Weg und Ziel, Heft 1/1997
März
1997

Franz Schandl in luftigen Höhen

Eine Retourkutsche

Zu: „Haider ante Portas‚ die Linke im Keller“, »Weg und Ziel« 5/1996

Schrullig finde ich die Aufzählung der angeblich letzten (Haider-)Resistenten in der Republik Österreich: Von den Künstlern, Studenten, Intellektuellen über die Beamten zum Großbürgertum(?!). (Die Weglassung der weiblichen Formen gehört wie wir aus anderen Publikationen wissen — zum Markenzeichen.)

Was fehlt, ist eine Analyse dessen, wie die Politik und strategischen Optionen der FPÖ mit welchen in Österreich und der BRD repräsentierten Kapitalstrategien in Einklang stehen und verflochten sind. Ohne eine solche Analyse bleibt aber die Frage, ob die FPÖ eine bürgerliche Partei ist und bleiben wird oder ob etwas an der ,Arbeiterpartei‘ dran ist, oberflächliche Wortspielerei.

Arrogant und ärgerlich ist die Kommentatorenrolle, die sich Franz Schandl nimmt und wie er an Linke, die von anderen Positionen ausgehend, heute an verschiedenen Projekten — zum Beispiel am Versuch von Bündnis-Kandidaturen bei allgemeinen Wahlen — arbeiten, Noten verteilt. Herablassendes Benoten von Anstrengungen Anderer trägt weder innerhalb der KPÖ noch in der Linken zur Weiterentwicklung von Positionen, oder dazu bei, mit der „Selbstbeschädigung aufzuhören“.

Im Unklaren bleibt, warum Wahlergebnisse — im Text die von KPÖ und „Bewegung Rotes Wien“ — „verheerend“ sein sollen, wenn ohnehin „der Kapitalismus die letzten Spielräume politischen Handelns vernichtet“, „Politik a priori kapitalkonform“ und „Demokratie heute ein bürgerlicher Leitwert ist“, von dem „die Linke Abschied nehmen muß“. Ja, mir ist sogar unklar, welchen Sinn — von dieser Position aus — die Beschäftigung mit Wahlen und Wahlergebnissen überhaupt macht.

Richtig finde ich, daß ein Grundproblem der KPÖ ist, daß sie — auch unter Linken — kaum „Respekt und Akzeptanz“ genießt. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, wie ernst sich die Partei selbst nimmt, wie ihre Mitglieder und FunktionärInnen sich präsentieren und positionieren. Aber — zumindest was den Respekt anlangt — dachte ich, daß er auch dadurch zu erwerben ist, daß KommunistInnen gleichberechtigt mit anderen Linken umgehen, Infrastrukturen und Publikationen für andere Linke öffnen und eigene Einschätzungen und Positionen zur Diskussion stellen, statt eine (angeblich) führende Rolle zu beanspruchen. Aber vielleicht ist auch das ein Rest von „linken Illussionen“, die dringend entlarvt und überwunden werden müssen.

P.S. Nicht alle Zitate (sie stehen unter Anführungszeichen), sind aus dem Artikel, auf den ich mich beziehe. Aber es sind Original-Zitate Franz Schandls.

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