Streifzüge, Heft 60
März
2014

Einlauf

Ich hatte das Vergnügen, den Schwerpunkt als Gast-Kurator zu betreuen. Es lief einfacher als gedacht, am Ende hatten wir sogar mehr Artikel, als wir unterbringen konnten.

Die Keimform-These spricht einen bestimmten, aber selten thematisierten Aspekt der an Marx orientierten Theorie an: Wie gehen gesellschaftliche Systeme unterschiedlicher Qualität in der Entwicklung auseinander hervor? Traditionell schien dieses Thema in Bezug auf den Kapitalismus mit der Figur der die Macht ergreifenden Arbeiterklasse gelöst zu sein: Die regelt das dann. Doch so schlicht und politizistisch funktioniert(e) der geschichtliche Prozess nicht. Die untergegangenen realsozialistischen Versuche bezeugen dies. Das Verhältnis von Produktivkraftentwicklung und Produktionsverhältnissen ist weitaus komplexer als gedacht.

Der Keimform-Ansatz liefert neue Überlegungen. Er liegt quer zum uralten Streit um Revolution versus Reform, da er primär die Frage nach der Produktionsweise stellt. Vereinfacht ausgedrückt versuchten Revolutionär*innen wie Reformist*innen die Verfügung über die Warenproduktion zu bekommen, um dann entweder die Ergebnisse umzuverteilen oder die Ausrichtung der Produktion umzuorganisieren. Die Herausforderung, dass Produkte gar nicht erst Warenform annehmen sollten, stellte sich ihnen nicht.

Aus Sicht des Keimform-Ansatzes steht hier die gesellschaftliche Transformation auf dem Kopf. Ihm zufolge geht es darum, die gesellschaftlichen Lebensbedingungen auf nichtwarenförmige Weise herzustellen, also die Frage der Produktionsweise direkt zu stellen und praktisch anzugehen. Dies schließt politische Interventionen nicht aus, nur ist der Maßstab für solche Interventionen nicht die Durchsetzung spezifischer Machtinteressen, sondern die Schaffung und Verteidigung von Rahmenbedingungen zur Entfaltung einer neuen Produktions- und Lebensweise.

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