö1, in dem sich die alternativ-links-liberalen Trendsetter ein Stelldichein geben. Ihre neuen Zauberformeln gegen Armut, Arbeitslosigkeit und alle anderen leidvollen (...)

Streifzüge, Heft 44
Dead Men Working

Penetranz zur Potenz

Oktober
2008

Seit mit der Strategie „Immer-weiter, Immer-höher, Immer-schneller“ keine Beute mehr zu machen ist, werden die verzweifelten Versuche, das Business auch am Totenbett noch aufrechtzuerhalten, höchst penetrant. Business as usual is over – seine Adepten schlagen umso wilder um sich. Sie treffen jeden, (...)

Streifzüge, Heft 45
2000 Zeichen abwärts

Verschrottungsprämie oder Mercedes Benz?

März
2009

ch war noch fast ein Kind, da wollten mir diese widersinnigen Aufforderungen, die ständig durch die Medien geisterten, schon nicht einleuchten. Einerseits sollen wir uns ökologisch verhalten, die Umwelt tunlichst nicht belasten,sie mit möglichst wenig CO2 verschmutzen und andererseits müssen wir (...)

Streifzüge, Heft 45
Dead Men Working

Im Puff & im Krieg

März
2009

Viel wird über die Wirtschaftskrise berichtet – überwiegend Nonsens, selten Richtiges. Vor dem Hintergrund der medialen Gesundbetmühle lässt die Feststellung eines Psychologen aufhorchen: Nachrichten über eine Katastrophe werden zuerst vehement verdrängt und viel später erst leidvoll wahrgenommen – (...)

Streifzüge, Heft 46
Dead Men Working

Globaler Freilandversuch

Juni
2009

Der weltweite Handy-Verkauf ist krisenbedingt zum ersten Mal geschrumpft. Im ersten Quartal um 8,6 Prozent. Hochgerechnet auf ein Jahr wären das immer noch 1,076 Milliarden verkaufte Handys. Während in Europa die Penetrationsrate vielerorts bereits über 100 Prozent liegt – in Litauen ist sie mit (...)

Streifzüge, Heft 46

Reichtum und Ressource

Juni
2009

Richtig Reich … … war A. Onassis bedauerlicherweise nicht. Vielmehr ein armer Mann mit viel Geld, gemäß eigener Einschätzung. Hierin ist die heikle Ambivalenz von Reichtum auf den Punkt gebracht. Denn Geld und Ware sind nur in einer Welt der Knappheit denkbar. Sie gründen auf Mangel und treiben (...)

Streifzüge, Heft 47
Dead Men Working

Wohnung(slos)–Arbeit(slos)

Oktober
2009

Ein aufgeregtes „Wo wohnen?“ war einer der ersten Zweiwortsätze, die meine Zwillingsneffen sprechen konnten. Sie fragten nach der Behausung eines großen Vogels, den sie gerade bestaunten. Wo und wie wohnen, ist in der Menschheitsgeschichte eine unausweichliche Frage. Den Menschen ist die Form des (...)

Streifzüge, Heft 47

Home Stories

Oktober
2009

My Home is my Aura Mein Leben spielt sich nicht im weit verbreiteten Stakkatostil, dem täglichen Gehetze zwischen Drinnen und Draußen, ab. Meinereins, zur forschenden und schreibenden Zunft gehörend, bevorzugt so wie Künstler generell als Platz der Inspiration meist die eigenen vier Wände. (...)

Streifzüge, Heft 48

FreundInnen

März
2010

Segensreiche Entleiblichung der Interaktion Freunde sind das Salz in der Ursuppe des Lebens. Ohne meine Freunde wüsste ich nicht, dass meine Frisur an einen totgefahrenen Frosch gemahnt. Dass Tschäcki Lugners Neuer im Sternzeichen und vom Gesicht her Ratte ist. Dass meine Hose backbords auch (...)

Streifzüge, Heft 48
Dead Men Working

Wer arm ist, soll schweigen

März
2010

Das „Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“ wurde proklamiert. Den Wortlaut dieser Verkündigung muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Jetzt soll es plötzlich eine „Anerkennung des Rechts der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Menschen auf ein Leben in (...)

Streifzüge, Heft 48
2000 Zeichen abwärts

Ferngesteuert

März
2010

„Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten!“ Dieses Sätzchen erlangt angesichts von Autos, die nicht mehr zu bremsen sind, eine neue Bedeutung. Menschen rasen in den Tod, weil die Technik versagt. Die Bremsen bremsen nicht, weil die Gaspedale hängen geblieben sind, heißt es in den Nachrichten. Das ist (...)

Streifzüge, Heft 49
Dead Men Working

Zustände

Juni
2010

Das deutsche Wort „Staat“ ist dem lateinischen status („Stand, Zustand, Stellung“) entlehnt. Staat – Zustand – Ausnahmezustand? Ein Beispiel für die unregelmäßige Steigerung von gesellschaftlichen Verhältnissen? Zustand? Ausnahmezustand? Eine passende Bezeichnung aus der Umgangssprache für die (...)

Streifzüge, Heft 50

Poesie des Lokalkolorits

Wider die Normierung und Uniformierung der Welt – Ein Streifzug
Oktober
2010

Ist es nicht verrückt, einerseits werden Individualität und Originalität, Besonderheit und Einzigartigkeit als Anspruch hochgehalten, andererseits wird die Welt seit über hundert Jahren immer einförmiger und eintöniger? Obwohl heute die früheren einzwängenden Normen und Sitten großteils abgeschafft (...)

Streifzüge, Heft 50

Strangestories

Oktober
2010

Fremd bin ich und fremd ist mir An einem windigen Herbsttag im letzten 0er Jahr des 21. Jahrhunderts betrat ich vom Trittbrett des Linienbus 16a aus, ohne mir dessen in jenem Moment bewusst zu sein, das Fremde. Der global vereinheitlichte Konsumschleusenlook des Flughafens hatte mich noch kurz (...)

Streifzüge, Heft 51
Dead Men Working

Aus der Hängematte ins Ehrenamt?

März
2011

Eine beherzte Initiative der Psychologin Hedwig Presch, an der über 400 Menschen ohne Lohnarbeit beteiligt waren, gewährt einen tiefen Einblick in eine Realität, die von der Öffentlichkeit noch immer weitgehend ausgeblendet wird. Das einjährige Projekt „WÜST – Würde statt Stress: Solidarische (...)

Streifzüge, Heft 51
2000 Zeichen abwärts

(Wider-)Standbein und Spielbein

März
2011

Solange das gute Leben nicht alltäglich ist, wird Analyse, Kritik und Widerstand notwendig sein. Obwohl es zum ersten Mal in der Geschichte ein Leichtes wäre, dass kein Mensch auf dem Globus Hunger leiden und Mangel erleben müsste, werden wir noch lange damit beschäftigt sein, die Not zu wenden. (...)

Streifzüge, Heft 52
Dead Men Working

Fiktion gegen Fiktion?

Juni
2011

Erstaunlich, wie unterschiedlich sich Fiktionen in den verschiedenen Sphären unseres Daseins auswirken. Im Reich der Kunst und der Sinnlichkeit, auch in der ganz alltäglichen Lebenskunst und Lebenslust sind Fiktionen das Um und Auf. Was wäre das Leben, wenn wir uns nichts vorstellen könnten? Was (...)

Streifzüge, Heft 52

Fiction live

Juni
2011

Das Traummännlein Wirklich anwesend bin ich selten. Ich mag zwar physisch da sein, aber ich bin nicht in meiner Physis. Nicht einmal in meiner Noesis verwirkliche ich mich. Dem Eindruck, mir passiere mein Leben, kann ich mich nicht entziehen. Die Tage, Wochen und Monate gehen dahin ohne (...)

Streifzüge, Heft 53
Dead Men Working

Die Pantoffelhelden der Arbeit

Oktober
2011

Was ist eigentlich mehr Arbeit, eine Arbeit zu haben oder keine? Was kostet mehr Energie und Substanz? – Meist macht es mehr Arbeit, und es ist viel nervenaufreibender ohne Arbeit zu sein. Weil du ohne nicht ganz richtig bist. Weil du in einem unmöglichen Zustand gefangen bist, in dem du (...)

Streifzüge, Heft 54
Dead Men Working

Rechenkünste unlimited

März
2012

„Money makes the world go round, go round …!“ – Genau so ist es. So lange es Geld gibt, wird das Geld die Welt beherrschen. Die Aufgabe der Marktwirtschaft ist es, aus Geld mehr Geld zu machen. Ohne Gewinnmaximierung kein Überleben. Das ist der Zweck aller Übungen. Geld ist mitnichten ein (...)

Streifzüge, Heft 55

Lauter Lustbarkeiten – trotz alledem

Das Leben zwischen Hingabe und Widerstand
Juni
2012

Am Ende von Interviews werden Künstler/innen und Wissenschaftler/innen gerne gefragt, worum es im Leben gehe. Oft kommt darauf die Antwort: „Um Liebe und Tod.“ – Ja, aber was ist mit der Lust? Mit der Lust in all ihren unendlichen Variationen? Lust, der Welt mit allen Sinnen zu (...)

Streifzüge, Heft 55

Home Stories

Juni
2012

Hörfacetten Beethovens Waldsteinsonate ist hervorragende Musik, sie nimmt mich ab dem ersten Ton auf eine lustvolle Reise, die im rasanten, aber leisen, ja schleichenden Laufen beginnt, das abrupt durch eine mit Inbrunst in die Klaviatur gedonnerte Akkordfolge unterbrochen und von einem irren (...)

Streifzüge, Heft 56
Bärbel Danneberg:

Eiswege

Oktober
2012

Nach dem Suizid des Partners zurück ins Leben. Mit Totentanz-Bildern von Herwig Zens. Promedia Verlag 2012, 176 Seiten, ca. 17 Euro Die Journalistin Bärbel Danneberg, seit 2003 in Pension, hat ein sehr persönliches Buch über den Tod geschrieben. Nach 23 gemeinsamen Jahren hat sich ihr (...)

Streifzüge, Heft 56
Dead Men Working

Geladene Geschoße

Oktober
2012

Zeichnet sich nach jahrzehntelanger Beobachtung meiner Straßenkreuzung ein Sittenbild darin ab? Vor genau 20 Jahren zog ich hierher – in die Nähe der Kreuzung Schönbrunnerstraße / Gaudenzdorfer Gürtel, die ich fast täglich zwei Mal als Fußgängerin quere. Es treffen hier eine drei- und eine vierspurige (...)

Streifzüge, Heft 56
2000 Zeichen abwärts

Bloß eine Modekrankheit?

Oktober
2012

Das Thema Burnout ist zwar in den österreichischen Medien seit einigen Jahren präsent. Doch der Tenor lautete bisher hauptsächlich: Burnout sei keine anerkannte Krankheit, sondern nur eine modische Bezeichnung für eine Depression bzw. eine beliebte Diagnose, um in die Berufsunfähigkeitspension (...)

Streifzüge, Heft 56
2000 Zeichen abwärts

Bloß enttabuisiert?

Oktober
2012

In der ORF-Hörfunkreihe des „Salzburger Nachtstudios“ auf Ö1 gab es am 24.10.2012 eine Sendung über Burnout: „Ausgebrannt – Eine Zeitgeistdiagnose der Gesellschaft, von Menschen und Systemen“. Eingangs wurde die Frage gestellt, warum denn die Zahl der psychischen Erkrankungen so hoch sei. Die Antwort (...)

Streifzüge, Heft 56
Martin Mair:

Erste Hilfe

Handbuch für Arbeitslose
Oktober
2012

Hrsg. vom Verein „Aktive Arbeitslose“, Media Austria, Wien 2012, 202 Seiten, 12 Euro Alle unfreiwilligen Langzeitkunden des AMS sind immer wieder bass erstaunt über die ständigen Neuerungen, mit denen sie hier konfrontiert werden. Besonders „innovativ“ sind die Begründungen einer Bezugssperre. (...)

Streifzüge, Heft 57
Dead Men Working

Bewegungsfreiheit!

März
2013

„Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und kosmisch mehr, als wer fährt. Ich halte den Gang für das Ehrenvollste und Selbständigste in dem Manne und bin der Meinung, dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge. Wo alles zu viel fährt, geht alles sehr schlecht: Sowie man im Wagen (...)

Streifzüge, Heft 57

Home Stories

März
2013

Gleichklang? Eine Sprechblase voller Fragezeichen braut sich über meinem Kopf zusammen angesichts der Trends, die sich zwischen Debatten über Po-Grapschen und sexuelle Belästigung einerseits und Kontaktarmut andererseits auftun. Nicht nur Wellness-Massagen aller Art, auch Free Hugs und (...)

Streifzüge, Heft 58
Dead Men Working

qualitätszertifiziert & lösungsorientiert?!

Juni
2013

Der große, alles dominierende Geldfetisch gebiert ständig neue kleine Fetische. Möchtegern-Zaubermittelchen, um all den Wahnsinnigkeiten des alltäglichen Lebens Tarnkappen aufzusetzen, um all die Idiotie mit adretten Mascherln zu verkleiden. Zum Beispiel flammt in regelmäßigen – immer kürzer (...)

Streifzüge, Heft 59
Dead Men Working

Fleisch oder Nicht-Fleisch?

Oktober
2013

Ich war nie eine große Fleischesserin. Am Großfamilientisch gab’s eher wenig Fleisch und Wurst. Es schmeckte mir aber alles, was Muttern uns kredenzte. Ein Großteil der Nahrung bestand aus Roggenbrot und aus Weizengerichten: Nudeln, Nockerl, Knödel, Buchteln, Palatschinken, Kaiserschmarrn, (...)

Streifzüge, Heft 60
Dead Men Working

Lauter Simulanten

März
2014

Als Simulant bezeichnet zu werden, ist nicht gerade schmeichelhaft. Aber mit geschärftem Blick fällt auf, dass an allen Ecken und Enden immer mehr und immer heftiger simuliert wird, dass die Menschen offenbar unter großem inneren und äußeren Druck einen Perfektionismus im Täuschen und Tarnen (...)

Streifzüge, Heft 61
Dead Men Working

Wie reizvoll!

Juni
2014

Eine treffende Diagnose der aktuellen kollektiven Verfassung lautet Reizüberflutung. Vielerlei Reize sind so anziehend oder so aufdringlich, dass wir uns ihnen kaum entziehen können. Von den Infoscreens in den U-Bahnstationen und in der Straßenbahn bis zu den Verlockungen, die Smart-Phone und TV (...)

Streifzüge, Heft 62
Dead Men Working

Die Lust am da Sein

Oktober
2014

Wenn ich nach den täglich erzwungenen inspirations- und sinnlichkeitstötenden hirnverbrannten Aberwitzigkeiten bei meiner abendlichen widerständigen Routine der Wortschatzsuche unverhofft auf eine Goldader stoße, bin ich erst mal sprachlos. Umso wundersamer die Entdeckung, wenn ich auf jemanden (...)

Streifzüge, Heft 63
Dead Men Working

Vorbeugung – ein Mythos?

März
2015

Gesundheit – jeder wünscht sie sich. Aber viele fühlen sich alles andere als gesund und munter. Ein Großteil versucht sich mit Tonnen von Medikamenten und Pulverln aller Art frisch-fröhlich zu zaubern. Einerseits ist die Lebenserwartung in unseren Breiten stark gestiegen, andererseits gibt es immer (...)

Streifzüge, Heft 64

Recht unwirksam

Juni
2015

Es ist keineswegs selbstverständlich, dass alle Menschen gut, gedeihlich und angenehm leben können. In einer Gesellschaft, die auf monetärem Wachstum und dem Verkauf der Arbeitskraft jedes Einzelnen beruht, wird es in Zeiten wie diesen für immer mehr Leute brenzlig. Höchst merkwürdig und verquer, (...)

Streifzüge, Heft 64
Dead Men Working

Böses Erwachen

Juni
2015

Angenommen, ich wäre vor genau 35 Jahren in einen Dornröschenschlaf gefallen. Damals im Frühsommer 1980, nachdem ich die – neben meinem Universitätsstudium besuchte – damals zweijährige Sozialakademie mit dem Diplom abgeschlossen hatte. In jener Zeit blühten nicht nur in der Sozialarbeit viele bunte, (...)

Streifzüge, Heft 65

Das fesselnde Spiel und die spielerische Leichtigkeit des Albert Camus

November
2015

Und Jacques’ an der Marne getöteter Vater. Was bleibt von diesem anonymen Leben? Nichts, eine verschwindend kleine Erinnerung – die geringe Asche eines beim Waldbrand verbrannten Schmetterlingsflügels.* Seinen Vater vermisste Jacques zeitlebens. Er war noch kein Jahr alt, als dieser im Herbst (...)

Streifzüge, Heft 67
Dead Men Working

Alltagsblau

August
2016

So vieles ist in den letzten 100 Jahren erfunden und für alle erschwinglich geworden, das uns den Alltag erleichtert und angenehmer gemacht hat. Jammerschade nur, dass gar manches davon im allgemeinen Immer-schneller-weiter-höher-und-noch-innovativer-Getümmel übers Ziel hinausschießt. Die alles (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters

November
2016

von Dmitrij Kapitelman Hanser Verlag, Berlin 2016, 286 Seiten, ca. 20 Euro. Rezension Vom Judentum ausgeschlossen zu werden ist doch eigentlich ein Geschenk! Wozu will ich einer der allzeit verhasstesten Gruppen angehören?“ Diese Frage ist in Dmitrij Kapitelman – genannt Dima – langsam gekeimt (...)

Streifzüge, Heft 66
Dead Men Working

Eine lang gesuchte Antwort

Januar
2017

Mitte der 1990er Jahre wurde ich öfter – halb im Scherz, halb im Ernst – gefragt: „Was? Du noch immer?“ – Gemeint war mein anhaltender kritischer Geist und mein Publizieren gegen die Zumutungen der herrschenden Verhältnisse. Ein Großteil der Menschen in der ehemaligen kunterbunten riesigen (...)

Streifzüge, Heft 68
Dead Men Working

Kein Spielraum

Januar
2017

Seltsam, obwohl Vielfältigkeit zum Prinzip erhoben wurde, erscheint die Welt immer einfältiger. Schon seit Jahren wird der Begriff Diversity (engl. für Diversität, Vielfältigkeit) lautstark in die gesellschaftspolitische Schlacht geworfen. Mit diesem soziologischen „modernen Gegenbegriff zu (...)

Streifzüge, Heft 69
Kolumne Dead Men Working

Ignoranz

April
2017

Immer öfter beschleicht mich ein beklemmendes Gefühl. Ein Gefühl, verursacht von Menschen, die durchaus dem kritischen oder linksliberalen Milieu angehören, von Wissenschaftlern, Publizisten, von Angehörigen der sogenannten „kritischen Intelligenz“ (oder was davon übrig blieb). Von solchen, die auf (...)

Streifzüge, Heft 70

Diese „lästige Rüstung“

August
2017

Gebrauchswert? Gebrauch und Wert – wie soll das zusammengehen? – Wer würde auf den ersten Blick hinter dem Wort „brauchen“ die ursprüngliche Bedeutung „genießen, nutzen, ausüben“ vermuten? „Brauchen“ hat sich aus dem althochdeutschen „bruhhan“ entwickelt, welches mit dem lateinischen „frui“ für „genießen, (...)

Streifzüge, Jahrgang 2017
VORLAUF ARBEITS-LOS

„Eine Umschulung Richtung IT oder Wirtschaft! Sonst geht’s nur bergab!“

Phänomenale Erlebnisse einer arbeitslosen Geisteswissenschaftlerin
Oktober
2017

„… Dummheit stand hoch im Kurs, die Sozialämter hatten wegen Lieferschwierigkeiten meistens zu, Arbeit gab’s nur für Crashtestdummies, und die Liebe war in Urlaub.“ Ahne, in: Wladimir Kaminer (Hg.): Frische Goldjungs, München 2001 Aus dem Spiegel blickt mir ein Zombie entgegen. Ein völlig (...)

Streifzüge, Jahrgang 2017
VORLAUF ARBEITS-LOS

Die Maßnahmen des AMS

November
2017

Die Maßnahmen Die Faulen werden geschlachtet, die Welt wird fleißig. Die Hässlichen werden geschlachtet, die Welt wird schön. Die Narren werden geschlachtet, die Welt wird weise. Die Kranken werden geschlachtet, die Welt wird gesund. Die Alten werden geschlachtet, die Welt wird jung. Die (...)

Streifzüge, Jahrgang 2017
VORLAUF ARBEITS-LOS

Fetisch Arbeit

November
2017

Die ,Arbeit‘ ist ihrem Wesen nach die unfreie, unmenschliche, ungesellschaftliche, vom Privateigentum bedingte und das Privateigentum schaffende Tätigkeit. Karl Marx Alle fordern Arbeit, Arbeit, Arbeit! Manche fordern eine bedarfsorientierte Grundsicherung, andere ein bedingungsloses (...)

Streifzüge, Heft 71
Dead Men Working

Multi-Encephalonversagen

Februar
2018

„Sanfter Terror vernichtet nicht weniger als harter Terror.“ – Diese Worte von Friedrich Heer prangen auf den Kulturplakatflächen der Stadt Wien. Für den Kultur- und Medienstadtrat Andreas Mailath-Pokorny sind die literarischen und philosophischen Zitate „wesentliche Literatur- und Leseförderung. Auf (...)

Streifzüge, Heft 71
Leopoldine Evelyne Kwas:

Ich bin das Volk

Februar
2018

Leopoldine Evelyne Kwas: Ich bin das Volk. edition a, Wien 2017, 139 Seiten, ca. 20 Euro Eine Rarität! Leopoldine Evelyne Kwas macht nicht das, was die allermeisten in ihrer Lage machen: sich zu verstecken und sich ihrer Armut zu schämen. Sie macht sich Luft! Sie schildert auf sehr plastische (...)

Streifzüge, Heft 72
2000 Zeichen abwärts

Wortlos glücklich

April
2018

So sehr das kollektive Schweigen über leidvolle soziale Verhältnisse abzulehnen ist, so sehr wäre Funkstille in anderer Hinsicht dringend vonnöten. Der im Broadway-Musical „Annie Get Your Gun“ beschworenen Verlockung scheint heute die ganze Welt zu erliegen: „There’s no business like showbusiness“. (...)

Streifzüge, Heft 72
Dead Men Working

Totschweigen

Mai
2018

Ich könnte euch Verschiedenes erzählen Was nicht in euren Lesebüchern steht. Geschichten, welche im Geschichtsbuch fehlen, Sind immer die, um die sich alles dreht. … Wir litten Not und sah’n, wie sie entstand. Die großen Lügen wurden offenbar. So heißt es im Gedicht „Ein alter Mann geht vorüber“ von (...)

Streifzüge, Heft 73

Der andere Revolutionär

November
2018

Er soll zwar dem 200-Jahres-Regenten nicht die Show stehlen. Trotzdem ein kleiner Vorgeschmack anlässlich seines runden Geburtstags, der im nächsten Frühling gefeiert wird. In jener Stadt geboren, in der der Namensgeber der Lehre der Klassenlosen Gesellschaft sechs Jahre zuvor gestorben war, wuchs (...)

Streifzüge, Heft 74
2000 Zeichen abwärts

Mangel und Fülle

Januar
2019

Mangel Morgens las ich in der 8-seitigen Beilage zum Thema „Einsamkeit“ des Kurier (4.11.2018), dass es vielen Menschen an zwischenmenschlichen Kontakten mangelt. Ältere genauso wie jüngere fürchten sich vor Isolation. Merkwürdig, wo doch alle rund um die Uhr in den digitalen sozialen Netzwerken (...)

Streifzüge, Heft 74
Dead Men Working

Wir Habe-Nichtse

Februar
2019

„Dem Armen zeigt die Welt ihr wahres Gesicht.“ Ein Zitat von Adolf Holl, jenem 88-jährigen Theologen, Soziologen und Publizisten, dem in den 1970er Jahren die Ausübung des Priesteramtes und die Lehrbefugnis wegen Unangepasstheit an die katholischen Dogmen entzogen wurden. Ja, wir Armen spüren (...)

Streifzüge, Heft 76

Einlauf

Juli
2019

Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest. Robert Koch, Mediziner, Mikrobiologe und Nobelpreisträger, 1843–1910 Seit der vorletzten Jahrhundertwende hat sich der Lärm zwar stark verändert, aber er beherrscht uns immer noch. Günther Anders (...)

Streifzüge, Heft 76

Wider die akustische Hörigkeit

Juli
2019

Höchst verblüffend, von wie wenigen Menschen die „akustische Leine“, an der wir hängen, heute überhaupt noch wahrgenommen wird. Oder wahrgenommen werden möchte. Günther Anders hat sie bereits in den 1950er Jahren in der „Antiquiertheit des Menschen I und II“ ausführlich beschrieben. Wir werden nicht nur (...)

Streifzüge, Heft 76

Zwei Bücher

September
2019

Irene Götz (Hg.): Kein Ruhestand – wie Frauen mit Altersarmut umgehen, Kunstmann Verlag, München 2019, 320 Seiten, ca. 20 Euro Franz Kolland u.a.: Wohnmonitor Alter 2018 – Wohnbedürfnisse u. Wohnvorstellungen im 3. u. 4. Lebensalter in Österr., Studien Verlag, Innsbruck 2018, 230 Seiten, ca. 30 Euro (...)

Streifzüge, Heft 76
Nachlese zum Schwerpunkt Lärm

Initiativen gegen Lärm

März
2020

LautsprecherAUS!

Streifzüge, Heft 78

Idealerweise ein Neutrum?

Juni
2020

Zur Zeit arbeiten die Behörden und Universitäten akribisch daran, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Die gesamte Verwaltungssprache soll geschlechtsneutral werden. Aus „Vater“ und „Mutter“ wird „Elternteil 1“ und „Elternteil 2“. Aus „Rednerpult“ „Redepult“, aus „Teilnehmerlisten“ „Teilnahmelisten“, (...)

Streifzüge, Heft 79

Ausgestorben – Verewigt

August
2020

Ausgestorben Die Vorschriften, die uns anlässlich „Corona“ gemacht werden, sind ein weiterer großer Schritt auf dem längst eingeschlagenen Weg der digitalen Überwachung, Steuerung, Verfolgung, Kontrolle, und somit der Kategorisierung, Normierung, Standardisierung des Menschen. Nicht zuletzt weil wir (...)

Streifzüge, Heft 80

Das Impfwesen – ein Akutpatient

Dezember
2020

Impfungen haben ihre Berechtigung: Sie können vor gefährlichen Krankheiten schützen. Die generelle Verteufelung von Impfungen ist eine irrationale, fundamentalistische Position. Dasselbe gilt für die Auffassung, zu impfen sei immer besser, als nicht zu impfen. Martin Hirte, Arzt und Impfexperte (...)

Streifzüge, Heft 83

Mensch 2.0

Dezember
2021

Seit 25 Jahren frönen wir in den Streifzügen der Transformationslust. Seitdem hat sich die Welt ordentlich transformiert. Allerdings kaum in Richtung unserer Vorstellungen. Mittlerweile steht nicht weniger auf der Agenda jener, die mehr Erfolg mit ihrer Verwandlungskunst haben, als die Überholung (...)

Streifzüge, Jahrgang 2022

Erwin Chargaff. Wo bleibt der heilige Zorn?

Juni
2022

Warum wird Wissenschaftskritik zunehmend als Wissenschaftsfeindlichkeit bezeichnet und warum werden abweichende Meinungen immer öfter dämonisiert? Mit dem geradezu inflationär gewordenen Vorwurf, ja mit der Punzierung „Fake“, „Falschmeldung“, „Verschwörungstheorie“ ist ein völlig neuer Ton im (...)

Streifzüge, Jahrgang 2022

Günther Anders 1902–1992

Juli
2022

Vor drei Jahren habe ich in meinem Beitrag über Lärm – „Wider die akustische Hörigkeit“ – Aspekte von Günther Andersʼ umfassender Gesellschaftskritik aufgegriffen und weitergesponnen. Lärm hat seit Jahrzehnten mitgeholfen, uns „hörig“ zu machen, uns anzupassen an die Herrschaftsverhältnisse. Anders prägte (...)

Streifzüge, Jahrgang 2022

Mobilfunk und Impfungen

Oktober
2022

Seit einigen Jahren — also bereits vor dem Auftreten von SARS-CoV-2 — kommt in den als vertrauenswürdig beschworenen Medien Kritik an Impfungen und an Mobilfunk nur mehr als Absurdität vor, die Verschwörer, Aluhutträger, Esoteriker oder Rechtsradikale verbreiten würden. Die seit langem bekannten (...)

Streifzüge, Jahrgang 2022

Selbstbestimmung statt Expertenherrschaft

Dezember
2022

Noch bevor ich in meiner Schulzeit – neben viel belletristischer Literatur – Robert Jungk und Paulo Freire las, kreuzte ein allererster kritischer Denker meinen Weg. Es muss 1972 gewesen sein, als ich mit 14 Jahren erstmals von Ivan Illich hörte. Mein Vater – in seinen katholischen Kreisen im (...)

Streifzüge, Jahrgang 2022

Ivan Illich – „Jüdischer Wanderer und christlicher Pilger“

Dezember
2022

Aus dem Buch „Ivan Illich – Sein Leben, sein Denken“ von Martina Kaller-Dietrich, Professorin für Geschichte an der Universität Wien, lernen wir auch seine bis dahin wenig bekannte Kindheit und Jugend kennen. 1926 in Wien geboren, wuchs er die ersten sechs Jahre im dalmatinischen Split und auf der (...)

Streifzüge, Heft 87

„… nur der Verstörte wagt zu stören“

Mai
2023

Im Leben und Wirken des Philosophen, Publizisten, Friedens- und Zukunftsforschers, des Pioniers der Anti-Atomwaffen-, Anti-AKW-, und Umweltbewegung Robert Jungk spiegelt sich das 20. Jahrhundert mit all seinen Katastrophen und Umbrüchen besonders klar. Jungk wurde am 11. Mai 1913 als Robert (...)

Streifzüge, Heft 87

Robert Jungk – Ururenkel des Ahasver

Juni
2023

Robert Jungks 550 Seiten starke, 1993, im Jahr vor seinem Tod erschienene Autobiografie „Trotzdem – Mein Leben für die Zukunft“ gibt nicht nur Auskunft über sein Leben und seine Tätigkeiten, sondern gewährt auch tiefe Einblicke in das 20. Jahrhundert mit all seinen epochalen Katastrophen, aber auch (...)

Streifzüge, Jahrgang 2023

Warten auf Camus

November
2023

So leite ich vom Absurden drei Schlussfolgerungen ab: meine Auflehnung, meine Freiheit und meine Leidenschaft. (Albert Camus) Albert Camus’ Tochter Catherine merkte in einem Interview an, „Gedächtnisfeiern langweilen mich. Ihr Journalisten liebt Jahrestage. Was soll ich sagen? Für mich ist mein (...)

Beitræge zu Maria Wölflingseder
Context XXI, ZOOM 1/1996
Gero Fischer / Maria Wölflingseder (Hg.):

Biologismus — Rassimus — Nationalismus

Rechte Ideologien im Vormarsch
Januar
1996

Die Jahrtausendwende in Euro­pa ist geprägt von einer geopoli­tischen Neuordnung und einem neuen Verständnis der Nation. Verstärkte Prozesse der Einglie­derung von Nationen in einen supranationalen Staatenbund lassen Regionen („Europa der Regionen“) in einem neuen Licht wirken. Die Region in ih­rer (...)

Streifzüge, Heft 2/2002

Der Meldereiter: Über Günther Anders

Von einem der erst kommen wird — einige heillose Bewunderungen
Juni
2002

Für Fritz Herrmann Aber wo wäre eine Antwort je auf der Höhe ihrer Frage gewesen? Günther Anders (1902-1992) war wohl einer der ersten gewesen, der gestern nicht mehr die Fragen von vorgestern gestellt hat. Der, der fragte, wo andere keine Fragen mehr hatten, oder: noch nicht einmal. Ein (...)