FŒHN, Heft 13+14
Mai
1990

Die Sargnägel Österreichs

Deutschland will Österreich wiederhaben — das ist der Hintergrund, vor dem sich der größte Teil der Politik, die in Österreich gemacht wird, ab­spielt. Über die wirtschaftlichen Ursachen der extremen österreichischen Abhängigkeit oder Anhänglichkeit haben wir im letzten Heft Genaueres gesagt. Als ein Ausdruck davon muß die Beherrschung der österreichi­schen Parteienfinanzierungsmaschine „Industriellenvereinigung“ durch bundesdeutsche Konzerne gesehen werden.

Deutschland will Österreich wiederhaben. Natürlich. Und dazupassend gibt es „Österreicher“, die es ihr wieder geben wollen! Was kann sich eine um sich greifende Großmacht wie die BRD Schöneres wünschen als solche Zuarbeiter, die ihren Wunsch nach Angliederung Österreichs post­wendend in Österreich als Notwendigkeit der Angliederung unters Volk bringen?

Die schlimmsten Feinde Österreichs sitzen nicht in Bonn oder in Brüssel, sondern in Österreich. Nicht irgendwo in Österreich, sondern ganz oben! Sie sind tausendmal gefährlicher als alle Proksch der Welt. Da ist nicht der Untergang eines Schiffes geplant, sondern der eines Staates!

Was diese EG-Schuschniggs, wie sie im (Geschichts-)Buche stehen, am Österreich-Bewußtsein der Bevölkerung anrichten, ist ein Verbrechen. Man sehe sich an, wie sie, um an ihr Ziel zu kommen, dieses Land, das siebzigstgrößte, aber wirtschaftlich achtundzwanzigststärkste der Welt, eines der zwanzig außenhandelsstärksten Länder der Erde, herunter­machen müssen!

Ihre schäumende europäische Begeisterung entblößt ihre mangelnde Iden­tifizierung mit Österreich und erklärt ihre jahrzehntelange wenig öster­reichische Politik. (Würden sie sich für Österreich einmal halb so ins Zeug legen wie hier gegen Österreich, wäre für seine Menschen viel erreicht.)

So wie sie dieses Österreich verunglimpfen, haben sie mit einer freien und unabhängigen Republik, als die sie einmal ausgerufen worden ist, längst abgeschlossen. Ihre Schmähungen sagen, daß sie nicht bereit sind, für ein souveränes Österreich noch einen Finger zu rühren. Die Ausfälle der Österreich-Hasser an der Spitze dieses Staates gegen diesen Staat sind nichts anderes als die In-die-Wege-Leitung der Kapitulation.

Deutschland will Österreich wiederhaben. Das große Geld, das über Deutschlands Grenzen hinausdrängt und über die österreichischen herein­drängt, kann sich glücklich schätzen, für die Besorgung seiner Geschäfte hier solche Männer zu haben.
So frech, so vorlaut, so direkt, so unverblümt wie sie die zwei, drei Jahre jetzt geredet haben, so ungebremst, so unverstellt, so entlarvend, als es um den EG-Anschluß ging, so deutlich wird man das nicht mehr hören.

Wenn wir auch nur das Halbe davon wahrnehmen, bleibt uns das Ganze, das uns droht, erspart.

J. Haider, FPÖ-Obmann:

Nur die EG kann verhindern, daß Österreich zu einer europäischen Bettler­republik wird.

FP-Pressedienst, 25.3.87 (zit. nach Kurier, 10.5.1989)

H. Klauhs, Gen.-Dir. der Gen. Zentralbank:

Wir müssen dafür sorgen, daß wir keine Insel der Unseligen werden.

Kurier, 10.6.1988

F. Bock, Vizekanz­ler a.D.:

"Es ist so, daß es für den, der draußen bleibt, in Wirklich­keit keine gesicherte Zukunft geben kann.”

Österr. Zeitschrift für Politikwissenschaft 3/89

W. Haslauer, Landeshauptmann:

Salzburg würde ohne den Beitritt zur EG wirtschaftlich verkümmern.

Salzburger Nachrichten, 25.10.1988

H. Kramer, Wifo:

Die Österreicher scheinen vor die historische Entschei­dung gestellt zu wer­den ob der Balkan östlich des Wiener Rennwegs oder be­reits einige hundert Kilometer westlich davon beginnen soll.

Kronen-Z., 7.5.1988

H. Krejci, General­sekretär der Indu­striellen-Vereini­gung:

Österreich braucht Herausforderungen von außen, um nicht „in der Neutralität zu verhungern“.

TT vom 30.3.1987

C. Reissigl, Präsi­dent der Tiroler Handelskammer:

Eine österreichische Wirtschaft, die im großen europäischen Binnenmarkt eine Außenseiterrolle spielen könnte, hat kaum eine Chance des Überlebens.

TT 10.3.1988

R. Nimmerrichter, Staberl:

Wenn wir draußen bleiben, dann sind wir eben sofort total pleite.

Kronen-Zeitung, 12.7.1987

A. Khol, NRAbg. (ÖVP):

Auf die Dauer sänke Österreich ohne Mit­gliedschaft auf den Status ab, der jenem eines mittelamerika­nischen Kleinstaats im Verhältnis zu den Vereinigten Staa­ten entspräche.

Presse, 27.3.1987

J. Haider, FPÖ-Obmann:

Nur eine Vollmitgliedschaft kann verhindern, daß Österreich zu einem Entwicklungsland in Europa wird.

Presse, 21.9.1987

W. Maderthaner, österr. Manager in der BRD:

Knapp vor einer endgültigen Verelen­dung Österreichs auf Balkanniveau.

Presse, 15.6.1987

S. Dillersberger, NRAbg. (FPÖ):

Wenn wir nicht ein­treten, wird die österr. Volkswirt­schaft so viele Nach­teile in Kauf nehmen müssen, daß wir das auf Dauer nicht schaffen.

Wörgler Rundschau, 26.10.88

Ch. Leitl, Junge In­dustrie:

Es geht darum, ob wir unser Land lang­fristig auf das indu­strialisierte Westeu­ropa hinbewegen oder in Richtung Balkan.

Berichte und Infor­mationen, 2/1987

H. Androsch, Gen.-Dir. der CA a.D.:

Besser international leben als österrei­chisch sterben.

Vortrag Uni Ibk., Oktober 88

M. Scheuch, Chef­redakteur AZ:

Neutrale können sich nicht der Sog­kraft eines solchen Wirtschaftsimpe­riums entziehen, wol­len sie nicht zu Armutschkerln „draus­sen vor der Tür“ herabsinken.

Neue AZ, 26.3.1987

P. Pipal, Landes­sekretär des Freien Wirtschaftsverban­des Tirol (SPÖ):

Bei einem Nichtbei­tritt bestünde die Ge­fahr, daß Österreich zum Albanien Euro­pas wird.

TT, 7.11.1988

L. Steiner, NRAbg. (ÖVP):

Wenn wir keine Verhandlungen füh­ren, beginnen 1993 für bestimmte Wirtschaftszweige die Lichter auszugehen.

Management Club — Veranstaltung in Ibk., 21.11.1988

M. Leeb, Vorstands­vorsitzender der Neusiedler AG:

In Wirklichkeit ist die einzige Alterna­tive zum Beitritt die größere Armut.

Presse, 13.2.1989

Steirische Handelskammer:

Rasche Vollmitgliedschaft bei der EG, ansonsten droht eine „Albanisierung der österreichischen Wirtschaft“.

Presse, 13.1.1988

M. Huter, Präsident der Tiroler Indu­striellen:

Österreich würde in die Letztklassigkeit der Isolation zurück­fallen.

T. Bauernzeitung, 21.7.1988

J. Haider, FPÖ-Obmann:

Ohne Vollmitglied­schaft bei der EG kann Österreich be­stenfalls eine Blinddarmfunktion im ge­einten Europa aus­üben.

März 1987, zit. nach Kurier, 28.3.1989

A. Mock:

Wenn wir den EG-Beitritt nicht schaf­fen, würde dieses Land wie schon ein­mal zwischen den beiden Weltkriegen zu einem Schwach­punkt auf der eu­ropäischen Karte werden.

Standard, 20.12.88

H. Kleiss, Raiffeisen-Generalsekr.:

Ohne Beitritt würde Österreich in Europa in eine Art wirt­schaftlichen Exoten­status, der tödlich sein könnte, hinein­schlittern.

Neue Tiroler Zeitung, 15.3.1988

R. Graf, Wirt­schaftsminister:

Im Falle eines Nichtbeitritts würde Österreich ein ausge­sprochen bejam­mernswertes Bild bieten.

ORF-Mittagsjournal, 4.7.1988
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