Geboren 1980, lebte bis 1999 im Mühlviertel und in Linz, seit 1999 in Wien. Studium der Soziologie und Philosophie, seit 2005 Mitglied der Redaktion der Streifzüge. Vater zweier Töchter und eines Sohnes. Würde gerne in die Praxis desertieren, findet aber das passende Fragment noch nicht.


„Sich Verlieben“ als Konkurrenzkampf
„You are dismissed“: Wem das gesagt wird, der hat sich zu wenig bemüht, oder seine Anstrengungen waren schlicht die falschen. Der Wettkampf um die Gunst der Frau bzw. des Mannes genannt Picker ist verloren. In der TV-Show „Dismissed“ des Senders MTV messen sich zwei KonkurrentInnen darin, wer eineN (...)

10 Jahre Streifzüge
Lernbub von Martin Scheuringer Auf die Idee, dass ich mich nicht unbedingt in die gängigen Denk- und Handlungsformen einpassen muss, kam ich erst, als mich während des Studiums die 68er-Nostalgie packte. Diese befällt einen Soziologie- und Philosophie-Studenten wohl fast zwangsläufig, wird doch (...)

Lacroix: Und Collot schrie wie besessen, man müsse die Masken abreißen. Danton: Da werden die Gesichter mitgehen. (Georg Büchner, Dantons Tod) Zum Start ein wenig Terminologie: Ästhetik ist die Lehre von der Wahrnehmung. Aistehsis der dazugehörige Akt. Ich lege gleich meine These nach: In der (...)

Paris. Ein Schüler steht auf, nimmt einen Sessel, zerschmettert diesen auf dem Rücken der Lehrerin, tritt mit den Füßen auf sie ein. Die Klasse erstarrt für einige Sekunden, eilt dann aber der Lehrerin zu Hilfe und verjagt den Täter. Wir kennen diese Geschichte, weil sie ein Kumpel des Täters mit (...)

Die Wogen der BAWAG-Affäre schlugen hoch und noch immer ist nicht abzusehen, ob sie sich zu einem weiteren Tsunami auftürmen werden. Dubiose Verwicklungen der Gewerkschaft in Bankmissgeschäfte ließen dunkle Wolken aufziehen und viele standen ratlos im Regen. Ein Abfluss an Spareinlagen einerseits (...)

Der homo academicus verkörpert jenen Typus des Bürgers, der Lesen und Schreiben am intensivsten zu seiner beruflichen Praxis macht und dabei als zu bestaunendes Resultat eine Unmenge an Gescheitheit akkumuliert. Er darf auf einen Platz in dem gesonderten System der Gesellschaft hoffen, das sich (...)

Kein Patriarchat ohne Käuflichkeit von Sex. Traditionell ist Prostitution eher ein Job für Unterschichten. Besser gestellte Frauen konnten und können sich für Trauschein und Anteil am Vermögen verkaufen – und damit den traurigen Stoff für romantische Märchen aus Hollywood weben. Mit der Ausdehnung des (...)

Abrupt löst sich jene beim Mitfiebern entstandene Anspannung meines Körpers, als endlich „unser“ Stürmer das Führungstor erzielt. In der 85. Minute! Doch kaum zwei Sekunden vergehen, und sie packt mich wieder und zwingt mich, voller Konzentration meine Sinne auf das Geschehen im TV-Gerät zu bündeln, (...)

Zur Einstimmung zwei Texte zur Lebensart des kritischen Theoretikers: Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen. Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über (...)

Fahrrad fahren ist rundum gut. Wenn der Radler seinen Körper durch die erfrischende Luft bewegt, passiert viel Erbauliches: Seine Muskeln werden bei Gelenke schonender Anstrengung mit frischem Sauerstoff zu kräftigenden Lebenszeichen animiert und erinnern sich ihres Daseinszwecks, sein Kreislauf (...)

L’état et moi Der Staat und ich – geht’s vielleicht eine Nummer kleiner? Ich meine, beides ist thematisch etwa so breit wie Russland oder ein Nachmittag im Zahnarztzimmer. Aber weil ich die Streifzüge so innig leiden mag, werfe ich flugs die stotternde Assoziationsmaschine an. Erstes kopfinternes (...)

Fiction live
Das Traummännlein Wirklich anwesend bin ich selten. Ich mag zwar physisch da sein, aber ich bin nicht in meiner Physis. Nicht einmal in meiner Noesis verwirkliche ich mich. Dem Eindruck, mir passiere mein Leben, kann ich mich nicht entziehen. Die Tage, Wochen und Monate gehen dahin ohne (...)

Home Stories
Hörfacetten Beethovens Waldsteinsonate ist hervorragende Musik, sie nimmt mich ab dem ersten Ton auf eine lustvolle Reise, die im rasanten, aber leisen, ja schleichenden Laufen beginnt, das abrupt durch eine mit Inbrunst in die Klaviatur gedonnerte Akkordfolge unterbrochen und von einem irren (...)

Testing Theories of American Politics: Elites, Interest Groups, and Average Citizens
Martin Gilens, Benjamin I. Page: Testing Theories of American Politics: Elites, Interest Groups, and Average Citizens In den USA besteht kein Zusammenhang zwischen dem Willen der Mehrheit und den beschlossenen Gesetzen, wenn man den Einfluss der ökonomischen Elite und der (...)

Unterscheide und herrsche Der gebildete Träger einer Verwaltungsfunktion im demokratischen Staat träumt von sich gern als Erfüller eines großen Auftrags für die Menschen. Gern stellt er sich als Steigerer der Wohlfahrt vor und motiviert sich so zur Arbeit im fortschrittlichen Staatsgefüge. Dabei (...)

Freundliche Gewalt
Dem ausgebildeten eingewobenen Subjekt der kapitalistischen Weltordnung erscheinen die mit der abstrakten Arbeit einhergehenden Grässlichkeiten Krieg, Land Grabbing, Mobbing, Beschleunigung etc. als Folge unzureichender Vermarktung der sozialen Beziehungen sowie ihrer Trägereinheiten. (...)

Befreiendes Kuscheln
In der schönen Zukunft wird mehr gespielt und gekuschelt, da bin ich mir sicher. Spielerischer gekuschelt und kuscheliger gespielt. Das hic et nunc stellt sich nach gründlicher Analyse als ein in sich zusammenbrechendes Lager dar, in dem ich die Destruktivität des Kapitals spüre und ausführe. So (...)

Call for Papers
Call 67 Alle Themen sind willkommen, nicht nur jene zum Schwerpunkt. Wer also etwas hat, das er oder sie gerne loswerden möchte und das auch in die Streifzüge passt, dann bitteschön, keine Scheu. Der Schwerpunkt der 67. Ausgabe der Zeitschrift Streifzüge (Sommer 2016) widmet sich dem Thema ALLTAG (...)

Einlauf Streifzüge 67 – ALLTAG
Diesmal war es einfach, die Nummer zu füllen. Aber unsere Fragen aus dem Call – ob die beantwortet wurden? Ich bin unschlüssig, aber wer ist das nicht nach der Lektüre der Streifzüge? Ich vermute, dass dies der Grund ist für die wenigen Rückmeldungen, die wir erhalten. Vielleicht überladen wir euch (...)

Nichts gewonnen, nichts verloren
Das dem Warenfetisch innig verhaftete Denken kann nur mit der Beseitigung der kapitalistischen Relationen insgesamt andauernd entwirrt werden. Konzeption Der Kostnix-Laden (KNL) in der Zentagasse 26 wurde von der Initiative W.E.G. (Wertkritische Emanzipatorische Gegenbewegung) gegründet und (...)

Mit den meisten Menschen hab ich so meine Probleme. Ich würd sie alle gern viel lieber mögen und auf jeden zugehen und lächelnd grüßen und fragen, ob wir nicht gemeinsam was spielen oder basteln könnten oder den Kapitalismus kritisieren. Nur, zu den meisten entwickle ich aktuell nicht viel (...)

Emanzipatorische Romantik
Wir könnten unsere Textilien, die uns im Alltag so nah am Körper sind, unsere Mauer, die uns vor Kälte, Wind und Regen schützt, oder unsere Nahrung, die uns stärkt, gestalten. Das wäre ein Einbringen unserer Ideen in die Auseinandersetzung mit dem Stoff, bei dem wir Betroffenen uns zusammensetzen. (...)

Hausbau ist für die Menschen, die sich das leisten können, eine enorm stressige Zeit. Dass ein Großteil der Menschen davon generell ausgeschlossen ist und in Mietwohnungen wohnt, ist die große Frechheit, deren Behebung zu organisieren ist. Derzeit wird beim Hausbau die Scheidungsrate erhöht, die (...)

ECOMMONY

Pathogene Marktwirtschaft
Wie weit reicht die Zuständigkeit für die eigene Gesundheit? Sind Menschen, die vor ihrem 70. Geburtstag sterben, selber schuld, wenn sie täglich rauchten, Limo tranken und Schweinsbraten aßen oder wenn sie Sport nur als Zuschauer vom Sofa aus kannten? Die Kampagnen der Gesundheitsinstitutionen (...)

Forget Shorter Showers
ein äußerst sehenswerter Kurzfilm aus dem Jahr 2015: [Forget Shorter Showers->https://jore.cc/short/forget-shorter-showers

Versammlungsfreiheit wird durch Linzer Urteil eine Frage der Brieftasche
Ein noch nicht rechtskräftiges Urteil des Linzer Bezirksgerichts stellt alle AnmelderInnen von öffentlichen Protesten mit einen Fuß in die Privatinsolvenz bzw. das Gefängnis. Im Jahr 2016 fand in Linz eines der größten rechtsextremen Vernetzungstreffen im deutschsprachigen Raum statt. In prunkvollen (...)