Café Critique, Jahr 2006
April
2006

Ahmadinejads Welt

Der Bassidschi-Einsatz auf den Minenfeldern zeigt, was vom Mullah-Regime zu erwarten ist.

In seinem Brief an George W. Bush präsentiert sich Mahmoud Ahmadinejad als ein Anwalt der Entrechteten und als Sprecher der Dritten Welt: Er geißelt die Kriegsführung der Amerikaner im Irak, beschwört die Werte in der Tradition von Jesus Christus und fragt: „Wie lange noch wird das Blut unschuldiger Kinder vergossen?“

Der Einsatz iranischer Kinder im Krieg gegen den Irak (1980-88) erwähnte er nicht. Damals regelte ein iranisches Gesetz, dass Kinder ab zwölf auch gegen den Willen ihrer Eltern auf die Minenfelder durften. Vor jedem Einsatz wurde ihnen ein kleiner Plastikschlüssel um den Hals gehängt, der ihnen, so die Zusicherung, die Pforte zum Paradies öffnen werde. 500.000 dieser Schlüssel hatte das Regime aus Taiwan importiert.

„Früher sah man freiwillige Kinder, vierzehn-, fünfzehn-, sechzehnjährige“, schrieb die halbamtliche iranische Tageszeitung ,Ettela’at’. „Sie gingen über Minenfelder. Ihre Augen sahen nichts, ihre Ohren hörten nichts. Und wenige Augenblicke später sah man Staubwolken aufsteigen. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, war nichts mehr von ihnen zu sehen. Irgendwo, weit entfernt in der Landschaft, lagen Fetzen von verbranntem Fleisch und Knochenteile herum.“ Derartige Szenen würden nunmehr vermieden, versicherte ,Ettela’at’: „Vor dem Betreten der Minenfelder hüllen sich die Kinder [jetzt] in Decken ein und rollen auf dem Boden, damit ihre Körperteile nach der Detonation der Minen nicht auseinanderfallen und man sie zu den Gräbern tragen kann.“

Die Kinder, die sich so in den Tod rollten, gehörten der 1979 von Khomeini ins Leben gerufenen Massenbewegung der Bassidschi an. Die Bassidschi-e Mostasafan („die Mobilisierten der Unterdrückten“) waren kurzfristig rekrutierte Milizionäre. Die meisten von ihnen waren noch keine 18 Jahre alt. Sie zogen zu Tausenden und mit Begeisterung in ihr Verderben. „Die jungen Männer räumten mit ihren eigenen Körpern die Minen“, erzählte im Frühjahr 2002 ein Kriegsveteran, „es war zum Teil wie ein Wettrennen, ohne Befehl der Kommandeure, jeder wollte der erste sein.“

Die westlichen Medien legten für die Bassidschi wenig Interesse an den Tag: Sei es, weil Journalisten beim Kriegsgeschehen nicht dabei sein durften, sei es, weil man den Berichten nicht glaubte. Dabei ist es bis heute geblieben. Der Giftgas-Angriff Saddam Husseins auf die Kurden von Halabja (5.000 Tote) hat sich in unserem Gedächtnis erhalten. Über die Kinder der Minenfelder ging die Geschichte hinweg.

Heute aber tritt Ahmadinejad öffentlich in Bassidschi-Uniform auf. Mit ihm eroberte die Generation der Teilnehmer jenes Krieges die Macht im Land. Es war die Bassidschi der Gegenwart, die Ahmadinejads Wahlkampagne geprägt und ihn im Sommer 2005 auf ihren Schultern ins Präsidentenamt getragen hatten. Der Sieger zeigte sich erkenntlich: Im Herbst 2005 rief der neue Präsident zur „Bassidschi-Woche“ auf. Nach einem Bericht der Zeitung Kayan kamen neun Millionen Bassidschi, die „eine Menschenkette über eine Entfernung von 8.700 Kilometern bildeten. ... Allein in Teheran waren 1.250.000 Menschen auf der Straße.“

Ahmadinejad rühmte in seiner Ansprache die „Bassidschi-Kultur“ und die „Bassidschi-Macht“, mit der der Iran heute „auf der internationalen und weltdiplomatischen Ebene präsent“ sei. Der Vorsitzende des Wächterrates, Ayatollah Ahmad Jannati, stellte selbst die Fortschritte des iranischen Atomprogramms als den Erfolg jener Menschen dar, „die der Bassidschi-Bewegung dienen und eine Bassidschi-Psyche und Bassidschi-Kultur besitzen.“

Seit Ahmadinejads Amtsantritt wird die Opferung der Bassidschi-Kinder im Krieg gegen den Irak mehr denn je gefeiert. Bereits in einer seiner ersten Fernsehansprachen schwärmte der Präsident:„Gibt es Kunst, die schöner, göttlicher und ewiger wäre, als die Kunst des Märtyrertods?“

Revolutionsführer Ali Khamenei pries den Krieg gegen den Irak angesichts der Furchlosigkeit der Bassidschi gar als den Prototyp künftiger Auseinandersetzungen an. Schon deshalb sollten wir uns für deren Geschichte interessieren. Doch es gibt noch einen zweiten Grund: Der Kriegseinsatz der Bassidschi ist das Ursprungsverbrechen des politischen Islam: Hier hat der Kult des religiös motivierten Selbstmordattentats seinen Anfangspunkt. Wenn wir verstehen wollen, warum heute im palästinensischen Parlament eine Frau sitzt, die dafür verehrt wird, drei ihrer fünf Söhne in den Tod gejagt zu haben, wenn wir wissen wollen, warum sich auch heute noch über 50.000 junge Iraner für Selbstmordattentate bewerben, dann kommt man an den Bassidschi nicht vorbei. Die erste Station unserer Reise in eine fremde Welt führt uns auf die Schlachtfelder des iranisch-irakischen Kriegs.

Die Bassidschi-Kinder im Krieg

1980 bezeichnete Khomeini den irakischen Angriff auf den Iran als ein Geschenk des Himmels. Dieser Krieg bot ihm den willkommenen Vorwand, die Gesellschaft und den Staatsapparat des Iran zu islamisieren. Seit der Revolution von Februar 1979 hatte Khomeini die irakischen Schiiten unentwegt aufgerufen, „sich gegen den verbrecherischen Mörder Saddam und seine Sippe zu erheben“. Irakische Untergrundorganisationen erhielten Geld aus Teheran und iranische Radiosender wurden zu Propagandazwecken nahe der iranischen Grenze stationiert. Im September 1980 antwortete der Irak mit einem Einmarsch in den Iran. Khomeini konnte in dieser Situation auf die regulären, vom Schah aufgebauten Streitkräfte nicht verzichten. Doch suchte er ihren Einfluss zu vermindern: Binnen kürzester Frist wurden die Khomeini fanatisch ergebenen Revolutionsgarden (Pasdaran) zu einer eigenständigen Armee inklusive Marine und Luftwaffe ausgebaut. Gleichzeitig wurde der Aufbau der Volksmiliz der Bassidschi forciert.

Während die Pasdaran aus professionellen Soldaten bestanden, wurden die Bassidschi unter den männliche Jugendliche zwischen 12 und 17 sowie Männern über 45 Jahren rekrutiert. Ihre Ausbildung dauerte kaum länger als zwei Wochen, wobei man den Mangel an Waffen durch einen Überschuss an religiöser Propaganda zu kompensieren pflegt. Zum Abschluss erhielt jeder Bassidschi ein blutrotes Stirnband, das ihn als einen „Freiwilligen Märtyrer“ auszeichnete.

Auf dem Schlachtfeld stellten die Bassidschi mit einem Anteil von 30 Prozent der Gesamtstreitkräfte das Gros der Infanterie, die Pasdaran 40 Prozent und die regulären Streitkräfte weitere 30 Prozent. Die Mitglieder der Pasdaran verfügten über höhere Bildungsabschlüsse als die Bassidschi, die hauptsächlich von den Dörfern kamen und häufig Analphabeten waren. Sie stellten die Nachschubkräfte, die erst dann nachzurücken pflegten, wenn die Angriffswellen der Bassidschi schon zerschmettert waren.

Und so sah die Taktik dieser Menschenwellen aus: Die Kinder und Jugendliche mussten sich, kaum bewaffnet, in waagerechten Reihen vorwärts bewegen. Ob man als Kanonenfutter dem feindlichen Feuer entgegenlief oder Minen zur Explosion brachte - wichtig war, dass die Bassidschi über die zerfetzten oder verstümmelten Menschenreste diszipliniert hinwegstiegen und sich in immer neuen Wellen in den Tod warfen. Auf diese Weise erzielte der Iran 1982 durchaus Anfangserfolge. „Sie kommen in riesigen Horden ... und stürmen fäusteschwingend auf unsere Stellungen zu“, klagte im Sommer 1982 ein irakischer Offizier. „Man kann die erste Welle erschießen, auch die zweite, aber irgendwann türmen sich vor dir die Leichen, dass du nur noch heulen und dein Gewehr wegwerfen willst, das sind doch alles Menschen.“

Im Sommer 1982 spitzten sich die Gegensätze zwischen der „revolutionären“ und der „konventionellen“ iranischen Kriegsführung zu. Jetzt war der irakische Angriff zurückgeschlagen und der Vorkriegszustand wieder hergestellt. Saddam Hussein hatte den Waffenstillstand angeordnet und Verhandlungen angeboten. Die reguläre iranische Armee wollte nun ebenfalls den Krieg beenden, Saddams Verhandlungsangebot akzeptieren und jeden weiteren Bassidschi-Einsatz vermeiden. Khomeini und die Pasdaran widersprachen ihr in allen drei Punkten. Sie trafen damit „eine der wichtigsten Entscheidungen in der jüngeren Geschichte des Nahen Ostens – eine Entscheidung, die den Krieg um volle sechs Jahre verlängerte.“ Ahmadinejads Beteuerung, wonach der Iran „niemals irgendein Land angegriffen“ habe, trifft nicht zu. Zwischen 1982 und 1988 setzte der Iran den Krieg als einen Eroberungskrieg fort.

Wie wurden die Bassidschi rekrutiert? Da waren zunächst die Schulen. Die Pasdaran entsandten „außerordentliche“ Pädagogen, die sich bei den dortigen paramilitärischen Pflichtveranstaltungen ihre Märtyrer herauspickten. Propagandafilme wie das 1986 im iranischen Fernsehen gesendete Machwerk „Eine Spende für den Krieg“ priesen das Bündnis zwischen Regime und Kind und geißelten Eltern, die das Leben ihrer Kinder zu retten suchten.

Zweitens setzte das Regime materielle Anreize ein. So gewährte man im Rahmen der Kampagne „Opfere eines deiner Kinder dem Imam“ jeder Familie, die ein Kind auf dem Schlachtfeld verlor, hohe zinsfreie Kredite sowie weitere großzügige Vergünstigungen. Zudem bot die Mitwirkung bei den Bassidschi den Ärmsten der Armen die Chance auf eine Karriere - bis heute werden Bassidschi-Reservisten vom Mullah-Staat protegiert.

Drittens setzte das Regime auch Zwangsmaßnahmen ein. Die nachfolgende Geschichte vom kleinen Hossein, die der SPIEGEL 1982 dokumentierte, steht für Tausende: „,Warum bist du in den Krieg gezogen?’ Der Junge im Tarnanzug mit doppelt umgekrempelten Ärmeln und Hosenbeinen gibt keine Antwort. ,Er heißt Hossein, seinen Familiennamen kennt er nicht’, sagt der Dolmetscher. Der Junge ist höchstens zwölf. Sein Gesicht ist eingefallen, der Körper vornübergebeugt, sein Atem kommt stoßweise. Man sieht, dass er Mühe hat, sich auf den Beinen zu halten. ,Kinderlähmung’ , sagt der Dolmetscher. ... Hossein kommt aus Mostalbar, einem winzigen Fleck irgendwo zwischen Schiras und Bandar-i-abas. ... Eines Tages kamen fremde Mullahs ins Dorf. Sie ließen die ganze Bevölkerung auf dem Platz vor dem Polizeigebäude antreten und berichteten, sie brächten eine gute Botschaft vom Imam Khomeini: Die islamische Armee des Iran sei dazu ausersehen, die heilige Stadt el-Kuds – Jerusalem – von den Ungläubigen zu befreien. ... Hossein hatte keine andere Wahl. Der Ortsmullah hatte bestimmt, dass jede Familie mit Kindern einen Gottessoldaten zu stellen habe. Und weil Hossein für die Familie am leichtesten zu entbehren war, weil er ferner wegen seiner Krankheit hienieden ohnehin nicht viel Glück zu erwarten hatte, wurde er vom Vater dazu bestimmt, die Familie im Kampf gegen die ungläubigen Teufel zu vertreten.“ Von den 20 Kindern, die mit Hossein in die Schlacht zogen, überlebten nur er und weitere zwei. 1982 wurden bei der Rückeroberung der Stadt Chorramschahr 10.000 Iraner getötet. Im Februar 1984 blieben nach der „Operation Kheiber“ 20.000 iranische Leichen auf dem Schlachtfeld zurück. 1986 kostete die „Kerbala 4-Offensive“ über 10.000 Iranern das Leben. Insgesamt sollen bei Bassidschi-Einsätzen einige hunderttausend Menschen getötet worden sein. Dennoch wollten die revolutionären Gotteskämpfer selbst noch 1988, als auch Khomeini die Friedensverhandlungen endlich akzeptierte, blindlings weiterkämpfen. Einen Eindruck jener Stimmung vermittelt Christopher de Bellaigue in seinem Iran-Report Im Rosengarten der Märtyrer : „Sadegh Zarif war an der Front, als Saddam den Waffenstillstand schließlich annahm. ,Von der irakischen Seite hörte man Freudenschreie und Schüsse in die Luft. Sie tanzten. Auf unserer Seite weinten alle.“ Warum diese Tränen? Und warum die Begeisterung, mit der die Bassidschi in ihr Verderben gelaufen sind?

Die Märtyrer von Kerbala

Zu Beginn des Krieges hatten die Mullahs keine Menschen, sondern Tiere in die Minenfelder geschickt: Esel, Pferde, vor allem Hunde. Vergeblich. „Die Esel galoppierten in Schrecken davon, nachdem einige ihrer Artgenossen in die Luft gesprengt worden waren“, berichtet Mostafa Arki in seinem Buch Acht Jahre Krieg im Nahen Osten. Diese Esel reagierten normal. Die Angst vor dem Tod ist ein Teil der Natur. Die Bassidschi hingegen marschierten klaglos, furchtlos, wie von unsichtbarer Hand gesteuert in ihren Tod. Befremdlich klangen schon die Parolen, mit denen sie in die Schlacht zogen: „Gegen den Yazid unserer Zeit!“ „Die Karawane Hussein zieht weiter!“ „Ein neues Kerbala wartet auf uns“.

Yazid, Hussein und Kerbala sind Schlüsselbegriffe der schiitischen Religion. Ihr Ursprungsmythos ist die im Jahr 680 in Kerbala ausgefochtene Schlacht zwischen den Gründern des sunnitischen und des schiitischen Islam. Die Hauptfigur der Schiiten ist Imam Hussein, der Enkel des Propheten Muhammad. Hussein hatte einen Aufstand gegen den „unrechtmäßigen“ Kalifen Yazid riskiert. Husseins Aufstand wurde jedoch von denjenigen verraten, die ihm zuvor die Treue geschworen hatten. Diese „Erbsünde“ der Schiiten generiert bis heute bedingungslose Loyalität. Auf der Ebene von Kerbala, am zehnten Tag des Monats Muharrem wurden Hussein und sein Gefolge von einer unbesiegbaren Übermacht unter Yazids Führung angegriffen und niedergemacht. Husseins Leichnam wies die Spuren von 33 Lanzenstichen und 34 Schwerthieben auf. Sein Kopf wurde abgeschlagen und der Rumpf von Pferden in den Boden gestampft. Seither ist das Märtyrium Husseins der Kern der schiitischen Theologie und der Ashura-Tag das höchste Fest der Schiiten. Männer schlagen sich mit Fäusten auf die Brust oder geißeln ihren Rücken mit Eisenketten, um sich in das Leiden Husseins hinein zu versetzen. Diese Rituale sind vor-islamischer Natur: Die Schia hatte sie von zoroastrischen und heidnischen Traditionen adaptiert.

Der Nobelpreisträgers für Literatur, Elias Canetti, beschreibt in Masse und Macht das Ashura-Fest in Teheran, wie es etwa 1850 stattgefunden hat. Diese Bericht nimmt einiges von dem, was uns am Kriegsverhalten der Bassidschi so unverständlich erscheint, vorweg: „500.000 Menschen, vom Wahne gepackt, bedecken sich das Haupt mit Asche und schlagen mit der Stirn gegen den Boden. Sie wollen sich der freiwilligen Marter unterwerfen, sich in Gruppen umbringen und raffiniert verstümmeln. ... Zu Hunderten kommen Männer in weißen Hemden herbei, das Gesicht ekstatisch zum Himmel gewandt. Von diesen Männern werden mehrere am Abend tot sein, viele verstümmelt und entstellt und die weißen Hemden, rot verfärbt, werden Leichentücher sein. ... Es gibt kein schöneres Los, als an dem Festtag der Ashura zu sterben, die Pforten der acht Paradiese stehen für die Heiligen weit offen, und jeder sucht hineinzugelangen.“ Wenn auch Exzesse dieser Art im gegenwärtigen Iran verboten sind, hat doch Khomeini den spirituellen Kern des auch heute noch gepflegten Rituals übernommen und ihn politisiert.

Er hat die nach innen gerichtete Leidenschaft auf den äußeren Feind gelenkt. Er hat die passive Klage in aktiven Protest überführt. Er machte die Schlacht von Kerbala zum Prototyp des Aufbegehrens gegen Tyrannei. Schon bei den Anti-Schahprotesten von 1978 trugen viele Teilnehmer Leichengewänder, um den Ashura-Kult mit den aktuellen politischen Kämpfen zu verbinden. Noch stärker wurde dann im Krieg gegen den Irak an Kerbala angeknüpft: Hier der Bösewicht Yazid in Gestalt des Saddam Hussein, dort der Propheten-Enkel Hussein, für dessen Leid die Zeit der schiitischen Rache jetzt gekommen war.

Doch warum sollten die Bassidschi in diesem Kampf ihr Leben lassen? Hier kommt Khomeinis Theologie ins Spiel. Ihm gilt das Leben als wertlos und der Tod als der Beginn eigentlicher Existenz. „Die natürliche Welt“, erklärte er im Oktober 1980, „ist der niedrigste Aspekt, der Abschaum der Schöpfung.“ Entscheidend sei das Jenseits, jene „göttliche Welt, die unerschöpflich“ ist. Oder in den Worten des Khomeini-Nachfolgers Ahmadinejad: „Ein böses Ende haben nur die, die das Leben des Diesseits bevorzugt haben. ... Ewige Glückseligkeit des Paradieses gehört denen, die ... nicht ihren Gelüsten folgen.“ Ganz oben stehen hierbei die Märtyrer.

Ihr Tod gilt lediglich als ein Übergang von der diesseitigen in die jenseitigen Welt, wo sie in Ewigkeit und Prächtigkeit weiterlebten. Ob der Kämpfer also die Schlacht gewinnt oder ob er sie verliert und als Märtyrer stirbt – in beiden Fällen sei der Sieg gewiss: Entweder als weltlicher oder als seelischer Sieg. Auf Letzteren aber komme es in erster Linie an: „Eine ideologisch reine Armee ist besser als eine siegreiche Armee.“

Diese Einstellung hatte für die Bassidschi eine verhängnisvolle Konsequenz: Man kümmerte sich nicht darum, ob sie überleben oder nicht. Nicht einmal auf die Effizienz ihres Opfers kam es an. Militärische Siege seien sekundär, erklärte Khomeini im September 1980. „Wir müssen unsere Ziele mit heiligen Maßstäben messen und Sieg und Niederlage auf dem heiligen Schlachtfeld definieren. ... Selbst wenn die ganze Welt gegen uns aufsteht und uns vernichtet, haben wir doch gesiegt.“

Hätte Khomeinis Hass auf das Leben auch ohne den tiefverwurzelten Kerbala-Mythos im Krieg gegen den Irak seine Wirkung entfalten können? Vermutlich nicht. Mit ihren Kerbala-Parolen auf den Lippen zogen die Bassidschi erregt in die Schlacht. Und alle zogen mit. Ali Khamenei, der heutige Revolutionsführer, lobte iranische Mütter, die für die Verluste ihrer Söhne Gratulationen statt Beileidsbekundungen entgegennahmen. Rafsanjani, die heutige Nr. 2 im Iran, erzählte seiner Zuhörerschaft die Geschichte von den Kindern der in Kerbala getöteten Soldaten: „Die Kinder zogen sich ihr Leichentuch über, nahmen ihres Vaters Schwert und waren zum Selbstopfer bereit.“ Anschließend machte sich Rafsanjani über die Kommandeure der regulären iranischen Armee lustig, da diese den Familien die Entsendung ihrer Kinder zur Front verbieten wollten. Die Kinder, so Rafsanjani triumphierend, hielten sich nicht daran.

Der Mythos vom Imam

Wenn dennoch der Todesmut der Bassidschi nachzulassen drohte, inszenierte das Regime eine Show. Dann tauchte an der Front ein geheimnisvoller Reiter auf einem prächtigen Schimmel auf. Sein mit Phosphor überzogenes Gesicht leuchtete. Seine Kleidung war die eines mittelalterlichen Fürsten. Die Soldaten reagierten mit panikartiger Verzückung, berichtet der Kindersoldat Reza Behrouzi, dessen Geschichte Freidoune Sehabjam 1985 dokumentierte. „Alle wollten dem Reiter entgegenlaufen. Dieser aber schickte sie fort. ,Kommt nicht zu mir’, rief er, ,stürmt zum Angriff gegen die Ungläubigen. ... Rächt den Tod unseres Imam Hussein und macht die Abkömmlinge Yazids nieder’. Als die Gestalt verschwindet, rufen die Soldaten: ,Ya, Imam Zaman, wo bist du?’. Sie werfen sich auf die Knie, beten und weinen. Als er wiedererscheint, stehen sie wie ein Mann auf. Wer noch bei Kräften ist, läuft dem Feind entgegen.“ Die geheimnisvolle Gestalt, die solche Emotionen freisetzen konnte, ist der „Verborgene Imam“ – eine mythische Figur, die das Denken und Handeln Ahmadinejads bis heute bestimmt. Die Schiiten bezeichnen alle Nachkommen des Propheten Muhammad als Imame und schreiben ihnen einen quasi-göttlichen Status zu. Der in Kerbala von Yazid ermordete Hussein war der dritte Imam, dessen Sohn und Enkel der vierte und fünfte. Am Ende dieser Linie steht der „Zwölfte Imam“ mit Namen Muhammad. Einige bezeichnen ihn als den Mahdi („der Rechtsgeleitete“), andere als Imam Zaman (von saheb-e zaman: „der Herr der Zeit“). Er wurde 869 als einziger Sohn geboren und verschwand 874 spurlos. Biologisch brach die Linie Mohammeds damit ab. Die Schiiten aber setzten sie mythologisch fort. Sie sind davon überzeugt, dass sich der Zwölfte Imam im Alter von fünf Jahren lediglich zurückgezogen habe, um in naher oder ferner Zukunft aus seiner Verborgenheit aufzutauchen und die Welt von allen Übeln zu befreien. Wie stark die Hoffnung auf die Ankunft des schiitischen Messias in der iranischen Bevölkerung verwurzelt ist, beschrieb der Literaturnobelpreisträger V.S. Naipaul. Überall hingen Plakate, scheibt Naipaul aus dem nachrevolutionären Teheran, deren Motive an den Maoismus erinnerten: Eine Menschenmenge zum Beispiel, die wie zum Gruß Gewehre und Maschinengewehre in die Luft hält. Die Textzeile aber war immer gleich. „Zwölfter Imam, wir warten auf dich.“ Die Verehrung für Khomeini habe er intellektuell noch nachvollziehen können, schreibt Naipaul. „Der Gedanke hingegen, die Revolution solle darüber hinaus eine Opfergabe an den Zwölften Imam sein, der 874 n. Chr. von der Bildfläche verschwand und sich seither ,im Verborgenen’ hielt, war schwerer zu begreifen.“ Nach schiitischer Tradition darf eine legitime islamische Herrschaft erst beim Wiederauftauchen des Zwölften Imam errichtet werden. Bis dahin bleibt den Schiiten nichts anderes übrig, als zu warten, sich mit der illegitimen Herrschaft abzufinden und dem Schicksal des Prophetenenkels Hussein in Trauer zu gedenken. Khomeini aber dachte gar nicht daran, zu warten. Er gab dem Mythos einen gänzlich neuen Sinn. Der Zwölfte Imam werde erst dann aus der Verborgenheit zurückkehren, wenn die Gläubigen damit begonnen hätten, das Böse zu beseitigen und dem Guten zum Sieg zu verhelfen. Um die Wiederkehr des Mahdi zu beschleunigen, müssten sich die Muslime aus ihrer Erstarrung befreien und kämpfen. Dieser khomeinistische Aktivismus war vom Aufbruchsgedanken der ägyptischen Muslimbrüder inspiriert. Khomeini waren die Texte dieser Bruderschaft seit den Dreißigerjahren vertraut. Man war sich einig, was als „das Böse“ zu bewerten sei: all die dem Leben zugeneigten Errungenschaften der Moderne, die anstelle der göttlichen Bestimmung die Selbstbestimmung setzen, anstelle blinder Gläubigkeit den Zweifel und anstelle der Scharia-Moral die Sinnesfreude. Jazid verkörperte dem Mythos zufolge all das, was streng verboten war: Er trank Wein, hatte Freude an Musik und Gesang und amüsierte sich mit Jagdhunden und Affen. Und war es nicht bei Saddam Hussein ganz ähnlich? „Das Böse“ war im Krieg gegen den Irak klar definiert und der Sieg über das Böse die Voraussetzung, die Ankunft des geliebten Zwölften Imams zu beschleunigen. Wenn er sich dann auf seinem Schimmel für Minuten wenigstens blicken ließ, potenzierte sich die Bereitschaft zum Märtyrertod.

Natürlich wird uns der Verlust des Selbsterhaltungswillens bei den Bassidschi immer unbegreiflich bleiben. Dennoch gibt es Erklärungen: Erstens Khomeinis religiöse Doktrin vom „jenseitigen Leben“. Zweitens die in der Schia verankerte Kultur der Märtyrerverehrung und des Märtyrerseins. Drittens die mit der Vorstellung vom Zwölften Imam verbundene Hoffnung auf Erlösung, und viertens schließlich jene Mischung aus Gehirnwäsche und materiellem Anreiz, mit der das Mullah-Regime dieses kulturelle Erbe für seine Kriegsinteressen zu instrumentalisieren verstand. Khomeini hat die Religion der Schiiten, Schia, die über Jahrhunderte für Gewaltlosigkeit und Quietismus stand, djihadistisch radikalisiert. Opfermythos und Erlösungsidee schaukeln sich bei ihm gegenseitig auf: Je selbstloser das von den Muslimen erbrachte das Opfer, desto präsenter die Verheißung des Imam. Je verheißungsvoller die Erlösung durch den Mahdi, desto selbstloser die Bereitschaft zum Märtyrertod. Kein Muslim aber und auch kein Islamist hatte vor Khomeinis Machtantritt an einen „Märtyrertod“ durch „suicid bombing“ gedacht.

Vom Bassidschi zum suicide bomber

Kriegseinsätze, wie die der Bassidschi, waren in der an Grausamkeiten nicht gerade armen Geschichte des Islam unbekannt. Khomeini war sich dessen bewusst. Seine Revolution habe aus den Iranern ein Volk gemacht, dass nicht nur bereitwillig in den Krieg ziehe, erklärte er im September 1982. „Wenn Iraner in den Krieg ziehen wollen, tun sie es so, als wollten sie Hochzeit feiern. Das hat es nicht einmal in der Anfangszeit des Islam gegeben.“ In der Tat! Unbewaffnete Menschen auf Minenfelder und in offene Gefechtsstellungen zu schicken – das brach nicht nur mit den Traditionen des Islam, sondern missachtete auch die Vorschriften des Koran. So heißt es in Sure 2, Vers 195: „Und stürzt euch nicht mit eigener Hand ins Verderben.“ Noch expliziter in Sure 4, Vers 29: „Begeht nicht Selbstmord; siehe, Allah ist barmherzig gegen euch. Und wer dies tut in Feindschaft und Frevel, wahrlich, den werden Wir brennen lassen im Feuer.“

Zwar hatten die sunnitischen Muslimbrüder in Ägypten unter Hassan al-Banna schon in den Dreißiger Jahren den Niedergang der Muslime mit deren „Liebe zum Leben“ begründet und als Gegenmittel die „Sehnsucht nach dem Tode“ propagiert. So schrieb al-Banna in seinem berühmten Essay „Die Todesindustrie“ von 1938: „Wenn du erpicht bist zu sterben, wird es dir gewährt sein zu leben, wenn du dich auf einen edlen Tod vorbereitest, wirst zu vollständiges Glück erlangen. Derjenigen Nation, welche die Industrie des Todes perfektioniert und die weiß, wie man edel stirbt, gibt Gott ein stolzes Leben auf dieser Welt und ewige Gunst in dem Leben, das noch kommt.“

Und doch hatten weder Hassan al-Banna noch der 1966 in Ägypten hingerichtete Muslimbruder Sayyid Qutb das Instrument des Selbstmordattentats jemals gebilligt geschweige denn propagiert. Sie wollten, dass ein Muslim, der wider Willen in eine ausweglose Situation gerät, eher sein Leben opfert, als kapituliert. Diese Position ist von der Praxis der Bassidschi und der späteren Selbstmordattentäter, sich willentlich in einer nicht ausweglosen Situation in den sicheren Tod zu stürzen, weit entfernt. Der Anstoß für die Weiterentwicklung der Märtyreridee kam aus dem Iran. Über das Gedankengut der Muslimbrüder war Khomeini seit 1937 informiert. Schon damals hatte einer seiner wichtigsten Gesprächspartner, Mohammad Nawab-Safivi, auf die Anpassung des Muslimbruder-Ansatzes an die schiitischen Traditionen gedrängt. Es bedurfte Khomeinis Machtergreifung von 1979, bevor diese Verschmelzung gelang, bevor sich al-Bannas abstrakter Todeswahn im Märtyrerkult der Bassidschi konkretisierte.

Jetzt begann das Vorbild der Bassidschi auch andere zu inspirieren. So zum Beispiel den südlibanesischen Schiiten Ahmas Qusayr. Dieser 15-jährige sprengte sich mit einer Autobombe, die das israelische Verwaltungsgebäude im libanesischen Tyros in Schutt und Asche legte, am 11. November 1982 in die Luft - das erste islamistisch begründete Selbstmordattentat gegen Israel. Kurz zuvor hatten iranische Revolutionsgardisten die militärische Ausbildung der schiitischen Jugend im Libanon übernommen. „Es ist die Schulung durch die Revolutionswächter“, berichtet 1987 ein Teilnehmer, „die die islamische Jugend so verwandelt hat, dass sie sich nach dem Martyrium sehnt. Deshalb waren wir auch nicht weiter überrascht, als kurze Zeit nach dem Eintreffen der Revolutionsgardisten ein mit einer 1200 Kilogramm Bombe ausgerüsteter Jugendlicher im Libanon lächelnd in den Tod ging.“ Khomeini soll das Attentat des 15-jährigen mit einer Fatwa höchstpersönlich abgesegnet haben. Er erklärte Ahmad Qusayr 1986 zum „Helden des Islam“ und ließ für ihn in Teheran ein Denkmal errichten.

Dennoch setzte sich die neue Djihad-Methode Khomeinis selbst im Lager der Islamisten nur mit Schwierigkeiten durch – zu groß war die Abweichung vom Koran, zu ungewohnt der Bruch mit der Tradition. So war das suicide bombing selbst unter den Rechtsgelehrten der Hisbollah während der Achtziger Jahren umstritten: Liegt die Entscheidung über Leben und Tod nicht allein bei Gott? Musste nicht jedes Mal auch ein „unschuldiger“ Mensch, nämlich der Attentäter, getötet werden? Ist die Tötung von Zivilisten erlaubt? Es vergingen mehr als zehn Jahre, bevor die sunnitschen Muslimbrüder von Palästina dem Beispiel Ahmad Qusayrs folgten. So starteten die Al-Qassam-Brigaden der Hamas 1993 ihre ersten Selbstmord-Operationen. Die offizielle Billigung ließ zwei weitere Jahre auf sich warten. 1995 erklärte der Hamas-Gründer Scheich Ahmad Jassin die „Märtyrer-Operationen“ für unverzichtbar, „weil sie Juden verwirren und in Angst und Schrecken versetzen“ Damit waren die Zweifel an deren religiöse Legitimität nicht vom Tisch. Noch 2001 veröffentlichte der Mufti von Saudi-Arabien eine Fatwa, die das Selbstmordattentat als Verstoß gegen islamisches Recht verurteilt. Erst im Laufe der II. Intifada setzte es sich im sunnitischen Islam durch. „Der Baum des Islam kann nur wachsen, wenn er ständig mit dem Blut der Märtyrer getränkt wird“, hatte Khomeini während des Krieges gegen den Irak proklamiert. Man wird die Umsetzung dieser Devise als das wohl wichtigste Vermächtnis des Revolutionsführers bezeichnen müssen: Heute ist die mobilisierende Farbe der Schiiten – das Rot des Märtyrerblutes – das Kennzeichen des Islamismus in aller Welt.

Bis 1982 schien es einzig und allein in der Kerbala-geprägten Kultur des Iran möglich zu sein, dass eine Mutter beglückt Gratulationen aus Anlass der Zerfetzung ihres Sohnes entgegen nimmt. Zwanzig Jahre später ist dies auch in den Gebieten der Palästinener eine kulturelle Norm. Mehr noch: Was immer Islamisten seither an militärischen Erfolgen zu verzeichnen haben: Israels Rückzug aus dem Libanon, die Räumung des Gazastreifen, die Zerstörung des südlichen Manhattan oder die Massaker-Serie im Irak - es wurde hauptsächlich mit der von Khomeini etablierten Waffe erzielt. „Die Palästinener sagen, dass sie ihr Volkserwachen von Imam Khomeini gelernt haben“, schwärmte folgerichtig der Nachfolger Khomeinis, Ali Khamenei, „die Libanesen sagen, dass sie ihren Sieg über die Zionisten der Schule des Imam anrechnen. Die gesamte islamische Elite ... führt ihre siegreichen Kämpfe auf der Grundlage der politischen Schule des Imam.“

Die Saat des Revolutionsführes geht auf. Sie ist mit Khomeinis Verbrechen - dem planmäßig herbeigeführten Tod von Hunderttausend muslimischen Kindern in den Wüsten des westlichen Iran - für immer kontaminiert. In jedem Selbstmordattentat sind Elemente jenes Ursprungsverbrechens enthalten: Erstens wurden die Bassidschi nicht in defensiver Absicht in den Tod gejagt. Zweitens fielen den Selbstmordwellen der Bassidschi ausschließlich Muslime zum Opfer. Drittens hatte Khomeini die Lust am eigenen Tod systematisch propagiert und damit Koran-Gebote verletzt.

Von der Wüste ins Labor: Ahmadinejads 2. Revolution

Heute sind die Bassidschi im Iran in jedem Viertel, in jeder Nachbarschaft, in jeder Moschee präsent. Ihre Verbände sind in reguläre paramilitärische Einheiten und in „Spezial-Einheiten“ unterteilt. Sie sind dem Revolutionsführer Ali Khamenei unterstellt und diesem in absoluter Treue ergeben. Ihr Millionenheer rekrutiert sich aus den eher konservativ eingestellten und verarmten Teilen der Bevölkerung, die von den Sozialwerken der Bassidschi profitieren. Seit 1988 wurden sie in erster Linie als „Sittenpolizei“ und ihre Spezial-Einheiten als Schlägertrupps gegen Oppositionelle (wie 1999 und 2003 bei der Zerschlagung der Studentenbewegung) eingesetzt. Im Sommer 2005 votierte bei den Präsidentschaftswahlen das städtische Bürgertum für Rafsanjani. Ahmadinejad hingegen kam als Kandidat der Bassidschi an die Macht. Seine „zweite Revolution“ will die Korruption und die Einflüsse des Westens auf die iranische Gesellschaft ausmerzen. Sie richtet sich besonders gegen diejenigen Teile der Jugend, die während der Präsidentschaft Khatamis die Spielräume individueller Freiheit neu ausgelotet hatten. Den Bassdischi ist in dieser Revolution die Rolle einer „Sturmabteilung“ zugedacht.

Dementsprechend wir der der Einfluss der Bassidschi seit der Präsidentschaftswahl kontinuierlich gestärkt. Ende Juli 2005 kündigte die Bewegung an, ihre Mitgliederstärke von 10 Millionen auf 15 Millionen bis 2010 erhöhen zu wollen. Ihre Spezial-Einheiten sollen bis dahin 150.000 Personen stark sein. Demensprechend üppig wurde der staatlich gewährte Etatsätze für die Bassidschi erhöht. Gleichzeitig sprach man ihnen als inoffizielle Sondereinheit der Polizei neue Machtbefugnisse zu. Was darunter zu verstehen ist, zeigte sich im Februar 2006, als die Bassidschi den Vorsitzenden der streikenden Busfahrergewerkschaft, Massoud Osanlou, überfielen. Sie hielten Osanlou in seiner Wohnung gefangen und schnitten ihm, um ihn zum Schweigen zu bringen, die Zungespitze ab. Kein Bassidschi muss befürchten, für derartige Gewaltakte vor Gericht gestellt zu werden.

Bisheriger Höhepunkt dieser Offensive war die „Bassidschi-Woche“ im November 2005, die neun Millionen Menschen, etwa 12 Prozent der 70 Millionen zählenden Bevölkerung, auf die Straßen brachte. Diese von den westlichen Medien kaum wahrgenommene Mobilisierung kündet von der Entschlossenheit Ahmadinejads, seine „zweite Revolution“ um jeden Preis gegen innenpolitische Widerstände durchzusetzen. Ungeachtet dieser Entwicklung haben die Europäer bislang ihre Geschäftsinteressen über die Verteidigung der Menschenrechte gestellt.

Die zweite Aufgabe der Bassidschi ist die massenhafte Werbung für den Märtyrertod. Es gibt im Iran keine „Wahrheitskommission“, die den staatlichen angeordneten Massen-Suizid zwischen 1980 und 1988 kritisch hinterfragte. Stattdessen erfährt jeder Iraner von klein auf, dass der Märtyrertod etwas Großartiges sei. Jeder kennt den Namen von Hussein Fachmide, der sich 1982 als Dreizehnjähriger vor einem irakischen Panzer in die Luft sprengte. Sein Bild begleitet die Iraner auf Schritt und Tritt: Ob auf einer Briefmarke oder auf einem Geldschein: Wer den grünlichen Fünfhundert-Rial-Schein gegen das Licht hält, wird sein Gesicht im Wasserzeichen sehen. Die Selbstzerstörung dieses Jungen wurde als Exempel vorbildlicher Glaubensstärke verfilmt: als Zeichentrickfilm und als Episode der TV-Serie Kinder des Paradieses. Bassidschi-Gruppen ziehen sich bei öffentlichen Anlässen als Zeichen ihrer Bereitschaft, für die Revolution zu sterben, weiße Totenhemden über ihre Uniformen. Auch in diesem Jahr wurden aus Anlass der Ashura-Feiern Schulklassen über die Märtyrer-Friedhöfe geführt. „Sie tragen Stirnbänder mit Husseins Namen“, berichtete die New York Times. „und marschieren unter Spruchbändern mit der Aufschrift: ,An Märtyrer zu erinnern ist so wichtig wie Märtyrer zu sein’ und ,Eine Nation, für die der Märtyrertod Glück bedeutet, wird immer siegreich sein.’“ Seit 2004 wird die Mobilisierung von Selbstmord-Attentätern, die sich für Einsätze im Ausland ausbilden lassen, verstärkt. So wurde eine spezielle Militäreinheit unter der Bezeichnung „Kommando der freiwilligen Märtyrer“ geschaffen. Dieses Kommando will nach eigenen Angaben bisher 54.000 Selbstmordattentäter rekrutiert haben. Es beabsichtigt, in jeder iranischen Provinz eine „Märtyrereinheit“ zu gründen. „Der Feind hat Angst“, prahlt der Führer dieses Kommandos, Mohammadresa Jafari, „dass diese Kultur sich zu einer Weltkultur entwickelt.“ Die Sehnsucht nach dem Tod als „Weltkultur“? Der schiere Wahn als Paradigma des Islam?

Natürlich lehnen die zahlreichen Iraner, die mit dem westlichen Lebenstil sympathisieren, diese Zumutung ebenso ab, wie das Gros der Muslime in der Welt. Doch auch hier hat der Westen versagt. Anstatt das suicide bombing ausnahmslos als Verbrechen gegen die Menschheit zu ächten und auf eine entsprechende Beschlussfassung der Vereinten Nationen zu drängen, wurde wiederum opportunistisch agiert. Heute aber ist die internationale Ächtung des Selbstmordterrors eine entscheidende Voraussetzung für die Isolierung des Iran.

Im Kontext des iranischen Atomprogramms kommt der Bassidschi-Kult der Selbstaufopferung einer brennenden Lunte gleich. Schon ein Blick in die Verfassung des Iran macht klar, dass von einer Beschränkung der Atomenergie für friedliche Zwecke keine Rede sein kann. Dort heißt es in Artikel 151 unter Berufung auf den Koran: „Und rüstet für sie, soviel ihr an Kriegsmacht und Schlachtrossen aufzubringen vermögt, um damit Gottes und eure Feinde einzuschüchtern.“

Die Bassidschi werden heute nicht mehr in die Wüste, sondern in die Labore geschickt. Unter den Bassitschi-Studenten wird gezielt für die Einschreibung in technische Fachbereiche geworben. Es gehe darum, sagt ein Sprecher der Revolutionären Garden, mit dem „technischen Faktor“ zugleich die „nationale Sicherheit“ des Landes zu stärken. Was aber bedeuten Atomwaffen in den Händen derer, die den Tod auf dem Schlachtfeld als einen Sieg der Seele interpretieren?

Irans ehemaliger Präsident Hashemi Rafsanjani gab darauf im Dezember 2001 eine Antwort. Er erklärte, dass „schon eine einzige Atombombe in Israel alles auslöschen“ würde. Ein nuklearer Gegenschlag aber würde „die islamische Welt nur beschädigen. Es ist nicht irrational, diese Möglichkeit zu erwägen.“ Rafsanjani machte eine makabere Kosten-Nutzen-Rechung auf. Man werde Israel nicht zerstören können, ohne Schaden zu nehmen. Doch sei der Schaden eines nuklearen Gegenschlags für den Islam verkraftbar. Einige hundert Tausend zusätzliche Märtyrer des Islam – dieser Preis sei nicht zu hoch.

Und Rafsanjani ist ein Repräsentant der „pragmatischen“ Fraktion. Im Gegensatz zur apokalyptischen Fraktion der Revolutionswächter, die schon 1988 ohne Rücksicht auf weltliche Kalküle den Krieg gegen den Irak hatten fortsetzen wollen, sind die „Pragmatiker“ an einem „lohnenden“ Ausgang des Krieges durchaus noch interessiert. Was angesichts dessen Atomwaffen in der Hand der „apokalyptischen“ Fraktion bedeuten könnten, ist kaum auszudenken.

Dieses apokalyptische Denken aber ist bei Ahmadinejad angelegt. Angelpunkt seiner Politik ist der Mythos vom Verborgenen Imam. Sein erste Rede vor den Vereinten Nationen beendet Ahmadinejad im September 2005 mit der flehentlichen Bitte an Gott, die Wiederkehr des Zwölften Imam zu veranlassen. In Teheran finanziert er ein Institut, dessen einzige Aufgabe es ist, die Ankunft des Imam zu studieren und zu beschleunigen. „Die wichtigste Mission unserer Revolution ist die Wegbereitung für die Wiederkehr des 12. Imam“, wiederholt er im November 2005 auf einer theologischen Konferenz. Politik wird im Bündnis mit einer überirdischen Erscheinung unberechenbar. Warum sollte sich ein iranischen Präsident um das Realitätsprinzip scheren, wenn er davon ausgeht, dass ohnehin bald der große Retter das Ruder übernimmt? Wer wollte schon in Erwartung der Ankunft des Messias kompromissbereit sein? Bis jetzt jedenfalls hat Ahmadinejad geradezu lustvoll auf den Konfrontationskurs gesetzt.

Der Westen wird zum Feind erklärt und die Musik von Mozart bis Madonna aus den Sendern verbannt. Mit Drohungen gegen Israels Existenz wird die Option eines neuen epochalen Verbrechens an Juden zur Regierungspolitik erklärt. Indem er Auschwitz als einen „Mythos“ verlacht, stempelt er die Juden zum universellen Feind, der die Menschheit um des schnöden Mammons willen seit 60 Jahren betrügt und die Lehrstühle und Medien der Welt kontrolliert. Indem Ahmadinejads den Zwölften Imam zur Realität, den Holocaust hingegen zum Mythos erklärt, verabschiedet er sich aus einer Gemeinschaft, die man die „Vereinten Nationen“ nennt. Es wäre gleichwohl fahrlässig, Ahmadinejad als einen Wirrkopf abzutun. Er verfolgt seine wahnhaften Ziele intelligent. Er agiert als Weltpopulist. Seine Reden sind an die „Unterdrückten“ in aller Welt adressiert. Er kümmert sich um gute Beziehungen zu Fidel Castro und zu Venezuelas Regierungschef Hugo Chávez und kündigt seine Teilnahme am Gipfel der blockfreien Staaten im September 2006 in Havanna an. Gerade weil der Iran um internationale Anerkennung buhlt, ist dessen maximale politische Isolierung das Gebot unserer Zeit. Solange die iranische Führung den Holocaust als Wahrheit und Tragödie nicht anerkennt, ist Irans Mitgliedschaft in den UN zu suspendieren.

Unser Rückblick in die Zukunft beweist, dass das Ungeheuerlichste als selbstverständlich zu erwarten ist. Die Kriegsführung des Iran zwischen 1980 und 1988 liefert lediglich einen Vorgeschmack. Was mit der Räumung von Minenfeldern durch menschliche Bomben begann, ist heute in Gestalt der Selbstmordattentäter die stärkste Waffe des Islamismus weltweit. Die putzige Wüstenshow über den Verborgenen Imam mit bestellten Schauspielern in den Hauptrollen ist zum Showdown zwischen einem irrlichternden Präsidenten und der westlichen Welt eskaliert. Und der Bassitschi, der einst mit einem Stock bewaffnet durch die Wüste lief, arbeitet heute als Chemiker in einem Uranlabor.

zuerst erschienen in The New Republic, 24. April 2006, dt. auf http://www.realite-eu.org

Die Basidsch-e Mostaz'afin (persisch بسيج مستضعفين, DMG Basīǧ-e Mostażʿafīn, ‚[Organisation zur] Mobilisierung der Unterdrückten‘, kurz auch Bassidsch oder Basidsch, international auch Basij)[1] ist eine als inoffizielle Hilfspolizei eingesetzte paramilitärische Miliz des Iran, die sich aus Freiwilligen rekrutiert. Die Angehörigen dieser Miliz bzw. Milizen (Basidschmilizen) werden als Basidschi bezeichnet. Am 26. November 1979 durch einen Erlass von Ruhollah Chomeini gegründet, ist die Basidschi organisatorisch eine Abteilung der Iranischen Revolutionsgarde. Im Ersten Golfkrieg gegen den Irak fanden zehntausende Basidschis in teils jugendlichem Alter als menschliche Minenräumer auf dem Schlachtfeld den Tod.

Zielsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ziel der Basidsch-e Mostaz'afin ist die Abwehr interner und externer Gefahren für die Islamische Republik Iran.[2] Zunächst war sie zur Verteidigung der innenpolitischen Sicherheit gegründet worden, sie sollte aus Milizionären bestehen und eine bewaffnete Streitkraft für das Regime darstellen. Im Nahen Osten gibt es in einer Reihe Länder neben einem nationalen Militär zur Abwehr äußerer Bedrohungen eine ideologische Armee zur Verteidigung des Regierungssystems vor inneren Gefahren.[3] Mit Ausbruch des ersten Golfkriegs wurde sie dann neu orientiert, um der äußeren Gefahr für das Land zu begegnen.[4][5] Nach dem Krieg wandte sie sich wieder der Abwehr interner Risiken für das Regime zu. Zu diesem Zweck ist sie heute mit allen Teilen der Zivilgesellschaft verbunden und dient häufig dazu, diese im Sinne des Regimes zu steuern.[6] So soll sie einerseits den Liberalismus bekämpfen, zweitens die Ideologie des Regimes unter den eigenen Mitgliedern verbreiten und drittens diese Weltsicht der Öffentlichkeit verbreiten.[7][8]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Golfkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Basidsch diente aufgrund ihrer nur begrenzt für den Kampf geeigneten Mitglieder als informelle Hilfstruppe der Revolutionsgarden.[9][10] Ihre Bedeutung gerade in den ersten Jahren des Krieges ist hoch, da ihre schnelle Mobilisierung und ihr kurzes Training eine baldige Verfügbarkeit auf dem Schlachtfeld bedeuteten. Aus diesem Umstand ergaben sich auch ihre hohen Opferzahlen und ihr heutiger Symbolismus.[11]

Rekrutierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ruhollah Chomeini forderte 1981 in einer Ansprache an das Volk:

„In diesem heiligen Krieg versuchen die Teufel der Fünften Kolonne euch mit dem Mangel an Benzin, Heizmaterial, Zucker und Fett zu ködern – sterben unsere Söhne denn nur für Benzin und Zucker? Sterben sie nicht vielmehr für den Islam und unsere heldenhafte Nation? Wollt ihr etwa dem Islam und der Nation nur dienen, damit ihr euch die Bäuche füllen könnt? Ich preise jenen zwölfjährigen Helden, der sich Handgranaten um den Leib band und sich unter die Panzer des Teufels Saddam warf.“

Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch[12]

Der 14-jährige Hossein Fahmideh sprengte sich am 10. November 1980 bei Chorramschahr mit einer Handgranate vor einem irakischen Panzer in die Luft. Sein Tod wurde in den iranischen Medien als Vorbild gepriesen und mit einer Briefmarke geehrt.[13]

Der Vorsitzende des Wächterrates, Ajatollah Ahmad Dschannati, gab als Devise für die Mobilisierung aus:

„Wir brauchen eine 20-Millionen-Armee von Basidschis. Eine solche Armee muss bereit sein, für Gott zu leben, auf dem Wege Gottes zu sterben und den Dschihad zu führen, um Gott zu gefallen.“

Danach erhielten alle Schüler ab dem achten Schuljahr eine militärische Ausbildung. Die geeignetsten Schüler bzw. Freiwilligen wurden von der Organisation der Basidsch übernommen und kamen erstmals gezielt 1982 bei der iranischen Gegenoffensive zum Einsatz.[15] Die Basidschis wurden systematisch in Schulen angeworben und durften ohne Erlaubnis der Eltern nach Erreichen der Volljährigkeit in den Krieg ziehen. Die Volljährigkeit wurde 1980 vom Wächterrat auf 15 Jahre festgelegt.

Iranischer Kindersoldat im Ersten Golfkrieg

Die Aufgabe der Kindersoldaten bestand darin, vor den regulären Truppen und Panzern als eine Art lebender Minenräumer über das Kampfgebiet zu gehen.[16] Hans-Peter Drögemüller beschreibt arbeitslose Jugendliche aus der Provinz, meist ohne Waffen, mit einer weißen oder roten Stirnbinde mit der Aufschrift “Allahu Akbar”, die über die Minenfelder gegen die Stellungen der Iraker anrennen.[17]

Lage von Mandali im Ostirak

Die Basidsch rekrutierte nicht nur Schüler, sondern jegliche Freiwillige, die die Kriterien der Revolutionsgarden nicht erfüllten, also beispielsweise auch Analphabeten und Rentner. Die Dienstzeit betrug drei Monate.[18]

Zu Beginn des Krieges nahmen weibliche Angehörige der Basidsch nur eine unterstützende Rolle ein, indem sie Veteranen und den Hinterbliebenen von Märtyrern halfen, Kriegsgefangene versorgten und als Krankenschwestern dienten. Als im Laufe des Krieges die Zahl männlicher Rekruten zurückging, wurden aber auch Frauen, die der Basidsch angehörten, militärisch ausgebildet. Etwa 100.000 von ihnen kämpften im Krieg.[19]

Training[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zu den Revolutionsgarden und der regulären Armee erhielten die Basidschis kaum militärisches Training. Sie wurden vor der Entsendung ins Kriegsgeschehen zwei Wochen lang ausgebildet, wobei jedoch der überwiegende Teil der Lehre der religiös-ideologischen Indoktrination gewidmet war.[20][21]

Menschliche Welle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kampftaktik der menschlichen Welle, mit kaum oder nicht ausgebildeten Zivilisten als Vorhut für die paramilitärischen Pasdaran, wurde erstmals am 30. September 1982 am Frontabschnitt bei Mandali eingesetzt. In einer Einzelaktion starben dabei mindestens 4.000 Iraner, dagegen 300 der verteidigenden Iraker.[22] Ein iranisches Schulbuch aus dem Jahre 2004 für die Stufe 10 beziffert 36.000 Schuljungen, die im Krieg starben.[23]

Taktiken wie diese begrenzten die Zusammenarbeit zwischen Basidsch und Revolutionsgarden auf der einen und der regulären Armee auf der anderen Seite, da letztere solche Ansätze verabscheute.[24]

Minenräumer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahman Nirumand zitiert eine Ausgabe der Zeitung Ettelā'āt aus dem Jahre 1984:

„Früher sah man freiwillige Kinder, vierzehn-, fünfzehn-, sechzehn- und zwanzigjährige wie Knospen auf Wiesenfeldern, die in der Morgendämmerung zur Blüte gelangt waren. Sie gingen über Minenfelder. Ihre Augen sahen nichts, ihre Ohren hörten nichts. Und wenige Augenblicke später sah man Staubwolken aufsteigen. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, war nichts mehr von ihnen zu sehen. Dieser Zustand habe sich verbessert, denn vor dem Betreten der Minenfelder hüllen sich die Kinder in Decken ein und rollen auf dem Boden, damit ihre Körperteile nach der Detonation der Minen nicht auseinanderfallen …[25]

Den Eltern derjenigen Kinder, die als sogenannte „Märtyrer“ starben, wurden Prämien versprochen. Den Kindern hatte man dabei Plastikschlüssel um den Hals gehängt, die die Pforte zum Paradies aufschließen sollten. Eine halbe Million Plastikschlüssel hatte man aus Taiwan importiert.[25] Bevor man Kinder dazu benutzte, soll man Esel und Maultiere verwendet haben. Diese flüchteten jedoch in Panik, sobald die ersten Tiere von den Explosionen auseinandergerissen worden waren.

Mohsen Rezai, der damalige Kommandeur der Pasdaran und somit auch der Basidschi, wurde von der „Vereinigung der Mütter der Kindersoldaten“ beschuldigt, für den Tod Tausender verantwortlich zu sein. Eine Anklage vor Gericht wurde abgewiesen; der heutige Revolutionsführer Ali Chamene’i war damals Oberkommandierender der Streitkräfte.

Sichtweise der Pasdaran[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem Interview mit Ali Sadrzadeh beschrieb der Pasdar Ahmad seine Sichtweise für den Einsatz militärisch unerfahrener Jugendlicher:

„Die Provinz Chusistan war in Gefahr, ohne deren Erdöl der Iran ein Armenhaus wäre, und damit war auch die Revolution in Gefahr, die von 90 Prozent der Bevölkerung getragen wurde. In so einer Situation kommt einem vieles nebensächlich vor. Den Einsatz der jugendlichen Freiwilligen muss man begrüßen, zumal die Armee damals sehr verunsichert war (…) bei den Offensiven im Jahre 1984 mussten wir ein breites Minenfeld durchqueren, und da sind die Freiwilligen ebenso dabeigewesen wie die Pasdaran.“[26]

Internationaler Protest[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 19. August 1983 wurden mehr als 200 Kinder und Jugendliche von irakischen Truppen gefangen genommen. Das Hilfswerk Terre des Hommes nahm die Kinder auf. Am 9. September 1983 richtete der Ausschuss für Menschenrechte der Vereinten Nationen den dringenden Appell an den Iran, auf die Rekrutierung und den Einsatz von Kindersoldaten zu verzichten.

Verluste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1987, ein Jahr vor Ende des Krieges, lagen die Verluste des Iran bei etwa 200.000 Toten und Vermissten. Von diesen stammten fast 40 % von der Basidsch.[27]

Nach dem ersten Golfkrieg bis 2009[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ende des Krieges löste das Regime die Basidsch-Miliz aufgrund des hohen Grades an persönlicher Loyalität in ihren Rängen nicht auf. Für sie wurden neue Beschäftigungs- und Zuständigkeitsbereiche geschaffen. Einerseits waren dies Tätigkeiten im Bereich der inneren Sicherheit, für die die Miliz ursprünglich gegründet worden war, andererseits wurde sie in die Umverteilung von Gütern involviert. Die Reintegration der Mitglieder in die zivile Gesellschaft nach Jahren des Kriegs war hingegen mangelhaft.[28][29] 1990 wurde die Basidsch offiziell der Revolutionsgarde angeschlossen. Sie blieb aber weiterhin eine klar eigene Abteilung und wurde nicht in die Ränge der Garde integriert. Darüber hinaus wurde die Zahl ihrer Mitglieder erhöht und neue Zellen in Universitäten, Schulen Fabriken etc. organisiert. Die Basidsch-Einheiten mit militärischer Ausbildung wurden aber von den anderen getrennt, um ihr Knowhow aufrechtzuerhalten.

Ihr neuer Fokus auf innere Sicherheit im Sinne des Regimes bestand seither aus zwei Teilgebieten. Zum einen diente die Miliz als Moralpolizei, indem sie die Beachtung der islamischen Gesetze durchsetzte. Diese Aufgabe wurde auch durch Reden Chamene’is sowie Beschlüsse des Madschles unterstützt.[30][31] Zum anderen wurde die Basidsch immer wieder zur Wahlmanipulation und zur Niederschlagung von Protesten eingesetzt. So weigerten sich 1994 bei Protesten gegen das Regime in Qazvin Einheiten der Revolutionsgarde, in die Menge zu schießen, und waren infolgedessen nicht in der Lage, die Proteste niederzuschlagen. Daraufhin wurden Einheiten der Basidsch eingeflogen, die dem Aufstand ein Ende setzten.[32] Nachdem der Reformerkandidat Mohammad Chātami 1997 die Präsidentschaftswahl gegen den erklärten Willen der Basidsch und der Revolutionsgarden gewonnen hatte, wurde die Basidsch zum maßgeblichen Werkzeug der Hardliner gegen die reformistische Fraktion.[33] Im Juli 1999 breiteten sich Proteste an der Teheraner Universität rasch in andere Städte aus und traten gegen Zensur und für die Demokratie im Allgemeinen ein. Erneut wurde die Basidsch eingesetzt, die den Demonstrationen mit Messern und Schlagstöcken ein Ende setzte. Polizei und Revolutionsgarden griffen nicht ein, hunderte wurden verletzt.[34] In die Parlamentswahlen 2004 und Präsidentschaftswahlen 2005 war die Basidsch massenhaft involviert: Gerade die umfassende Mobilisierung von Verwandten und Bekannten durch Basidschis führte zu Siegen der Hardlinern, aber auch Wahlfälschung wurde begangen. Von 152 neuen Parlamentsmitgliedern waren 91 in den Revolutionsgarden oder der Basidsch gewesen.[35][36]

Seit 2009[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Basidschmilizen, die millionenstarke Freiwilligenmiliz der Revolutionsgarde, die in jeder Stadt über Einheiten verfügt, wurden von Ahmadineschād vor seiner Wiederwahl 2009 mit einem höheren Budget ausgestattet.[37] Als Oberhaupt des Wahlkomittees wurde ein ranghohes Basidsch-Mitglied eingesetzt.[38] Nach einem umstrittenen Sieg Ahmadinedschads in der Präsidentschaftswahl 2009, die die Basidsch neuerlich durch soziale Unterstützung und mutmaßlich auch Wahlfälschung beeinflusst hatte,[39] kam es zu umfassenden Protesten. Da das Regime ein unbekanntes Maß an Sympathisanten in den Revolutionsgarden (ohne Basidsch) vermutete und sich daher bei der neuerlichen Niederschlagung der Demonstrationen auf diese nicht verlassen konnte, wurde ein weiteres Mal die Basidsch eingesetzt. Auch diese Proteste schlug sie zwar nieder, ihr brutales Vorgehen eskalierte die Situation aber zunächst. Zugleich ließ es das ohnehin begrenzte Vertrauen der Bevölkerung weiter erodieren.[40] Der ehemalige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad erschien zu einigen offiziellen Veranstaltungen in Basidsch-Uniform, und auch andere hohe Politiker erklären die Basidschis, deren Vorgehensweise etwa von Mohsen Sazegara mit dem der Mafia[41] verglichen wurde, zu nationalen Vorbildern. Kinder der Angehörigen von Revolutionsgarde und Basidschmilizen haben viele Positionen übernommen und studierten und studieren zum Teil an Eliteuniversitäten im Ausland.[42] Aufgrund der Effektivität der Miliz bei der Niederschlagung der Proteste wurde sie danach um so mehr auf ihre neue Rolle gegen interne Feinde und für das politische System hin gedrillt. Zugleich wurde die Basidsch erneut erheblich ausgebaut. Hatte sie in Teheran beispielsweise 2009 noch 6 Verwaltungsdistrikte, waren es 2010 schon 22.[43][44][45] Im Zuge der Sanktionen zum Ausschluss des Irans vom internationalen Bankensystem stürmten am 29. November 2011 der Basidsch angehörige Studenten die britische Botschaft in Teheran.[46]

Heutige Einsatzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

General Gholamreza Soleimani, Kommandeur seit 2019
Ein Milizionär der Basidsch-e Mostaz'afin bei einer Pilgerreise nach Maschhad

Einsatz gegen Opposition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute dienen die nach der Islamischen Revolution mit Privilegien ausgestatteten Basidschis dem iranischen Regime zur Unterdrückung der Opposition. Das Ausmaß, in dem sie zur politischen Kontrolle eingesetzt werden, hat noch einmal zugenommen.[47] Bei den Protesten im Iran seit September 2022 sind sie an der Tötung und Misshandlung von Protestierenden beteiligt.[48]

Verfolgung religiöser Minderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Basidschis werden von der Regierung auch gegen religiöse Minderheiten, darunter die Sufi-Derwische, in Stellung gebracht. Am 13. Februar 2006 setzte die Miliz das Gebetshaus der Derwische in der Stadt Ghom in Brand. Dabei wurden 1.200 Mitglieder des Nematollah-Sufiordens festgenommen.[49] Am 10. und 11. Oktober 2007 räumten die Basidschis Sufi-Gotteshäuser in der südwestiranischen Stadt Borudscherd, Provinz Lorestan. Dabei wurden 80 Personen verletzt. Bei der Räumung kamen Molotowcocktails und Bulldozer zum Einsatz. Nach Meinung des Sufi-Meisters Seyed Mostafa Azmayesh gehe es darum, die Derwisch-Bewegung auszulöschen.[50] Seit Monaten sei eine Kampagne in Zeitungen und von Predigern in Moscheen im Gange. Obwohl der Nematollah-Derwischorden zur Schia zählt, wird die Religionsgemeinschaft im Iran als unislamisch verfolgt.[50] Kommentatoren sehen als Grund die Furcht des iranischen Ajatollah-Regimes um seinen Anspruch auf Meinungsführerschaft in der Umma. Die weltoffene Auslegung des Korans durch die Derwische, verbunden mit Tanz und Musik, lässt die Bewegung unter jungen Leuten im Iran zunehmend Anhänger finden.[50]

Polizeiarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Basidsch dient auch der Erzeugung eines Konformitätsdrucks im Sinne des Regimes durch polizeiähnliche Arbeit. Da sie selbst weder spezifisch als Militär noch als Polizei gilt, sind ihre Tätigkeiten in diesem Umfeld nicht durch Gesetze gedeckt. Dennoch agiert die Basidsch als eine Art Moralpolizei, indem sie moralische Belehrungen und Kontrollen wegen (vermuteten) illegalen Verhaltens wie z. B. Alkoholkonsums, des Tragens westlicher Kleidung oder Händchenhaltens durchführt. So setzt sie islamische Verhaltensvorstellungen nach den Vorstellungen des politischen Systems durch. Dabei erlaubt ihr die hohe Zahl ihrer Mitglieder, öffentliche Räume zu überwachen und kontrollieren.[51][52][53]

Gegen ausländisches Satellitenfernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 2016 warnte der damalige General Mohammed Resa Nagdi von der Basidsch die Bürger vor dem „subversiven“ Einfluss ausländischer Satellitensender auf die „Moral und Kultur der Gesellschaft“. Die Nutzung habe „eine Zunahme der Scheidungen, Drogenabhängigkeit und Unsicherheit“ zur Folge. Die staatlichen Behörden haben demnach das im Land geltende Verbot umgesetzt und in Razzien 100.000 illegal montierte Parabolantennen (Satellitenschüsseln) zerstört. Das Ministerium für Kultur und islamische Führung unter Ali Dschannati plädiert hingegen für eine Gesetzesänderung, da „70 Prozent der Iraner“ Parabolantennen nutzen.[54]

Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

interne Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Basidsch ist seit 1990 neben Marine, Luftwaffe, Bodentruppen und den al-Quds-Brigaden einer der fünf Zweige der Revolutionsgarden.[55] Unter der Führungsebene befinden sich 32 Provinzkommandaturen, die einer großen Zahl an lokalen Basidsch-Basen vorstehen. 2013 waren dies etwa 47.000, davon 12.000 für Frauen. Darüber hinaus gibt es zumeist berufsorientierte Suborganisationen.[56] Zu den Mitgliederzahlen gibt es äußerst unterschiedliche Angaben: Offizielle Daten gehen von 13.639.722 über 15 Millionen bis hin zu über 20 Millionen. Realistisch sind vermutlich aber Angaben von 4 bis 5 Millionen.[57][58] Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA bezifferte die Anzahl der Basidschis anlässlich eines Besuches von Revolutionsführer Ali Chamene’i am 26. November 2007 mit 12,5 Millionen, darunter 5 Millionen Frauen.[59] Eine Studie aus dem Jahre 2005 des Center for Strategic and International Studies in Washington beschreibt 90.000 aktive „Vollzeit“-Basidschis, 300.000 Reservisten, sowie die Möglichkeit, bis zu eine Million zu mobilisieren.[60] Derzeitiger Kommandeur ist Gholamreza Soleimani.[61] Gemäß der Journalistin Amiri betrug im Jahr 2021 die Anzahl der registrierten Basidschimilizen ungefähr 450.000, die der nichtregistrierten Millionen. Oft agieren die Basidschimilizen, ebenso wie die Revolutionsgarde, in Zivil – etwa bei Straßenkontrollen.[62]

Die Angehörigen der Basidsch gliedern sich in vier verschiedene Statūs oder Ränge. Neumitglieder sind reguläre Mitglieder, die nur ein grundlegendes ideologisches und kein militärisches Training erhalten. Von ihnen gibt es etwa drei bis vier Millionen. Der nächsthöhere Status sind die aktiven Mitglieder, die ein umfangreicheres Training erhalten und mindestens sechs Stunden pro Woche in Basidsch-Basen anwesend sein müssen. Sie werden häufig bei kulturellen oder Bildungsangelegenheiten eingesetzt, es gibt etwa 800.000 bis eine Million von ihnen. Mit einem Mindestalter von sechzehn Jahren und einem intensiveren Training können aktive Mitglieder zu Kadermitgliedern werden. Diese werden in der Regel in befristeten Verträgen, häufig in Vollzeit, eingestellt und sind das Kernelement der militärischen Einheiten. Den höchsten Status haben die Spezialbasidsch, die an einer Militärakademie der Revolutionsgarde ausgebildet werden. Sie bilden die Führungseben der Basidsch, beispielsweise als Kommandanten von lokalen Basidsch-Basen.[63][64] Parallel dazu sind zentralistische Operationsprinzipien und Richtlinien kaum vorhanden oder werden nicht durchgesetzt, stattdessen herrscht eine im System verankerte Informalität vor. Infolgedessen sind lokalen Kommandanten große Handlungsfreiheiten gegeben. Dies erhöht die Flexibilität der Basidsch gegenüber örtlichen und zeitlichen Anforderungen, senkt aber zugleich ihre Effektivität aufgrund mangelnder Disziplin und Konformität.[65]

Suborganisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Basidsch gibt es über 20 Suborganisationen nach Kategorien wie Beschäftigung (z. B. für Universitätsstudenten oder für Ingenieure) oder persönlichen Kategorien (nomadische Stämme, Frauen). Jedes Mitglied ist automatisch auch Mitglied der entsprechenden Suborganisationen, eine Studentin gehört beispielsweise automatisch auch den Abteilungen der Studenten und der Frauen an. Die Suborganisationen dienen der Kanalisierung der jeweiligen Lebensumstände zum Nutzen des Regimes. So ist die Indoktrination in der Frauenbasidsch verstärkt auf die Rolle der Frau im iranischen Staatsislam und die Gerechtigkeit dieser Rolle ausgerichtet, während die Professorenbasidsch (PBO) die Universitäten im Sinne des Regimes lenken soll. So arbeiten einige Mitglieder der PBO mit dem Inlandsgeheimdienst zusammen, um dissidentische und oppositionelle Studenten zu überwachen und teils auch zu exmatrikulieren. Hierdurch wird zudem eine Atmosphäre der Angst geschaffen, sodass Regimekritiker es nicht mehr wagen, ihre Meinung zu äußern. Um die dominante Rolle der PBO an den Universitäten zu stärken, kündigte der Staat 2005 – 2006 mehr als 90 % der Universitätsdekane, da diese der Basidsch negativ gegenübergestanden hatten. Zugleich ist der Auftrag der Suborganisation, die Lehre geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer so zu modifizieren, dass Regimekritik darin nicht mehr vorkommt.[66][67]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Iran ist das Militär tiefgreifend in die Wirtschaft involviert. Nach dem Ende des Irakkrieges war die wirtschaftliche Situation vieler Mitglieder der Basidsch prekär. Da diese als Kriegshelden galten, wurde 1992 die kooperative Basidsch-Stiftung (persisch بنیاد تعاون بسيج KBS, DMG Bonyād-e Taʿāvon-e Basīǧ) gegründet, um der Wohlfahrt der Mitglieder Rechnung zu tragen. Die damalige Hardliner-Regierung unter Rafsandschāni strebte eine Entpolitisierung des militärischen Establishments an und drängte es daher, sich an der Wirtschaft zu beteiligen. So wurde die KBS mit einer Reihe von Suborganisationen ausgebaut, die Basidsch-Mitglieder unterstützten, unter anderem bei der Einschreibung in Universitäten. Zugleich wurden staatseigene Unternehmen der Basidsch zugeteilt und Basidsch-Mitglieder erhielten Vorrang beim Aktienkauf von anderen Unternehmen bei deren Privatisierung. In den späten neunziger und frühen zweitausender Jahren versuchte der Reformerpräsident Chātami diese Entwicklungen wieder zurückzudrehen, musste seine Bemühungen auf Drängen der Hardliner jedoch wieder einstellen. Im neuen Jahrtausend wuchs auch deutlich die Zahl der staatlichen Infrastrukturprojekte, die die Basidsch verwirklichte und von denen sie finanziell profitierte. Dabei ist die Aufteilung häufig so, dass die Firmen der Revolutionsgarde Großprojekte verwirklichen und die Basidsch kleinere.[68] Neben dieser offiziellen Teilhabe an der Wirtschaft gibt es auch informelle durch die zahlreichen der Basidsch gehörenden Firmen. Diese haben Einfluss in nahezu jedem Bereich der Ökonomie und profitieren zusätzlich vom Einsatz von Basidschis, deren Arbeit kostenlos ist, im Rahmen deren Dienstes auf eigenen Bauprojekten. Während dies auf offiziellen Projekten legal ist, nutzen Kommandanten diese Gratisarbeitskräfte häufig auch bei privaten Vorhaben. Ein weiterer illegaler Weg zur Profitmaximierung ist die Nutzung der hauseigenen Marktmacht zur Preismanipulation von Gütern, beispielsweise durch Monopole. Auch werden gelegentlich Firmen und -Anteile unter Vorschiebung von Sicherheitsbedenken weit unter Marktpreis gekauft.[69] Die günstige Arbeitsleistung, auf die die KBS zurückgreifen kann, unterminiert dabei die Privatwirtschaft und ist dabei auch häufig qualitativ minderwertig. Auch andere Tätigkeiten der Basidsch ziehen negative ökonomische Konsequenzen nach sich: So führt beispielsweise die konstante Bevorzugung von Basidschi-Studenten und -Professoren zu einer Reduktion der Qualität der Bildung an den Universitäten, da kompetentere Kandidaten Organisationsangehörigen weichen müssen. Auch in den Firmen der Basidsch werden Posten nicht durch Spezialisten, sondern nach Loyalität und Status in der Basidsch besetzt. So führt die ausgedehnte Rolle der Basidsch in der Wirtschaft zu Korruption, Ineffizienz, finanzieller Misswirtschaft und Monopolen.[70][71]

Rekrutierung heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Basidsch werden insbesondere Personen aus soziökonomisch niedrigstehenden Gruppen rekrutiert. Aufgrund des Beitrittsalters ab elf Jahren und der für Jugendliche attraktiven Anreize wie universitäre Optionen und Gruppenzugehörigkeit ist ein großer Teil der Basidschis sehr jung. Ca. 30 % von ihnen sind Schüler, auch wenn die Organisation einen noch höheren Anteil anstrebt. Hinzu kommt ein Anteil von ca. 6 %, die Studenten sind. Stichprobenartige Studien lassen vermuten, dass mehr als die Hälfte der Mitglieder unter 24 Jahre alt sind und etwa 70 % maximal einen Abschluss der Sekundarschule haben.[72][73][74]

Gründe für die Rekrutierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während einige Rekruten der Basidsch aus ideologischen Gründen beitreten, liegt die Motivation für andere in der Suche nach Abenteuer und einer Gelegenheit, Aktivitäten abseits von Zuhause auszuüben. Der vielleicht wichtigste Grund aber sind materielle Anreize, die für Basidschis vielfältig verfügbar sind. Dazu gehören besonders Optionen zum sozioökonomischen Aufstieg. Insbesondere für Arbeiter und Angestellte sind materielle Anreize das primäre Motiv zum Beitritt.[75][76] Besonders im Zusammenhang mit dem jugendlichen Alter der Rekruten ist auch das Gefühl der Zusammengehörigkeit, eine identitätsstiftende Rolle gefunden zu haben, eine große Motivation für den Beitritt.[77]

Persönliche Benefits[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem ersten Golfkrieg kamen neue Sozialleistungen der Regierung insbesondere Veteranen zugute. Dabei wurden die Basidschis, die sich freiwillig gemeldet hatten, gegenüber den Wehrpflichtigen in der regulären Armee bevorzugt. In der staatlichen Propaganda werden seither die Basidsch als Helden dargestellt, während die reguläre Armee eher unter der Perspektive präsentiert wird, dass sie einfach ihre Arbeit erledigt habe.[78] Diese persönlichen Vorteile, mit denen Angehörige der Basidsch rechnen dürfen, umfassen unter anderem:[79][80][81][82][83]

  • Ausnahme von der Wehrpflicht
  • Qualifikation für Darlehen
  • Rechtsbeistand
  • Eine Basidschquote bei Studienplätzen an inländischen Universitäten
  • Stipendien für westliche Universitäten
  • Jobsicherheit, Basidschis werden bei Vergabe bevorzugt und bei Kündigungen zurückgestellt
  • Arbeit in Firmen, die von der Revolutionsgarde oder der Basidsch kontrolliert werden
  • kostenfreie oder reduzierte Pilgerfahrten ins In- und Ausland, z. B. nach Mekka
  • Bevorzugung im öffentlichen Leben, darunter z. B.:
    • Basidsch-exklusive Kurse an Universitäten
    • Rabatte auf Reisen
    • Günstigere Lebensmittel in nur für Basidschis zugänglichen Läden

Kinder der Angehörigen von Revolutionsgarde und Basidschmilizen haben viele Positionen übernommen und studierten und studieren zum Teil an Eliteuniversitäten im Ausland.[84]

Beziehungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den materiellen Vorteilen ist auch das Networking ein entscheidender Anreiz für die Mitgliedschaft. Die sozialen Beziehungen, die sich daraus ergeben, können zu konkreten Karrierevorteilen führen.[85] Prominentes Beispiel dafür ist der ehemalige Präsident Mahmud Ahmadineschād, dessen erstes Kabinett zu mehr als der Hälfte aus Angehörigen der Basidsch-Unterorganisation der Professoren, der auch er angehörte, gebildet worden war.[86]

Rekrutierungsprozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rekrutierung läuft überwiegend über persönliche und familiäre Beziehungen ab. Basidschis werben persönlich Menschen an, die sie für geeignet halten. Dies geschieht im privaten Umfeld, beispielsweise in einer Moschee. Zuvor wurden diese Menschen planmäßig einer Hintergrundüberprüfung unterzogen, für die es jedoch keine verbindlichen Standards gibt. So variiert das Maß der Untersuchung erheblich, häufig fällt sie oberflächlich aus oder entfällt vollständig. In einigen Fällen ist aber auch eine Empfehlung erforderlich. Bei einem späteren Wechsel des Status der Angehörigkeit zu Basidsch (regulär, aktiv, Kader- oder Spezial-) kommt es tendenziell zu einer erneuten, gründlicheren Überprüfung.[87] Im Anschluss an die Anwerbung muss nur ein Formular ausgefüllt und ein zwei- bis dreitägiges Training absolviert werden, dann ist der Rekrut reguläres Mitglied der Basidsch. Offiziell kann jeder Iraner unabhängig von Geschlecht, Religion, Ethnie oder Bildung beitreten, er muss nur ein Mindestalter von elf Jahren vorweisen.[88]

Indoktrination[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den neunziger Jahren wird ein erhebliches Maß an Aufwand darauf verwandt, die Loyalität der Rekruten gegenüber dem Regime und der offiziellen Interpretation des Schiitentums zu erhöhen.[89] Da die meisten Neumitglieder aufgrund der materiellen Vorteile beitreten, widmet sich das Training, dass sie erhalten, fast nur dem ideologisch-politischen Training. Sie sollen loyal zum Regime stehen und dessen Anordnungen folgen, ohne zu hinterfragen.[90][91] Neumitglieder erhalten Kurse in islamischer Geschichte, Theologie, Ethik und Khomeinis politischer Philosophie. Der Lehrplan ist dabei aber nicht zentralistisch, sondern den Umständen und lokalen Vorlieben der Kommandanten angepasst. Lehrbücher sind ebenso teils vorhanden, andernorts nicht. Kritisches Hinterfragen und Diskussion der Inhalte ist dabei nicht erwünscht, es wird unterbunden. Anhand dieser Versuche können Vorgesetzte jedoch kritische Stimmen aussieben. Für das Aufsteigen in den aktiven Status ist weiteres, intensiveres Training dieser Art erforderlich.[92] In diesen Trainings werden unter anderem Inhalte vermittelt, die die Tätigkeiten der Basidsch rechtfertigen. So wird unter anderem behauptet, die Aktivitäten der Miliz entsprächen dem göttlichen Willen; aber auch, dass die prodemokratischen Proteste gegen den Wahlbetrug 2009 genau wie vergleichbare Demonstrationen vom Westen inszeniert seien.[93][94] Diese Indoktrination wird noch verstärkt durch Nachrichtenorgane der Revolutionsgarden, wie beispielsweise Basij News, die direkt zur Basidsch gehören.[95] Die konstante Propaganda ist bei großen Teilen der Basidsch nicht erfolgreich, da sie als solche erkannt wird. Ein Teil hingegen wird radikalisiert. Gerade diese radikalen Mitglieder führen zu einer Vertiefung der Kluft zwischen der Miliz und der Bevölkerung.[96]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Heinrich Junker, Bozorg Alavi: Persisch-deutsches Wörterbuch. Leipzig/Teheran 1970, S. 99. Demnach ist ein Angehöriger dieser Miliz ein persisch بسيجى Basidschi, DMG Basīǧī, deutscher Plural: Basidschis.
  2. Saeid Golkar: The Rule of the Basij in Iranian Politics. In: Larry Diamond, Abbas Milani (Hrsg.): Politics and Culture in Contemporaray Iran. Boulder (Colorado) 2015, S. 117.
  3. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. In: Journal of Political and Military Sociology Band 40, 2012, S. 130.
  4. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. In: Journal of Political and Military Sociology Band 40, 2012, S. 129–130.
  5. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, 2013, Nr. 3, S. 347–348
  6. Saeid Golkar: Captive Society. The Basij Militia and Social Control in Iran. New York 2015, S. 193.
  7. Afshon Ostovar: Vanguard of the Imam. Religion, Politics and Iran’s Revolutionary Guards. New York 2016, S. 154.
  8. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3, 2013, S. 345–361.
  9. Kenneth Katzman: The Pasdaran. Institutionalization of Revolutionary Armed Force. In: Iranian Studies. Band 26, Nr. 3, 1993, S. 396–397.
  10. Ariel L. Ahram: Proxy warriors. Stanford (Kalifornien) 2011, S. 116.
  11. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. In: Journal of Political and Military Sociology Band 40 2012, S. 129.
  12. Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch: 5 Jahre Revolution. Libertäre Assoziation, Hamburg 1983, ISBN 3-922611-51-6, S. 280
  13. Arnon Groiss, Nethanel (Navid) Toobian: The Attitude to ‘The Order’ and to Peace in Iranian School Books and Teacher’s Guides. (PDF; 23 MB) Hrsg. vom The Center for Monitoring the Impact of Peace, Oktober 2006, S. 294, archiviert vom Original am 7. Juli 2007; abgerufen am 28. November 2022 (englisch, wiedergegeben auf 199.203.207.195).
  14. Zitiert nach: M. Küntzel: Sind 500.000 Plastikschlüssel genug? Ahmadineschad und die Sonderbeziehung Deutschland-Iran. In: Phase 2. März 2006, S. 61–63, abgerufen am 29. November 2022 (wiedergegeben auf matthiaskuentzel.de).
  15. Ali Ṣadrzādeh: Der Pasdar. 1987, S. 155.
  16. Sepehr Sepahrom: Mit fünfzehn in die Minen. In: Walter M. Weiss (Hrsg.): Iran. Wieser Verlag, Klagenfurt, 2003, ISBN 3-85129-407-6, S. 90.
  17. Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch. 5 Jahre Revolution. Libertäre Assoziation, Hamburg, 1983, ISBN 3-922611-51-6, S. 301.
  18. Ariel L. Ahram: Proxy warriors. Stanford (Kalifornien) 2011, S. 116.
  19. Saeid Golkar: The Feminization of Control. Female Militia and Social Order in Iran. In: Journal of Women of the Middle East and the Islamic World. Band 11, 2013, S. 16–40.
  20. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. In: Journal of Political and Military Sociology. Band 40, 2012, S. 119–140.
  21. Ariel L. Ahram: Proxy warriors. Stanford (Kalifornien) 2011, S. 116.
  22. Economist, 16. Oktober 1982.
  23. Arnon Groiss, Nethanel (Navid) Toobian: The Attitude to ‘The Order’ and to Peace in Iranian School Books and Teacher’s Guides. (PDF; 23 MB) Hrsg. vom The Center for Monitoring the Impact of Peace, Oktober 2006, S. 7, archiviert vom Original am 7. Juli 2007; abgerufen am 28. November 2022 (englisch, wiedergegeben auf 199.203.207.195).
  24. Kenneth Katzman: The Pasdaran. Institutionalization of Revolutionary Armed Force. In: Iranian Studies Band 26, Nr. 3, 1993, S. 396–397.
  25. a b Bahman Nirumand: Krieg, Krieg, bis zum Sieg. In: Iran-Irak. 1987, S. 95.
  26. Ali Sadrzadeh: Der Pasdar. In: Iran-Irak, bis die Gottlosen vernichtet sind. 1987. S. 156–158.
  27. Ariel L. Ahram: Proxy warriors. Stanford (Kalifornien) 2011, S. 116.
  28. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. In: Journal of Political and Military Sociology Band 40 (2012), S. 119–130.
  29. Afshon Ostovar: Vanguard of the Imam. Religion, Politics and Iran’s Revolutionary Guards. New York 2016, S. 142–146.
  30. Kenneth Katzman: The Pasdaran. Institutionalization of Revolutionary Armed Force. In: Iranian Studies. Band 26, Nr. 3, 1993, S. 399.
  31. Ahram, Ariel L.: Proxy warriors. Stanford (Kalifornien) 2011, S. 121.
  32. Ariel L. Ahram: Proxy warriors. Stanford (Kalifornien) 2011, S. 120–121.
  33. Afshon Ostovar: Vanguard of the Imam. Religion, Politics and Iran’s Revolutionary Guards. New York 2016, S. 146.
  34. Ariel L. Ahram: Proxy warriors. Stanford (Kalifornien) 2011, S. 120–121.
  35. Saeid Golkar: The Rule of the Basij in Iranian Politics. In: Larry Diamond u. Abbas Milani: Politics and Culture in Contemporaray Iran, Boulder (Colorado) 2015, S. 115–140.
  36. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. IN: Journal of Political and Military Sociology Band 40 (2012), S. 120.
  37. Natalie Amiri: Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran. S. 100–104, 107, 113.
  38. Saeid Golkar: University under Siege. The Case of the Professors’ Basij Organization. IN: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 370.
  39. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. In: Journal of Political and Military Sociology Band 40 (2012), S. 120.
  40. Afshon Ostovar: Vanguard of the Imam. Religion, Politics and Iran’s Revolutionary Guards. New York 2016, S. 188–190.
  41. Natalie Amiri: Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran. 2022, S, 113–117.
  42. Natalie Amiri: Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran. 2022, S. 124.
  43. Saeid Golkar: Paramilitarization of the Economy. The Case of Iran’s Basij Militia. IN: Armed Forces & Society Band 38, Nr. 4 (2012), S. 642.
  44. Saeid Golkar: The Rule of the Basij in Iranian Politics. IN: Larry Diamond u. Abbas Milani: Politics and Culture in Contemporaray Iran, Boulder (Colorado) 2015, S. 115–140.
  45. Afshon Ostovar: Vanguard of the Imam. Religion, Politics and Iran’s Revolutionary Guards. New York 2016, S. 188–190.
  46. Afshon Ostovar: Vanguard of the Imam. Religion, Politics and Iran’s Revolutionary Guards. New York 2016, S. 188–190.
  47. Saeid Golkar: The Rule of the Basij in Iranian Politics. IN: Larry Diamond u. Abbas Milani: Politics and Culture in Contemporaray Iran, Boulder (Colorado) 2015, S. 119.
  48. Gudrun Harrer: Basij-Milizen: Schläger Gottes im Einsatz gegen Protestierende im Iran. In: derStandard.at. 5. Oktober 2022, abgerufen am 5. November 2022.
  49. Helmut N. Gabel: Der iranische Mythos. In: Telepolis. 18. April 2006, abgerufen am 29. November 2022.
  50. a b c Michael Hanfeld: Die Derwische auslöschen. In Iran wird die religiöse Minderheit der Sufis verfolgt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. November 2007, S. 35.
  51. Saeid Golkar: Captive Society. The Basij Militia and Social Control in Iran. New York 2015, S. 194–195.
  52. Ariel L. Ahram: Proxy warriors. Stanford (Kalifornien) 2011, S. 195.
  53. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 349–356.
  54. Iranische Behörden zerstörten 100.000 Satellitenschüsseln. In: derStandard.at. 24. Juli 2016, abgerufen am 29. November 2022.
  55. Saeid Golkar: University under Siege. The Case of the Professors’ Basij Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 363
  56. Saeid Golkar: The Rule of the Basij in Iranian Politics. IN: Larry Diamond u. Abbas Milani: Politics and Culture in Contemporaray Iran, Boulder (Colorado) 2015, S. 120–123.
  57. Saeid Golkar: Paramilitarization of the Economy. The Case of Iran’s Basij Militia. In: Armed Forces & Society Band 38, Nr. 4 (2012), S. 628.
  58. Saeid Golkar: The Rule of the Basij in Iranian Politics. In: Larry Diamond u. Abbas Milani: Politics and Culture in Contemporaray Iran, Boulder (Colorado) 2015, S. 120–123.
  59. unbekannt. (Nicht mehr online verfügbar.) In: IRNA.com. 26. November 2007, archiviert vom Original am 2. Februar 2009; abgerufen am 28. November 2022 (persisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www1.irna.com
  60. Bill Samii: Iran: Paramilitary Force Prepares For Urban Unrest. In: GlobalSecurity.org. September 2005, abgerufen am 28. November 2022 (englisch).
  61. Gholamreza Soleimani. In: OpenSanctions. 10. Januar 2020, abgerufen am 5. November 2022 (englisch).
  62. Natalie Amiri: Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran. Aufbau, Berlin 2021, ISBN 978-3-351-03880-9; Taschenbuchausgabe ebenda 2022, ISBN 978-3-7466-4030-3, S. 110 und 120.
  63. Saeid Golkar: Paramilitarization of the Economy. The Case of Iran’s Basij Militia. In: Armed Forces & Society Band 38, Nr. 4 (2012), S. 628.
  64. Saeid Golkar: The Rule of the Basij in Iranian Politics. In: Larry Diamond u. Abbas Milani: Politics and Culture in Contemporaray Iran, Boulder (Colorado) 2015, S. 120–123.
  65. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 361.
  66. Saeid Golkar: The Feminization of Control. Female Militia and Social Order in Iran. In: Journal of Women of the Middle East and the Islamic World Band 11 (2013), S. 20–24.
  67. Saeid Golkar: University under Siege. The Case of the Professors’ Basij Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 363–374.
  68. Saeid Golkar: Paramilitarization of the Economy. The Case of Iran’s Basij Militia. In: Armed Forces & Society Band 38, Nr. 4 (2012), S. 625–648.
  69. Saeid Golkar: Paramilitarization of the Economy. The Case of Iran’s Basij Militia. In: Armed Forces & Society Band 38, Nr. 4 (2012), S. 625–648.
  70. Saeid Golkar: Paramilitarization of the Economy. The Case of Iran’s Basij Militia. In: Armed Forces & Society Band 38, Nr. 4 (2012), S. 625–648.
  71. Saeid Golkar: University under Siege. The Case of the Professors’ Basij Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 363–374.
  72. Saeid Golkar: The Rule of the Basij in Iranian Politics. In: Larry Diamond u. Abbas Milani: Politics and Culture in Contemporaray Iran, Boulder (Colorado) 2015, S. 124.
  73. Golkar Saeid: The Feminization of Control. Female Militia and Social Order in Iran. In: Journal of Women of the Middle East and the Islamic World Band 11 (2013), S. 24–30.
  74. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. In: Journal of Political and Military Sociology Band 40 (2012), S. 129–130.
  75. Saeid Golkar: The Feminization of Control. Female Militia and Social Order in Iran. In: Journal of Women of the Middle East and the Islamic World Band 11 (2013), S. 30–31.
  76. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. In: Journal of Political and Military Sociology Band 40 (2012), S. 129–130.
  77. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 348–353.
  78. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. In: Journal of Political and Military Sociology Band 40 (2012), S. 119–120.
  79. Saeid Golkar: Paramilitarization of the Economy. The Case of Iran’s Basij Militia. IN: Armed Forces & Society Band 38, Nr. 4 (2012), S. 638.
  80. Saeid Golkar: University under Siege. The Case of the Professors’ Basij Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 377.
  81. Saeid Golkar: The Feminization of Control. Female Militia and Social Order in Iran. In: Journal of Women of the Middle East and the Islamic World Band 11 (2013), S. 16–40.
  82. Neema Noori: Rethinking the Legacies of the Iran-Iraq War. Veterans, the Basij, and Social Resistance in Iran. In: Journal of Political and Military Sociology Band 40 (2012), S. 132.
  83. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 348–353.
  84. Natalie Amiri: Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran. 2022, S. 124.
  85. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 348–353.
  86. Saeid Golkar: University under Siege. The Case of the Professors’ Basij Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 377.
  87. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 350–351.
  88. Saeid Golkar: The Rule of the Basij in Iranian Politics. IN: Larry Diamond u. Abbas Milani: Politics and Culture in Contemporaray Iran, Boulder (Colorado) 2015, S. 120.
  89. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 347.
  90. Saeid Golkar: Captive Society. The Basij Militia and Social Control in Iran. New York 2015, S. 193
  91. Saeid Golkar: The Feminization of Control. Female Militia and Social Order in Iran. In: Journal of Women of the Middle East and the Islamic World Band 11 (2013), S. 24
  92. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 355–356.
  93. Afshon Ostovar: Iran’s Basij. Membership in a Militant Islamist Organization. In: Middle East Journal Band 67, Nr. 3 (2013), S. 355–356.
  94. Afshon Ostovar: Vanguard of the Imam. Religion, Politics and Iran’s Revolutionary Guards. New York 2016, S. 190–191.
  95. Ostovar, Afshon: Vanguard of the Imam. Religion, Politics and Iran’s Revolutionary Guards. New York 2016, S. 7
  96. Saeid Golkar: The Rule of the Basij in Iranian Politics. In: Larry Diamond u. Abbas Milani: Politics and Culture in Contemporaray Iran, Boulder (Colorado) 2015, S. 136.