Streifzüge, Heft 3/2000
Oktober
2000

Der Führer, die Show, das Publikum

Über Jörg Haider und die ihn umschwirrenden Elemente

Bekannt wurde Klaus Ottomeyer vor allem durch seine 1977 bei Rowohlt publizierte Studie „Ökonomische Zwänge und menschliche Beziehungen“, die — für damals keineswegs untypisch — eine hohe Taschenbuchauflage erreichte. Seit 1983 ist der 1949 in Frankfurt am Main geborene Ottomeyer Professor für Sozialpsychologie in Klagenfurt. Den Aufstieg Haiders hat er also hautnah miterlebt. Vor allem in den letzten Jahren probierte der Wissenschafter sich in der Ausleuchtung der sozialpsychologischen Aspekte des Haider-Phänomens. Zwei Bände, „Die Haider-Show“ (I) und die gemeinsam mit Harald Goldmann und Hannes Krall verfaßte Broschüre „Jörg Haider und seine Publikum“ (II) sind Gegenstand der folgenden Überlegungen.

Ottomeyer muß zugutegehalten werden, daß er sich auf sein Forschungsobjekt durchaus einläßt, die Mechanismen der Haiderei beschreibt und sie als bestimmbare gesellschaftliche Konstellation denken will. Das ist nicht selbstverständlich, besteht doch ein Großteil der obligaten Haider-Kritik darin, ihn aufgrund diverser Zitate des Rechtsextremismus zu überführen. Das ist zwar nicht unbedingt falsch, nur hilft es wenig weiter, erklärt vor allem seinen Erfolg nicht. Von der inzwischen unübersehbaren Anti-Haider-Literatur gehören die Veröffentlichungen Ottomeyers jedenfalls zu den interessantesten.

Es gilt dem Faszinosum auf die Schliche zu kommen. Ottomeyer versucht Haiders Aufstieg an verschiedenen Teilfiguren, die er repräsentiert, festzumachen. Explizit benennt er dabei erstens Robin Hood als den Rächer der Enterbten, zweitens den erfolgreichen und erotischen männlichen Sportler und drittens den Bierzeltsozialisten, der symbolisch die Klassengesellschaft überwindet. „Haider fasziniert sein Publikum durch die rastlose Aufführung eines mehrschichtigen Wunsch-Erfüllungs- und Angstabwehr-Theaters, das auf wechselnden Bühnen und in verschiedenen Kostümen aufgeführt wird. Er betreibt eine Art von ebenso massenwirksamer wie letztlich irreführender Großgruppenpsychotherapie.“ (II: 10) Haider spiele auf den verschiedenen Angstklavieren des Ich, des Über-Ich und des Es, schreibt der Autor in Anlehnung an Freud. (I: 85f.) Die Konkurrenz sei evident, die Angst vor dem sozialen Absturz oftmals berechtigt. Am Ausländer mache sich diese Angst dingfest, konsequent wird ein Feind personalisiert. Haider befriedige sowohl orale Komplexe — die anderen bekommen zu viel, sie nehmen uns etwas weg; als auch anale — die anderen sind schmutzig und verdrecken hier alles. Geschlußfolgert werden Ausgrenzung und Säuberung.

Wobei natürlich das Publikum nicht wirklich getrennt werden kann. Es ist zwar durchaus plausibel, daß ein nicht unbeträchtlicher Teil für Haider nicht primär aus rassistischen (oder auch sozialdarwinistischen) Motiven votiert, unzweifelhaft ist aber auch, daß dessen Xenophobie, die ja ungeniert zutage tritt, diese Spektren seiner Sympathisantenschaft überhaupt nicht abstößt. Im „besten“ Falle ist ihnen das egal. Was nichts anderes heißen kann, als daß selbst dort, wo die Fremdenfeindlichkeit nicht akklamiert, sie auf breitester Ebene akzeptiert wird. Der Rassismus wird billigend in Kauf genommen.

Zurecht wird Haiders Anhang als „Fan-Club“ (I: 74) vorgestellt, allerdings zuwenig dargestellt, worin dessen spezifische Eigenschaften bestehen. „Warum lassen sich die Menschen überhaupt verhetzen?“ (I: 85), fragt Klaus Ottomeyer. Aber ist die Frage so ganz richtig? Unterstellt sie nicht, daß die Massen manipuliert und verführt werden, anstatt daß sie in ihren Stimmungen durch Arbeit und Alltag für einen wie Haider präformiert, ja prädesteniert sind. Er verhetzt nicht, er hetzt auf.

Ihre Gefühle sind seine Stärke: „Das österreichische Publikum liebt Haider wegen seines aggressiven Humors, so als würde es ständig einen Heiler gegen seine schleichende Depression benötigen.“ (I: 89) Zweifellos, aber wozu braucht der Nebensatz einen Konjunktiv? Haider ist das Surrogat, das reale Defizite in irreale Projektionen übersetzt, sowohl was Ängste als auch was Wünsche betrifft. Sie spüren sich in ihm, ehrfürchtig lauschen sie seinen Tiraden, sei es im Bierzelt oder im Wohnzimmer. Jörg Haider ist der Showmaster der Nation. „Unter den Mächten, die uns heute formen und entformen, gibt es keine mehr, deren Prägekraft mit der der Unterhaltung in Wettbewerb treten könnte“, schrieb Günther Anders. (Die Antiquiertheit des Menschen, Band II., S. 137.) Und Haider ist der beste Entertainer hierzulande, man sehe sich seine Quoten an. Niemand von den selbsternannten „positiven Populisten“ (Ex-Kanzler Klima) kann da mithalten.

Seinen Fans ist Haider unheimlich nahe. „Es handelt sich wohl eher um ein intuitives Erspüren und Erraten dessen, was das Publikum hören will, verbunden mit der Fähigkeit, es „ohne Hemmungen, bündig und bildhaft auszudrücken.“ (II: 39) Das ist sogar untertrieben. Er muß sie nicht erspüren, er spürt sie. Er muß nicht raten, er weiß. Er muß nicht einmal sagen, was gehört werden will. Man versteht ihn auch, ohne daß er sich klar und deutlich äußert. Eine Handbewegung, ein spöttisches Grinsen, ein nicht zu Ende gesprochener Satz — das reicht völlig.

Jörg Haider ist der adäquate Adapter des aktuellen Zeitgeists. Jener läuft so wie dieser. Seine Besonderheit besteht in der Reibungslosigkeit, mit der er der Allgemeinheit entspricht. Kein Vorurteil, das in ihm nicht Sprachrohr und Verstärker findet, kein Kurzschluß, der durch ihn nicht Propaganda werden kann. „Er ist mit dem unbeschwerten Hedonismus unserer Konsum- und Unterhaltungskultur (...) auf beinahe beneidenswerte Weise im Einklang“ (I: 89). Und umgekehrt funktioniert die Kulturindustrie wie eine freiheitliche Belangsendung, sie arbeitet Haider zu, ob sie das im Einzelfall will oder nicht. Haider braucht sich ihrer nicht einmal zu bedienen, sie dient ihm sowieso. Parallelveranstaltungen liefern pausenlos synergetische Effekte.

1992 hatten Ottomeyer und seine Mitautoren noch geschrieben, „daß Haider nur die Speerspitze einer marktwirtschaftlichen Logik verkörpert, die bereits tief in uns allen steckt“. (II: 7) Sie sprachen zurecht von einem „neuen Sozialdarwinismus“. (II: 194) Etwas genauer hätte man es schon dazumals gerne gewußt. Im aktuellen Band finden sich explizite Überlegungen in diese Richtung gar nicht mehr.

Menschenverachtung ist die Grundhaltung Haiderscher Politik. Sie geht auf Jagd und verspricht Beute. Wichtig ist auch das „Duell unter Männern“ (I: 44), wie Ottomeyer richtig behauptet. Im Saloon rauchen die Colts. Wer zieht schneller? Wer trifft besser? Wer killt den anderen? Abgeschossen werden muß. Da kommt Rambo. Kriegs-Metaphern durchziehen Haiders Auftritte, und die Medien multiplizieren diesen Jargon der Gewalt. Er inszeniert „personenbezogene Gewaltphantasien (Tötungsphantasien) der Menschen auf der politischen Bühne“. (II: 54) „Wir deportieren jeden Bonzen“ (II: 83) sagt er. Man muß sich diese totale Allmachtsphantasie der abschiebenden Gemeinschaft gegenüber einer inkriminierten Gruppe richtig auf der Zunge zergehen lassen. Langsam lesen. Wort für Wort. Kein Pardon, lautet die Botschaft.

Sein Haß auf die Linken, namentlich auf die sogenannten Achtundsechziger, ist notorisch. Wahrscheinlich auch gerade deshalb, weil diese zumindest in Ansätzen die notwendige Elternkritik, d.h. Kritik an der Kriegs- und Aufbaugeneration übten, während Haiders „Auftrag (in) der Elternrehabilitation“ (I: 71) besteht. Das den Linken unterstellte Anliegen allein ist ihm Hochverrat an Familie, Nation und Staat. Sein Bezug ist ein biologischer, weil „ein Volk, das seine Vorfahren nicht ehrt, sowieso zum Untergang verurteilt“ (I: 71) ist, wie er sich im Oktober 1995 auf einer (von der ARD mitgeschnittenen) geschlossenen Veranstaltung vor ehemaligen Mitgliedern der Waffen-SS in Krumpendorf, ausdrückte.

Gegner werden verhöhnt und verbal erledigt: „Der aufgebahrte Lenin ist fescher als der Gusenbauer. Wenn der einmal auf die Briefmarke kommt, geht die Post wirklich pleite.“ (I: 8) Haider steht für die Brutalisierung der öffentlichen Kommunikation. Politik versinkt in die tiefsten Regionen der Gedärme. Dort suhlt sie sich. Wenn Haider niemanden niedermachen kann, wirkt er angeschlagen oder beleidigt. Da ist er nicht in seinem Element. Und dieses Element ist das Leid, das er durch systematische Beleidigung den inkriminierten Gruppen und ihren Exponenten zufügt. Seine Leidenschaft besteht darin, daß er andere leiden läßt. Daran erbauen sich seine Fans. Das Publikum beginnt zu johlen und zu stampfen, demonstriert damit, wie es beisammen ist. Die Inszenierung Haiders verweist auf die Pathologie der Gesellschaft. Diese mag in anderen Ländern nicht viel anders sein, so fortgeschritten wie in Österreich ist sie aber dank Haider nirgendwo.

Meute will Beute. Haider beißt sich aber nicht an einer bestimmten Gruppe fest, sondern schießt auf alle, die ihm vor die Flinte kommen. Diesbezüglich müssen wir von einer Flexibilisierung der Feindbilder sprechen. Waren vor einigen Jahren (in Anlehnung an Huntingtons Modell) die Moslems die bevorzugte Gruppe der Aversion — im FPÖ-Parteiprogramm von 1998 ist diese kulturalistische Sichtweise nachzulesen —, so sind diese seit dem aktuellen Zweckbündnis Haider-Gaddafi (schließlich lieferte letzterer seinem neuen Freund gar billigeres Benzin nach Kärnten!) und einigen Besuchen im Irak in der Hitparade der zu Verfolgenden nicht mehr obenauf. Diesen „Spitzenplatz“ erleiden derzeit die Schwarzafrikaner, die „Buschneger“ (I: 82),wie Haider sie auf einer Kundgebung in Klagenfurt im Herbst 1998 nannte. Die Hierarchie der Opfer folgt taktischem Kalkül. Ob für eine Gruppe gerade Schußzeit oder Schonzeit ist, hängt von den konkreten Umständen ab. Die Verfolgten scheinen dabei unwichtiger als das Verfolgen an sich. Ja, es kann sogar vorkommen, daß ehemals Drangsalierte kaltschnäuzig zu Gesprächspartnern, ja Freunden umfunktioniert werden. Die zur Zeit heiß umworbene Minderheit der Kärntner Slowenen weiß davon ein Lied zu singen.

Haider ist der Popstar, der die anderen scheinbar mühelos übertrumpft. Da ist einer schneller, besser, zäher, wagemutiger, lauter, aufregender, schöner, stärker. Da sonnt sich einer an den konkurrenzbesessenen Komparativen. Als die US-Politik Kritik an Haider übte, ätzte er nicht unschlau: „Sogar US-Präsident Clinton fürchtet sich vor mir. Er müßte aber Angst haben, wenn wir gemeinsam beim New-York-Marathon antreten, denn ich bin schneller als er.“ (I: 21) Folgerichtig hat sich der Jäger im Amt des Kärntner Landeshauptmanns auch die Haider-Cover von Newsweek und Time gleich Trophäen in seinem Büro aufgehängt. Welch anderem Österreicher ist sowas schon geglückt? Ich bin der bekannteste, ich bin der berühmteste, ich ich, ich ... — Verwunderlich ist nur, daß Ottomeyer Haiders letztes Buch „Befreite Zukunft jenseits von links und rechts“ (1998) nicht in seine Analyse miteinbezogen hat, findet doch darin die narzißtische Egomanie „Ich werde...“, „Ich habe...“ einen gut nachlesbaren Höhepunkt.

Höhepunkte beschert er auch seinen Fans. Für sie ist ihr „Jörgl“ ein sexueller Fetisch. Der angehimmelte Idealtypus des erotisierenden Sportlers muß auf das allmächtige Credo der Marktwirtschaft bezogen werden, auf die Konkurrenz. Haider steht aber primär für den Verlust der Lust und für deren Ersetzung durch „Angstlust“: no risk, no fun! Risikosportarten sind dementsprechend in. Ein Leben, das nichts bietet, braucht Events, um die Trostlosigkeit des Daseins wegzusimulieren. Es geht um „action“, um permanente Aufmerksamkeit. Wie sie hergestellt wird, ob Haiders Vorschläge verwirklichbar sind oder auch bloß zueinander passen, ob gestrige Ansichten den heutigen oder morgigen widersprechen, ist da ziemlich egal. Auch das Publikum stört dieses Changieren nicht, ja es versetzt es geradezu in die Trance ewiger Bewegung.

Klaus Ottomeyer hingegen wirft Haider des öfteren vor, seine Versprechen nicht zu halten. Dieser Vorwurf setzt freilich voraus, daß der Wissenschafter davon ausgeht, daß Versprechen in der Politik zu halten wären, nicht flexible Waren des politischen Marktes geworden sind. Wer heute in der Politik gebrochene Versprechen beklagt, hat von deren Funktion wenig verstanden. Versprechen sind vorerst einmal dazu da, versprochen zu werden. Punktum. Nicht mehr. Anstatt also Ehrlichkeit als populistischen Popanz öffentlicher Kommunikation zu kritisieren, wird jene nun erst recht geadelt. „Die ‚Flat tax‘ war nur ein schöner Gedanke“, (I: 52) schreibt Ottomeyer. Abgesehen davon, daß sie ein böser Gedanke ist, fordert solche Kritik dann nicht sogar die Umsetzung Haiderscher Anliegen ein? Gibt sie ihm dadurch nicht irgendwie doch recht?

Auch die Kritik an Verfilzung und Proporz (I: 10f.) ist relativ obligat gestrickt. Auffällig müßte doch sein, daß die Aversion gegen diese erst richtig griff, nachdem sie in die Krise gekommen waren, was meint, das jeweilige Klientel nicht mehr in der Weise versorgt und bedient werden konnte wie dies noch vor etwa Zwanzig jahren der Fall gewesen ist. Gegen den in Österreich einst hochentwickelten politischen Protektionismus sind jetzt viele aus dem banalen Grund, weil sie und die ihren mangels an Posten- und Vergabemasse nicht mehr berücksichtigt werden können.

Korruption ist jedoch nichts anderes als die selektive und unausgewogene Menschlichkeit der Apparate. Sie ist eine immanente Funktion, nur scheinbar eine Zuwiderhandlung. Der reale Mißstand ist eine Form des obligaten Zustands. Indem Ottomeyer gleich Haider diese normativ gegeneinander setzt, muß er dem Großmeister der Demagogie unweigerlich Respekt zollen: „Man muss zugeben, daß die Haider-FPÖ eine ganze Reihe realer Mißstände aufgedeckt und zum Korruptionsabbau in den staatlichen und halbstaatlichen Organisationen beigetragen hat.“ (I: 12-13)

Muß man das? Verwechselt man hier nicht selbsttätiges Wollen mit gesellschaftlichem Müssen, möchten die Funktionäre und Bürokraten das bleiben, was sie sind? Herrscht hier Willkür oder doch Sollpflicht? Gilt es nicht umgekehrt zu behaupten, daß damit jede Abneigung gegen gesellschaftliche Verhältnisse umgepolt wird in einen (auch von Ottomeyer zurecht beklagten) Haß gegen bestimmte Sündenböcke. Als politische Methode ist der Antikorruptionismus konterrevolutionär. Durch die Kriminalisierung gesellschaftlicher Abläufe wird die gesellschaftliche Formation, der demokratische Kapitalismus, geradezu immunisiert.

Ideell stützt die Skandalisierung gerade jene Zustände, die die Mißstände reell immer wieder hervorbringen. Das Dagegensein wird jedenfalls nicht zur Kritik, sondern verunglückt im Ressentiment, in der bewußtlosen Aversion, auf der wiederum die Populismen gedeihen. Was die Freiheitlichen hundertprozentig garantieren, ist ein Korruptionsumbau, aber kein Korruptionsabbau. Sieht man sich die diversen Vergehen im Dunstkreis der FPÖ an, so drängt sich unweigerlich ein Bild auf, wo die ideologische Hauptbetätigung der schweren Burschen darin besteht, sich über die kleinen Gauner zu mokieren.

Vor einer vorsichtigen Entwarnung, wie Ottomeyer sie schlußendlich vornimmt, sei gewarnt: „Es mehren sich die Zeichen, dass der Haider-Fan-Club langsam abbröckelt und dass auch einige der bisherigen Haider-Dulder die Dinge langsam klarer sehen. Das Scheinwerfer-Licht, das von allen Seiten auf unsere Alpenrepublik gerichtet ist, führt dazu, dass man sich die Augen reibt.“ (I: 114) Der Sozialpsychologe plädiert deshalb dafür, den von Haider Enttäuschten Zeit zu geben, um ihre Fehler einzusehen. In ganz wenigen Fällen mag das auch greifen, mehrheitlich freilich wird man sich ihm nach Momenten der Distanz eher früher als später wieder an den Hals werfen. Die kurze Kränkung wird schnell vergessen sein, steht die nächste Treibjagd bevor. Denn an der Grundkonstitution dieser Individuen hat sich ja nichts geändert. Führerlos zu sein, halten sie nicht aus, das würde sie zwingen, sich ihrer eigenen Verfaßtheit kritisch zu stellen. Denen geholfen werden muß, ist wahrlich schwer zu helfen. Darin liegt auch das Dilemma linker Politik. Es ist daher ein trügerisches Wunschdenken, Haider bereits auf dem absteigenden Ast zu sehen, das verwechselt aktuelle Umfragen und Äußerungen mit der Substanz des Zuspruchs. Der ist nicht nur ungebrochen, er hat seinen Plafond noch nicht erreicht.

P.S.: Eigentlich müßte man über Haider ja lachen. Doch das Lächerlichmachen vergeht einem wie das Lachen, beobachtet man seine Ausstrahlung, merkt man wie ernst es seinen Parteigängern ist. Ob hier also eine austriakische Posse stattfindet oder das Vorspiel einer europäische Tragödie, darüber entscheiden die Auseinandersetzungen der nächsten Jahre.

  • I: Klaus Ottomeyer, Die Haider-Show. Zur Psychopolitik der FPÖ, Drava Verlag, Klagenfurt/Celovec 2000, 128 Seiten, ATS 197, DM 27
  • II: Harald Goldmann/Hannes Krall/Klaus Ottomeyer, Jörg Haider und sein Publikum. Eine sozialpsychologische Untersuchung, Drava Verlag, Klagenfurt/Celovec 1992, 202 Seiten, ATS 197, DM 27