FŒHN, Heft 15
Mai
1991

FOEHN-Post

S. Sie haben sich erlaubt, den FOEHN — ohne unser Wissen und nur deshalb ohne unseren Widerstand — als „mutigste Initiative“ für den Eduard-Wallnöfer-Preis einzureichen. Überrascht es Sie, zu hören, daß wir einen Preis dieses Namens, der noch dazu von der die österreichische Politik so unheilvoll dirigierenden Vereinigung Österreichischer Industrieller verliehen wird, — so sehr wir das viele Geld auch brauchen könnten — nie annehmen würden? (Die Jury dürfte dies, wie zu erfahren war, im allerallerletzten Augenblick gegneist haben.) Wir hoffen doch sehr, daß auch Sie die Einreichung nur als Affront gegen diese Kreise verstanden haben.

Anschluß. Du glaubst, du hast zu dem in Heft 12 geschilderten Besuch des Generalsekretärs der Industriellenvereinigung in Düsseldorf, wo er vor dem deutschen Industriekapital um die Wiedereinverleibung Österreichs bettelte, den geschichtlichen Vorläufer gefunden: Eine „aus 20 Mitgliedern bestehende Gruppe österreichischer Industrielle“ hat im Sommer 1937 auf Einladung der deutschen „Reichsregierung und der Reichsgruppe Industrie“ das faschistische Deutschland besucht und dabei auch den Mordbuben des deutschen Kapitals beehrt. Nach Österreich zurückgekehrt sandten sie diesem noch ein Danktelegramm, wo sie „Eurer Exzellenz den aufrichtigsten und wärmsten Dank für die herzliche Aufnahme ... zum Ausdruck bringen“. (Innsbrucker Nachrichten, 24.6.37) Danke.

Anmerkung: Krejci (Wahlspruch: „Mehr Brutalität in der Politik!“) hat inzwischen das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland herumgehängt bekommen, weil er immer wieder als „notwendige Speerspitze“ (deutsche Begründung!) für einen Vollbeitritt Österreichs zur EG aufgetreten sei. Er habe auch einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, „negative Reaktionen gegen die Investitionen deutscher Unternehmen in Österreich abzubauen“. (Kurier, 30.8.90)

Geschäftsführer. „Durch Zufall“, schreiben Sie, sei Ihnen „ein Ausschnitt“ aus dem letzten FOEHN „in die Hände gefallen“. Wie Sie wissen sollten, ist — auch das ausschnittweise — Kopieren des FOEHN zufällig verboten. Nach Beiziehung eines Rechtsanwaltes möchten Sie, daß in diesem Heft etwas Besseres als im letzten — „An den Scheffauer Bergbahnen sind einhundert deutsche und ungefähr zehn holländische Kommanditisten beteiligt.“ (Seite 52) — über Ihr Unternehmen drinnensteht. Wir können nicht dienen! Bei Eintreffen Ihres Schreibens waren zumindest die unten angeführten ausländischen Damen und Herren (Vertreter, Ingenieure, Hausfrauen, Kaufleute, Ärzte, Steuerberater, Blumenhändler, Studienräte, Goldschmiede, Apotheker, Lehrer, Baumeister, Fabrikanten) mit ihrem Kapital, z.T. 200.000 öS und mehr, an Ihrer KG beteiligt, Herr Haselsberger. Zufrieden?

Aus Holland: Dirk Bakker aus Wormerveer; Jacobus Peter Bruin aus Heiloo; Pieter Bruin aus Alkmaar; Willem Bruin und Petrus Duin aus Heiloo; Margreet van der Eng-Kok aus Uitgeest; Winando Minnesma-Bruin und Johannes Wuyts und Hendrikus J. Vijn aus Heiloo; Getruida P. Zorge-Zuurbier aus Heerhugowaard.

Aus Deutschland: Otto Albrecht, Absteinbach; Elfriede Amann, München; Wilhelm Arabin, Weızlar; Kurt Bauer, Nürnberg; Max Berchtenbreiter, Stadtbergen; Hans Günter Bergen, Solingen; Gerhard Blum, Kirchheim/Teck; Friedrich Blum, Kirchheim/Teck; Ernestine Bodenschatz, Garmisch; Walter Braun, Walkenried; Walter Brenner, Wevelinghofen; Max Bucher, Deggingen; Parick Buckley, Bonn; Kurt Clausnig, Dietlingen; Erwin Deuschle, Wendlingen; Helmut Diehl, Frankfurt a.M.; Gebhard Dressler, Berlin; Daniel Dieterle, Pfalzgrafenweiler; Günter Duckerschein, Berlin; Dr. Dieter Dürk, Taufkirchen; Werner Ehninger, Kirchheim; Otto Erxleben, Wolfsburg; Ernst Freiding, Gröbenzell; Ernst Gorissen, Rheydt; Ernst Dietrich Grafe, Troisdorf; Eberhard Grande, Dingelsdorf; Hermann Greifeneder, Heilbronn; Andreas Haas, Nürnberg; Horst Dieter Hälbig, Enger; Otto Harrandt, Weiler/Rems; Ursula Herhausen, Berlin; Ernst Herrmann, Neuenstein; Kurt Höhnisch, Gmünden; Christoph Höltzel, Reutlingen; Johannes Hummel, Ulm; Manfred Jehle, Sindelfingen; Harals Joos, Ludwigsburg; Michael Joos, Besigheim; Hans Junginger, Reutlingen; Alfons Kaunzinger, Semerskirchen; Jürke Koch, Düsseldorf; Gisela Kortz, Essen; Birgit Krause, Elmshorn; Dietrich Lindlein, Coburg; Rudolf Lorch, Nürbingen; Henri Maurice de Maere, Emmendingen; Eckhard Michaelis, Metzingen; Albine Nath, Essen; Frank Nath, Essen; Josef Neidlinger, Dornstadt; Anton Obermair, Friedberg; Ernst Opp, Mannheim; Ursula Paris, Berlin; Egon Patzak, München; Georg Probst, Geislingen; Hermann Quelle, Lingen; Liselotte Röck, Braunschweig; Gerhard Rösch, Ebersbach; Karl Heinz Rudolf, Berlin; Alois Ruess, Dornstadt; Josef Rupprecht, Nürnberg; Annemarie Schmidt, Langen; Friedel Schmitt, Hochheim/Main; Richard Schmitt, Offenbach; Helmut Schwabe, Traunstein; Gerhard Siekmann, Lemgo; Fritz Stolz, Regensburg; Joachim Szogs, Essen; Rudolf Tautermann, Mainz; Liselotte Trauner, München; Gert Trost, Nürnberg; Manfred Wagner, Germering; Herbert Weiler, Wernau-Neckar; Hermann Weiler, Herzogenaurach; Wilhelm Weisfeld, Salzgitter; Heinrich Wiedmann, Sindelfingen; Johann Wenninger, Mariaposching; Manfred West, München; Wilfried Zeise, Kleinkötz.

Innsbruck. D. Swarovski, man hört es, hat sich bei den Gralsrittern eingekauft und glaubt ihnen die Wiedergeburt. Wir konnten in Erfahrung bringen, was der Herr in seinem früheren Leben war: Illegaler Nazi mit der niederen Mitgliedsnummer 6.181.200. Die Familie Swarovski hatte mit den Nummern 6.181.197 (Alfred) bis 6.181.202 (Manfred) durchwegs das große Los gezogen: In einer Intervention des Gauleiters Hofer (Tirol-Vorarlberg) konnte dieser dem Gauleiter Bürckel stolz nach Wien berichten, daß „die Firma Swarovski, Wattens in Tirol, schon während der Jahre des Kampfes einwandfrei nationalsozialistisch geführt war und deren Betriebsführer und seine Familie schon in der Zeit vor dem Parteiverbot der NSDAP angehörten“. (19.12.1938) Dies in Ergänzung zur FOEHN-Post im letzten Heft.

An alle. Heft 12, »Die EG will Österreich« ist in zweiter Auflage vergriffen und wird auch nicht wieder aufgelegt. Wir wollen nicht stehenbleiben. Auch Heft 13/14 reicht nur noch für ganz wenige Abonnenten. Rasches Zugreifen und Nachfassen ist auch in Hinkunft angezeigt.

Schmarotzer! Wie heißt man so einen, der einen, was weiß ich, vierzigtausend-Schilling-Job hat und Arbeitslose „Schmarotzer“ und Obdachlose „Asoziale“ schimpft? Ich denke, man müßte so einen ungestraft einen Herwig Schmidt nennen können. Auch wenn es ein übler Nachruf ist! Der Leiter des Tirol-Kurier eifert — mit g — jedenfalls seit Monaten dem abtretenden Rupert Kerer nach. Auf Schwachsinn komm raus!

„Das Arbeitsmarktsystem ist in unseren Tagen zum Faulbett der Schmarotzer verkommen.“ (13.6.90) „Wer es trotz Arbeitskräftemangels rundherum nicht mehr nötig hat, zu arbeiten, dem muß es wirklich ausgezeichnet gehen.“ (20.10.90)

Über die schlechte „Behandlung der Nachkommen der einstigen Adelsgeschlechter“: „Lieber läßt man bei uns das Mitteimaß herrschen und die Unterklasse munter weiter die Staatskasse bestehlen, als daß dieses Kapitel der Vergangenheit ordentlich bewältigt würde.“ (17.7.90) „Vandalen und anderes Gelichter“: „Ein Sandler kann ruhig sämtliche Parks von Innsbruck besiedeln und besudeln, als ob sie sein Privateigentum wären.“ „Wer nicht Aids hat, kein Stadtstreicher oder Heroinsüchtiger ist, der fällt natürlich unter die öffentliche Ordnung.“ „Minderheiten haben zwar Anspruch auf Schutz — sprachliche, rassische, politische oder Religionsminderheiten. Das kann sich aber doch nicht auf asoziale Minderheiten beziehen.“ (30.7.90) Gibt es eine asozialere Minderheit als die, die vom Schreibtisch aus solches verbricht? Eine gschutztere.

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