Amelie Lanier, 1. Abschnitt
Januar
2011
Erster Termin, 22.1.2011

Protokoll 1

Gebrauchswert & Tauschwert

1. Gebrauchswert & Tauschwert

Gelesen wurden die ersten 7 Seiten des Kapitals, MEW 23, S. 49-56.

Das Kapital beginnt mit dem berühmten Satz:

Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‚ungeheure Warensammlung‘, die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware.

Bereits hier lässt sich Zweierlei festhalten:

  • Das Kapital behandelt den Kapitalismus. Es gibt eine Lesart des Kapitals („historische Lesart“), die auf Engels zurückgeht und auch noch heute von manchen vertreten wird, die behauptet, dass die Warenproduktion immer schon die vorherrschende war – und Marx am Anfang des Kapitals die historische Entwicklung hin zum Kapitalismus schildert. Dieser Auffassung ist mit der Feststellung, dass „die kapitalistische Produktionsweise herrscht“, klar widersprochen. Marx stellt damit klar, dass er im folgenden den Kapitalismus behandelt. Die Darlegung ist keine historische/zeitliche, sondern eine logische: er zeigt, dass und wie im „Kleinen“ schon das „Große“ innewohnt. Es gibt Menschen, die behaupten, dass das große Problem mit dem Kapitalismus sei lediglich, dass die Arbeitkraft Ware ist; Tauschen sei aber doch eine praktische Sache (bei LeninistInnen ist das verbreitet). Wie wir aber im weiteren Verlauf sehen werden, ist der Markt (dass man alles kaufen muss) an sich eine ungemütliche Einrichtung.
  • „Reichtum“, „ungeheure Warensammlung“: Damit gibt Marx zu erkennen, dass das Problem des Kapitalismus nicht der Mangel ist, wie von der VWL unterstellt. Sogar zu Marx’ Zeiten konnte die Rede sein von Reichtum und ungeheurer Warensammlung. (Heute noch viel mehr: 20-25% der Lebensmittel wandern in den Müll, 1 Milliarde Menschen hungert daneben; die Auslagen der Geschäfte sind voll und so manches Mal kann man die Politiker_innen und Gewerkschaften über Kaufkraftverlust klagen hören – womit gemeint ist, dass die Leute nicht mehr in der Lage sind, all die produzierten Waren zu kaufen, was sie doch eigentlich sollten, damit „die Wirtschaft“ voran kommt etc. D.h.: Es herrscht in Wahrheit Überfluss und Mangel zugleich. Wieso, wird im weiteren Verlauf geklärt.)
  • Diskussion: Es gibt Vieles (zB unbezahlte Arbeit), was nicht als Ware vorliegt, aber doch als Bestandteil des Reichtums verstanden werden könnte. Debatte um Dienstleistungen auf später verschoben; hier geht es zunächst um materiellen Reichtum.
  • Diskussion über das Alltagsverständnis von Ware: Manches Mal kommt raus, dass die Leute wissen, dass man da nicht einfach so rankommt (Bildung soll keine Ware sein, drückt das zB aus), aber nicht immer. Waren sind selbstverständlich in dieser Gesellschaft Kritik in der Ware wird dann manches Mal falsch verstanden (man wolle in die Subsistenz zurück).
  • Was eine Ware ist, wissen wir streng genommen derzeit noch nicht – im Kapital wird das jetzt dann entwickelt.

Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache. Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d.h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel.

  1. Frage u. Debatte: Was ist mit „äußerer Gegenstand“ gemeint?
    Materie im Gegensatz zum Gedanken („sich etwas zum Gegenstand zu machen“).
    Das Thema Dienstleistungen, das in der Debatte aufkam, wurde vermerkt – soll später auf jeden Fall debattiert werden, weil häufig Thema, wenn es um Kapitalismus geht („Marx nimmer gültig, weil Dienstleistungsgesellschaft“ etc). Es wurde vereinbart, dass sich man sich nun zuerst anschaut, wie es sich mit äußeren Gegenständen verhält, um dann nachvollziehen zu können, wie das Kapital nach und nach alles andere erfasst (Dienstleistungen, Kunst). Voraussetzung für dieses Erfassen von Allem, ist dass die äußeren Dinge Waren sind.
  2. Es kann festgehalten werden: Um die Rede von „ natürlichen“ und „künstlichen“ Bedürfnissen, wie man sie bei manchen Linken findet, geht es nicht.
  3. Die äußeren Dinge kann man konsumieren oder zum Produzieren einsetzen (zB Werkzeuge).
  4. Frage: Hat die Ware hier schon einen Wert? Nein, das kommt alles noch. Derzeit nur wichtig: es gibt Dinge, die haben etwas an sich, womit ich mein wie auch immer geartetes Bedürfnis befriedigen kann.

Jedes nützliche Ding, wie Eisen, Papier usw., ist unter doppelten Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und Quantität. Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und daher die mannigfachen Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken ist geschichtliche Tat.
(Fußnote 3: ‚Dinge haben einen intrinsick vertue‘ (dies bei Barbon die spezifische Bezeichnung für Gebrauchswert), ‚der überall gleich ist, so wie der des Magnets, Eisen anzuziehen‘ (l.c.p. 6). Die Eigenschaft des Magnets, Eisen anzuziehn, wurde erst nützlich, sobald man vermittelst derselben die magnetische Polarität entdeckt hatte.)

Diskussion: Was ist gemeint mit „historische Tat“?
Inwieweit ist Gebrauchswert ein gesellschaftliches Verhältnis? (Ist er das?) Ein Gegenstand hat die Eigenschaften schon an sich (per se), aber man muss es eben erst entdecken.
Beispiele: Kartoffel (hat gedauert, bis man wusste, wie verwenden), Kaffeebohne, ... Anderes landete auf dem Misthaufen der Geschichte: Floppy-Disketten ...

Qualität / Quantität: 1 Kartoffel – 1000 Tonnen Kartoffel

Nutzen: die Eigenschaften hat das Ding, aber dass das Ding als nützlich gilt, hat mit Menschen zu tun: es muss jemanden geben, der es benützt; Beziehung Gegenstand–Mensch. Es gibt keine Nützlichkeit ohne AnwenderIn
Beispiel Buch: das kann ich lesen oder auch Blumen damit pressen. Das Buch hat die nötigen Eigenschaften an sich, aber ich trete mit meinem Bedürfnis, Blumen zu pressen, an es heran befriedigt dann ein anderes Bedürfnis als das nach lesen, der Nutzen ist dementsprechend auch ein anderer.

Debatte: Fällt ein Spaziergang durch einen nicht bearbeiteten (???) Wald auch unter Nutzen? Gibt es Gebrauchswert ohne Arbeit? Wird später beantwortet.

Wert hat mit Arbeit zu tun, Gebrauchswert nicht notwendigerweise. Durch den Wald spazieren: man verwirklicht den Gebrauchswert durchs spazieren.
Spaziergänge und Reisen: früher Mühsal, heute beliebt auch historische Taten. (Dieser ganze Teil ist unverständlich für jemanden, der nicht dabei war.)

So die Findung gesellschaftlicher Maße für die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit der Warenmaße entspringt teils aus der verschiedenen Natur der zu messenden Gegenstände, teils aus Konvention.

Beispiel: Meter und Foot. Früher gab es noch ganz andere Maße, „Elle“ etc.

Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert: ‚Der natürliche worth jedes Dinges besteht in seiner Eignung, die notwendigen Bedürfnisse zu befriedigen oder den Annehmlichkeiten des menschlichen Lebens zu dienen.‘ (John Locke, ‚Some Considerations on the Consequences of the Lowering of Interest‘, 1691, in ‚Works‘, edit. Lond. 1777, v. II, p. 28.) Im 17. Jahrhundert finden wir noch häufig bei englischen Schriftstellen ‚Worth‘ für Gebrauchswert und ‚Value‘ für Tauschwert, ganz im Geist einer Sprache, die es liebt, die unmittelbare Sache germanisch und die reflektierte Sache romanisch auszudrücken.) Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers bedingt, existiert sie nicht ohne denselben. Der Warenkörper selbst, wie Eisen, Weizen, Diamant usw., ist daher ein Gebrauchswert oder Gut. Dieser sein Charakter hängt nicht davon ab, ob die Aneignung seiner Gebrauchseigenschaften dem Menschen viel oder wenig Arbeit kostet. Bei Betrachtung der Gebrauchswerte wird stets ihre quantitative Bestimmtheit vorausgesetzt, wie Dutzend Uhren, Elle Leinwand, Tonne Eisen usw. Die Gebrauchswerte der Waren liefern das Material einer eignen Disziplin, der Warenkunde. In der bürgerlichen Gesellschaft herrscht die fictio juris, daß jeder Mensch als Warenkäufer eine enzyklopädische Warenkenntnis besitzt.) Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des – Tauschwerts.

Gebrauchswert ist individuell bestimmt: Wenn ich Cola mag, hat sie einen Gebrauchswert für mich; für Leute, die Cola nicht mögen, nicht.
Frage: Kann man Gebrauchswert messen (zB Höhe)?
a.) Der TV ist nicht nützlicher als das Brot, sondern beide Gegenstände befriedigen ganz unterschiedliche Bedürfnisse, stiften also unterschiedlichen Nutzen Bedürfnis nach Brot kann ich nicht mit TV-Konsum stillen.
b.) Das Maß ist die Quantität: zB 3 Laib Brot. Die sind aber nicht vergleichbar mit anderen Gegenständen, zB 1 TV.

VWL-Nutzenlehre: Diese unterstellt, dass man Nutzen messen kann. (Wer sich für die ausführliche Kritik daran interessiert: http://www.sozialreferat.com/Kritik_der_VWL.mp3; oder: http://www.contradictio.de/vwl.pdf)
Die VWL setzt Gebrauchswert und Tauschwert in Eins. VWL-Texte sind zT sehr entlarvend: wenn die Leute kein Geld mehr haben, um was zu kaufen, dann heißt das bei ihnen simpel: die Nachfrage sinkt; die Bedürfnisse, die nicht zahlungsfähig sind, kommen in der VWL einfach nicht vor.

Man muss aufpassen, dass man Gebrauchswert und (Tausch)Wert nicht durcheinander bringt es ist für den Nutzen eben egal, ob man 3 Wochen an dem Ding bastelt oder nur 1 Stunde. Für den (Tausch)Wert ist das überhaupt nicht egal. Der (Tausch)Wert kommt an dieser Stelle aber noch nicht vor.

Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen ‚Der Wert besteht in dem Tauschverhältnis, das zwischen einem Ding und einem anderen, zwischen der Menge eines Erzeugnisses und der eines anderen besteht.‘ (Le Trosne, ‚De l’Intérêt Social‘, [in] ‚Physiocrates‘, éd. Daire, Paris 1846, p. 889.)), ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto ‚Nichts kann einen inneren Tauschwert haben‘ (N. Barbon, l.c.p. 6), oder wie Butler sagt: ‚Der Wert eines Dings ist grade so viel, wie es einbringen wird.‘). Betrachten wir die Sache näher.

Erscheint zunächst als quantitatives Verhältnis: zB 10 Laib Brot tauschen mit 20 Flaschen Cola. Relation zw. verschiedenen Gebrauchswerten in quantitativem Verhältnis. Übermorgen aber muss man vllt schon 11 Laib Brot für 20 Flaschen Cola hinlegen. wechselt mit Ort und Zeit.

Eine gewisse Ware, ein Quarter Weizen z.B. tauscht, sich mit x Stiefelwichse oder mit y Seide oder mit z Gold usw., kurz mit andern Waren in den verschiedensten Proportionen. Mannigfache Tauschwerte also hat der Weizen statt eines einzigen. Aber da x Stiefelwichse, ebenso y Seide, ebenso z Gold usw. der Tauschwert von einem Quarter Weizen ist, müssen y Stiefelwichse, y Seide, z Gold usw. durch einander ersetzbare oder einander gleich große Tauschwerte sein. Es folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber: Der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die ‚Erscheinungsform‘ eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein.

Der Weizen hat viele Tauschwerte: damit ist schlicht gemeint, dass er sich mit Cola in einem anderen Verhältnis tauscht als wie mit Leinen.
Sie müssen Gleiches haben, damit man sie überhaupt in Relation setzen kann.
Die Gebrauchswerte selber können es nicht sein – weil sie gerade verschieden sind. Man tauscht nicht gleiche Gebrauchswerte (Rock gegen Rock).

Diskussion über Geschenke: Geschenke sind keine Waren, weil man eben was hergibt, ohne was dafür zu erhalten (kein Tausch).

Diskussion über Waren – gab es sie immer schon? Wurde immer schon getauscht? – Das Spezifikum des Kapitalismus ist, dass alles getauscht wird. Früher gab es auch schon Tausch, aber er war nicht das bestimmende Moment: in der Ökonomie des ganzen Hauses wurde wenn dann nur Überschuss auf den Markt getragen. Innerhalb des ganzes Hauses wurde nicht getauscht.
Was bis jetzt nicht vorkam, aber unterstellt ist, wenn im Einleitungssatz zum Kapital gesagt wird, es geht um die kap. Produktionsweise: es braucht Privateigentum (als Auschluss aller) – ohne das gibt es keinen Kapitalismus. Man muss also zB frei(gesetzt) sein, über die eigene Arbeitskraft verfügen – das gab es im Feudalismus nicht, da war die Leibeigenschaft und Unfreiheit vorherrschend.
Das Spezifische am Kapitalismus ist, dass man sich nur über Tausch erhalten kann (oder auch nicht).

Nehmen wir ferner zwei Waren, z.B. Weizen und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältnis, es ist stets darstellbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgendeinem Quantum Eisen gleichgesetzt wird, z.B. 1 Quarter Weizen = a Ztr. Eisen. Was besagt diese Gleichung? daß ein Gemeinsames von derselben Größe in zwei verschiednen Dingen existiert, in 1 Quarter Weizen und ebenfalls in a Ztr. Eisen. Beide sind also gleich einem Dritten, das an und für sich weder das eine noch das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwert, muß also auf dies Dritte reduzierbar sein.

Gleichung heißt immer, es muss was Gleiches geben: kleinster gemeinsamer Nenner.
Man könnte kein Gleichzeichen zwischen 1 L Mich = 1 kg Mehl setzen, gäbe es nichts Gleiches, was beide teilen.
Jetzt kommt der Wert ins Spiel – der im Tauschwert erscheint.

Ein einfaches geometrisches Beispiel veranschauliche dies. Um den Flächeninhalt aller gradlinigen Figuren zu bestimmen und zu vergleichen, löst man sie in Dreiecke auf. Das Dreieck selbst reduziert man auf einen von seiner sichtbaren Figur ganz verschiednen Ausdruck – das halbe Produkt seiner Grundlinie mit seiner Höhe. Ebenso sind die Tauschwerte der Waren zu reduzieren auf ein Gemeinsames, wovon sie ein Mehr oder Minder darstellen.

Bringt uns nicht weiter übersprungen. (Anwesende/r InformatikerIn findet, ihm/ihr leuchtet das ein.)

Dies Gemeinsame kann nicht eine geometrische, physikalische, chemische oder sonstige natürliche Eigenschaft der Waren sein. Ihre körperlichen Eigenschaften kommen überhaupt nur in Betracht, soweit selbe sie nutzbar machen, also zu Gebrauchswerten. Andererseits aber ist es grade die Abstraktion von ihren Gebrauchswerten, was das Austauschverhältnis der Waren augenscheinlich charakterisiert. Innerhalb desselben gilt ein Gebrauchswert grade so viel wie jeder andre, wenn er nur in gehöriger Proportion vorhanden ist. Oder, wie der alte Barbon sagt:
‚Die eine Warensorte ist so gut wie die andre, wenn ihr Tauschwert gleich groß ist. Da existiert keine Verschiedenheit oder Unterscheidbarkeit zwischen Dingen von gleich großem Tauschwert.‘ ‚One sort of wares are as good as another, if the value be equal. There is no difference or distinction in things of equal value ... One hundred pounds worth of lead or iron, is of as great a value as one hundred pounds worth of silver and gold.‘ <‚... Blei oder Eisen im Werte von einhundert Pfund Sterling haben gleich großen Tauschwert wie Silber und Gold im Werte von einhundert Pfund Sterling.‘> (N. Barbon, l.c.p. 53 u. 7.))

Nochmal betont, dass Gebrauchswert nichts mit dem Tauschwert zu tun hat. Dass das Gleiche nicht der Gebrauchswert sein kann, denn die Gebrauchswerte sind ja verschieden, sonst würden sie nicht getauscht.
„wenn nur in gehöriger Proporation“: gemeint sind die Warenkörper, die Menge.

Anmerkung: Gebrauchswerte kommen im Kapitalismus nur vor, weil sie Bedingungen sind für den Tausch – aber lästige Bedingung, denn produziert wird für den Tauschwert. In einer vernünftigen Gesellschaft würde man zB gesunde Lebensmittel produzieren, weil man für die Bedürfnisse produzieren würde; im Kapitalismus produziert man, um Geld einzusacken; leider muss man einen GW produzieren, aber da kann man bei der Herstellung ruhig sparen, wie man an den regelmäßig auftretenden Lebensmittelskandalen studieren kann.

Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedner Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedner Quantität sein, enthalten also kein Atom Gebrauchswert.

Weil im Tausch gerade vom GW abstrahiert, abgesehen wird.

Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten. Jedoch ist uns auch das Arbeitsprodukt bereits in der Hand verwandelt. Abstrahieren wir von seinem Gebrauchswert, so abstrahieren wir auch von den körperlichen Bestandteilen und Formen, die es zum Gebrauchswert machen. Es ist nicht länger Tisch oder Haus oder Garn oder sonst ein nützlich. Alle seine sinnlichen Beschaffenheiten sind ausgelöscht. Es ist auch nicht länger das Produkt der Tischlerarbeit oder der Bauarbeit oder der Spinnarbeit oder sonst einer bestimmten produktiven Arbeit. Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützlicher Charakter der in ihnen dargestellten Arbeiten, es verschwinden also auch die verschiedenen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht länger, sondern sind allzusamt reduziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit.

Hier kommen wir zum Gleichen: von den verschiedenen Eigenschaften der Warenkörper wird im Tausch abstrahiert, ebenso wird abstrahiert von den verschiedenen Tätigkeiten, die die GW hervorbrachten, übrig bleibt daher nur noch, dass in beiden abstrakte Arbeit steckt (Hirn, Muskel, Nerv).
Auch werden die Folgen für die Arbeit angedeutet, wenn man den Gebrauchswert dem (Tausch)Wert unterordnet, zB Stundenlohn. Auch dass im Kapitalismus alle nach „Arbeit, Arbeit“ rufen, erklärt sich hier: orientiert wird sich nicht daran, ob es genug GW gibt, sondern der kapitalistische Reichtum bemisst sich eben in der Verausgabung abstrakter Arbeit.

Betrachten wir nun das Residuum der Arbeitsprodukte. Es ist nichts von ihnen übriggeblieben als dieselbe gespenstige Gegenständlichkeit, eine bloße Gallerte unerschiedsloser menschlicher Arbeit, d.h. der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ohne Rücksicht auf die Form ihrer Verausgabung. Diese Dinge stellen nur noch dar, daß in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt, menschliche Arbeit aufgehäuft ist. Als Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen Substanz sind sie Werte – Warenwerte.

Debatte Wert / Tauschwert: Werte müssen realisiert werden. (gleich ausführlicher)

Im Austauschverhältnis der Waren selbst erschien uns ihr Tauschwert als etwas von ihren Gebrauchswerten durchaus Unabhängiges. Abstrahiert man nun wirklich vom Gebrauchswert der Arbeitsprodukte, so erhält man ihren Wert, wie er eben bestimmt ward. Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert. Der Fortgang der Untersuchung wird uns zurückführen zum Tauschwert als der notwendigen Ausdrucksweise oder Erscheinungsform des Werts, welcher zunächst jedoch unabhängig von dieser Form zu betrachten ist.

Der Wert braucht den Tausch, um wahr zu werden – im Tauschwert zu erscheinen.
Bitte nochmal alle Argumente durchgehen. Inkl. unbezahlte Arbeit. In der Disku geht alles durcheinander.

Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist. Wie nun die Größe seines Werts messen? Durch das Quantum der in ihm enthaltenen ‚wertbildenden Substanz‘, der Arbeit. Die Quantität der Arbeit selbst mißt sich an ihrer Zeitdauer, und die Arbeitszeit besitzt wieder ihren Maßstab an bestimmten Zeitteilen, wie Stunde, Tag usw.
Es könnte scheinen, daß, wenn der Wert einer Ware durch das während ihrer Produktion verausgabte Arbeitsquantum bestimmt ist, je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto wertvoller seine Ware, weil er desto mehr Zeit zu ihrer Verfertigung braucht. Die Arbeit jedoch, welche die Substanz der Werte bildet, ist gleiche menschliche Arbeit, Verausgabung derselben menschlichen Arbeitskraft. Die gesamte Arbeitskraft der Gesellschaft, die sich in den Werten der Warenwelt darstellt, gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich sie aus zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht. Jede dieser individuellen Arbeitskräfte ist dieselbe menschliche Arbeitskraft wie die andere, soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen Durchschnitts-Arbeitskraft besitzt und als solche gesellschaftliche Durchschnitts-Arbeitskraft wirkt, also in der Produktion einer Ware auch nur die im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit braucht. Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen.

Wert bemisst sich daran, wie viel Arbeitszeit in die Produktion hineingesteckt wurde – aber relevant ist, was gesellschaftlich durchschnittlich dafür nötig ist. Der Durchschnitt stellt sich am Markt heraus, wo sich alles miteinander vergleicht.
Beispiel Zigarettenproduktion: Produzent A + B haben das gleiche Werkzeug.
A hat dann eine Maschine, mit der er viel mehr Zigaretten in der gleichen Zeit produzieren kann – die einzelne Zigarette sinkt daher im Wert und er kann billiger verkaufen. Weil auf dem Markt sich alles vergleicht, muss B auch billiger verkaufen (sonst kriegt er keine einzige Zigarette mehr los), und wenn B nicht bald auch eine Maschine anschafft, geht er pleite.
Beispiel:

Nach der Einführung des Dampfwebstuhls in England z.B. genügte vielleicht halb so viel Arbeit als vorher, um ein gegebenes Quantum Garn in Gewebe zu verwandeln. Der englische Handweber brauchte zu dieser Verwandlung in der Tat nach wie vor dieselbe Arbeitszeit, aber das Produkt seiner individuellen Arbeitsstunde stellte jetzt nur noch eine halbe gesellschaftliche Arbeitsstunde dar und fiel daher auf die Hälfte seines frühern Werts.

Entscheidend ist hier die (Dampf)Maschine.

Es ist also nur das Quantum gesellschaftlich notwendiger Arbeit oder die zur Herstellung eines Gebrauchswerts gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche seine Wertgröße bestimmt Note zur 2. Ausg. ‚The value of them (the necessaries of life) when they are exchagend the one for another, is regulated by the quantity of labour necessarily required, and commonly taken in producing them.‘ ‚Der Wert von Gebrauchsgegenständen, sobald sie gegeneinander ausgetauscht werden, ist bestimmt durch das Quantum der zu ihrer Produktion notwendig erheischten und gewöhnlich angewandten Arbeit.‘ (‚Some Thoughts on the Interest of Money in general, and particularly in the Public funds etc.‘, London, p. 36, 37.) Diese merkwürdige anonyme Schrift des vorigen Jahrhunderts trägt kein Datum. Es geht jedoch aus ihrem Inhalt hervor, daß sie unter Georg II., etwa 1739 oder 1740, erschienen ist.) Die einzelne Ware gilt hier überhaupt als Durchschnittsexemplar ihrer Art ‚Alle Erzeugnisse der gleichen Art bilden eigentlich nur eine Masse, deren Preis allgemein und ohne Rücksicht auf die besonderen Umstände bestimmt wird.‘). Waren, worin gleich große Arbeitsquanta enthalten sind oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können, haben daher dieselbe Wertgröße. Der Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder andren Ware wie die zur Produktion der einen notwendige Arbeitszeit zu der für die Produktion der andren notwendigen Arbeitszeit. ‚Als Werte sind alle Waren nur bestimmte Maße festgeronnener Arbeitszeit.‘

Debatte über Mangel: Ist Gold so teuer, weil es so wenig gibt (= Nachfrage zu groß) und/ oder weil man es so lange suchen muss (= viel Arbeit)?
Man muss unbedingt beachten: Unterschied zw. Gebrauchswert und (Tausch)Wert wenn Mangel an dem einen, wird das andere nicht höher.
In der Debatte fällt niemandem ein real existierendes Beispiel für Mangel ein: nur fiktive Beispiele, zB Öl geht aus. Aber wenn das Öl aus ist, dann hat es weder GW noch (Tausch)Wert. Sonderfall Monopol: auch nicht der Seltenheit verdankt, sondern dem Auschluss (Eigentum).

Nicht ganz klar. Inwiefern entsteht Monopol durch Ausschluss?

Frage nach der Funktion so ausgedachter Beispiele: VWL verwendet diese, um das Eigentum als nützliche Einrichtung für die Verteilung angeblich knapper Güter erscheinen zu lassen. Dabei wird gekonnt ignoriert, dass die Schaufenster und Supermärkte voll sind und vieles sofort unverkäuflich im Müll landet, denn das passt nicht zur Knappheitsideologie.
Die real existierende Knappheit für die Lohnabhängigen verdankt sich gerade dem Privateigentum: für mich zB ist ein größeres WG-Zimmer knapp (weil kein Geld, um Auschluss zu überwinden), gleichzeitig stehen etliche Wohnungen leer.

Die Wertgröße einer Ware bliebe daher konstant, wäre die zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit konstant. Letztere wechselt aber mit jedem Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit. Die Produktivkraft der Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter anderen durch den Durchschnittsgrad des Geschickes der Arbeiter, die Entwicklungsstufe der Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit, die gesellschaftliche Kombination des Produktionsprozesses, den Umfang und die Wirkungsfähigkeit der Produktionsprozesses, und durch Naturverhältnisse. Dasselbe Quantum Arbeit stellt sich z.B. mit günstiger Jahreszeit in 8 Bushel Weizen dar, mit ungünstiger in nur 4. Dasselbe Quantum Arbeit liefert mehr Metalle in reichhaltigen als in armen Minen usw. Diamanten kommen selten in der Erdrinde vor, und ihre Findung kostet daher im Durchschnitt viel Arbeitszeit. Folglich stellen sie in wenig Volumen viel Arbeit dar.

Hier Hinweis darauf, was für eine Rolle der Bildung und der Wissenschaft zukommen (im Standortwettbewerb).

Jacob bezweifelt, daß Gold jemals seinen vollen Wert bezahlt hat. Noch mehr gilt dies vom Diamant. Nach Eschwege hatte 1823 die achtzigjährige Gesamtausbeute der brasilischen Diamantgruben noch nicht den Preis des 11/2jährigen Durchschnittsprodukts der brasilischen Zucker oder Kaffeepflanzungen erreicht, obgleich sie viel mehr Arbeit darstellte, also mehr Wert. Mit reichhaltigeren Gruben würde dasselbe Arbeitsquantum sich in mehr Diamanten darstellen und ihr Wert sinken. Gelingt es, mit wenig Arbeit Kohle in Diamant zu verwandeln, so kann sein Wert unter den von Ziegelsteinen fallen. Allgemein: Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm kristallisierte Arbeitsmasse, desto kleiner sein Wert. Umgekehrt, je kleiner die Produktivkraft der Arbeit, desto größer die zur Herstellung eines Artikels notwendige Arbeitszeit, desto größer sein Wert. Die Wertgröße einer Ware wechselt also direkt wie das Quantum und umgekehrt wie die Produktivkraft der sich in ihr verwirklichenden Arbeit. <1. Auflage folgt: Wir kennen jetzt die Substanz des Werts. Es ist die Arbeit. Wir kennen sein Größenmaß. Es ist die Arbeitszeit. Seine Form, die den Wert eben zum Tausch-Wert stempelt, bleibt zu analysieren. Vorher jedoch sind die bereits gefundenen Bestimmungen etwas näher zu entwickeln.>

Von der abstrakten Arbeit her wäre Gold mehr wert als Zucker, aber die Menschen haben nicht genügend Geld, um den Wert zu realisieren. Zucker können sich mehr leisten, daher realisiert sich der Wert schneller/einfacher. Zucker ist in Wahrheit ein besseres Geschäft als Gold.

Diese Sätze sind total sinnlos. Das Zitat gehört gründlich aufgelöst bzw. besprochen: Was heißt, Gold zahle seinen vollen Wert nicht, Jacob hin oder her? Wie soll Gold „seinen Wert“ zahlen, wenn es selbst das Maß der Werte ist? In welchem anderen drückt sich sein Wert aus? (Ich weiß, kommt alles erst später, aber so, wie der Satz dasteht, kann ich mit ihm nix anfangen.)
Die Diamanten müssen unter ihrem Wert verkauft werden, weil diese Bergwerke offenbar im internationalen Vergleich sehr unergiebig sind. D.h., woanders gibt es reichhaltigere Diamantvorkommen.
Hier soll m.E. nur illustriert werden, daß es nicht immer ein gutes Geschäft ist, teures Zeug zu produzieren, und daß für den Massenkonsum niedrig-wertige Dinge in großen Mengen herzustellen die Kassen klingeln läßt.
Wert = abstrakte Arbeit, die investiert wurde, um später Ware zu tauschen
Tauschwert = was sich dann wirklich davon realisiert im Tausch

Es geht im Kapitalismus eigentlich darum, so viel Wert wie möglich zu schaffen/realisieren; andererseits: in der Konkurrenz wird der Wert gedrückt (durch Maschinen etc).

Ein Ding kann Gebrauchswert sein, ohne Wert zu sein. Es ist dies der Fall, wenn sein Nutzen für den Menschen nicht durch Arbeit vermittelt ist. So Luft, jungfräulicher Boden, natürliche Wiesen, wildwachsendes Holz usw. Ein Ding kann nützlich und Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Ware zu sein. Wer durch sein Produkt sein eignes Bedürfnis befriedigt, schafft zwar Gebrauchswert, aber nicht Ware. Um Ware zu produzieren, muß er nicht nur Gebrauchswert produzieren, sondern Gebrauchswert für andre, gesellschaftliche Gebrauchswert. Und nicht nur für andre schlechthin. Der mittelalterlichen Bauer produzierte das Zinskorn für den Feudalherrn, das Zehntkorn für den Pfaffen. Aber weder Zinskorn noch Zehnkorn wurden dadurch Ware, daß sie für andre produziert waren. Um Ware zu werden, muß das Produkt dem andern, dem es als Gebrauchswert dient, durch den Austausch übertragen werden. (Note zur 4. Aufl. - Ich schiebe das Eingeklammerte ein, weil durch dessen Weglassung sehr häufig das Mißverständnis entstanden, jedes Produkt, das von einem andern als dem Produzenten konsumiert wird, gelte bei Marx als Ware. - F. E.) Endlich kann kein Ding Wert sein, ohne Gebrauchsgegenstand zu sein. Ist es nutzlos, so ist auch die in ihm enthaltene Arbeit nutzlos, zählt nicht als Arbeit und bildet daher keinen Wert.

Zusammenfassung, was die Ware ausmacht:
Gebrachswert – für andere, weil man die Ware ja hergibt
Übertragung durch Tausch

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