MOZ, Nummer 57
November
1990

LeserInnenbriefe

Betr.: MONATS­ZEITUNG, Mai 1990
„FKK-Bad und Zwangstätowierung“

Erstes Halbjahr 1990: Pseu­dolinke Gegner der Meinungsfrei­heit veranstalten regelrechte Po­grome gegen die Vorträge „Die kubanische Lösung der AIDS-Frage“ und „Gleichheit statt Femi­nismus“ der „Initiative Neue Linke“ an der Universität Wien. Mehr als 50 gewaltlüsterne Störer rufen Erinnerungen an die dreißi­ger Jahre wach, als schon einmal organisierte Schlägerbanden kommunistische Veranstaltungen sprengten.

Mai 1990: Die MONATSZEITUNG nimmt diese Vorfälle zum Anlaß, um nicht etwa die bedrohte Mei­nungsfreiheit zu verteidigen, son­dern in bewährter Manier der Umkehr von Täter und Opfer der „Initiative Neue Linke“ einen Hetz­artikel zu widmen. Da der Autor offenbar mich als einzigen namentlich kennt, kriege ich auch einige Dreckwürde ab. Ungeniert bekennt er sich zum konsequent durchgehaltenen, völligen Ver­zicht auf Argumente: „Die ideolo­gische Begründung, die Art und Weise der Argumentation der INL und ihrer VertreterInnen verun­möglicht eine politisch sachliche Auseinandersetzung.“ Na, wenn das so ist, dann muß man ja dreinschlagen! Noch dazu, wenn man es mit einer Art gehörntem Dämon zu tun hat: „Ehemalige KollegIn­nen bezeichnen ihn als extremen Egoisten, der absolut keine Kom­promisse duldet, der eine ausge­prägte Fähigkeit zum Organisieren finanzieller Mittel hat.“ Schon seit jeher muß ich ein ganz schlimmer Fanatiker gewesen sein, denn ich hatte angeblich einen ‚Stehsatz‘: „Ich habe mein Leben dem Aufbau des Rätesystems gewid­met.“ Aber „Egoismus, am Rande stehen und nicht zuletzt der ‚Ur­schock‘ Aids“ hätten einen politi­schen Wandel bewirkt, der sich in einem ‚faschistischen‘ Forde­rungskatalog zur Aids-Bekäm­pfung ausdrücke, von dem der Leser weiter nichts erfährt, als daß es sich um „zwangsweise Tä­towierung und Ghettoisierung HIV-Positiver“ handeln soll.

Hier eine nachträgliche Aufklä­rung derjenigen Leser, die sich mit Hetzparolen nicht zufrieden geben wollen: Wie man schon seit langem weiß, sind Kondome ein höchst un­zuverlässiges Mittel zur Schwan­gerschaftsverhütung (eine Tatsa­che, der gar nicht so wenige, die jetzt ungläubig den Kopf schütteln, ihre Geburt zu verdanken haben); zur Aids-Kontrazeption verwandt, erhöht sich das Risiko um ein Viel­faches. Weder Kondompropaganda noch Pseudoaufklärungskampag­nen haben auf die Ausbreitung der Seuche Aids einen wahrnehmba­ren Effekt gehabt — ein Blick auf die US-Verhältnisse hätte diese Ein­sicht schon vor Jahren lehren können. Dagegen setzte der west­deutsche „Bund gegen Anpas­sung“, dessen politische Ansichten auf den Lehren von Marx, Lenin und Freud basieren, vor fünf Jahren schon ein Programm, das sich an der klassischen Seuchenhygiene orientiert, wie sie die Medizin schon seit 100 Jahren erfolgreich und unumstritten anwendet (an­dernfalls sähe ein nicht beträchtlicher Teil derer, die dies lesen, schon die Radieschen von unten), und das auch von der „Initiative Neue Linke“ vertreten wird.

Kern dieser Vorgangsweise ist die Untersuchung der gesamten Bevöl­kerung auf HIV-lnfektion. Dadurch würde die — wahrscheinlich 90-prozentige — Dunkelziffer der unwis­send infizierten und somit auch in­fektiösen Personen beseitigt und die allermeisten Infektionsketten unterbrochen. Kuba als einziges Land der Erde, das so verfährt, hat die Zahl der HIV-Opfer damit auf weniger als 300 begrenzen können. Um unverantwortliche Infizierte — und die sind gar nicht so selten — an der Weitergabe des Virus an un­wissende Sexualpartner zu hin­dern, wird weiters vorgeschlagen, Virusträger an einer Stelle, die im normalen sozialen Leben nicht sichtbar ist, jedoch beim Ge­schlechtsverkehr nicht verborgen werden kann (z.B. am Schamhaaransatz), durch eine Tätowierung zu kennzeichnen. Infizierte wären mithin in keiner Weise beinträchtigt und nur beim Geschlechtsverkehr erkennbar, den sie ja ohnedies un­terlassen sollen.

Wäre dieses menschenfreundliche und effiziente Programm durchgeführt worden, als es zum ersten Mal gefordert wurde, so gäbe es in Österreich heute wahrscheinlich nur einige hundert Infizierte anstatt einige zehntausende (deren Zahl ungehindert weiter ansteigt), denen in den nächsten Jahren ein langer, qualvoller Tod bevorsteht. Und das Sexualleben aller wäre von der be­drückenden Angst vor AIDS-Ansteckung befreit.

Damit wären wir auch bei der Frage angelangt, wer hier in Wahr­heit einen politischen Wandel durchgemacht hat. Seit wann soll es denn links sein, der ungehinder­ten Ausbreitung einer tödlichen Seuche das Wort zu reden (katho­lisch wäre hier wohl der passen­dere Begriff), die einzigen griffigen Gegenmaßnahmen zu verketzern und ihre öffentliche Vorstellung und Diskussion gewaltsam zu unterbin­den.

Harald Steiner, Wien

Betr.: MONATSZEITUNG
allgemein

Liebe Freunde,

mit bestem Dank habe ich die beiden Ansichtsexemplare Eurer MONATSZEITUNG in Empfang ge­nommen.

Für mich als Berliner ist das Gros der Themen etwas ‚weit weg‘.

Es gab und gibt trotzdem eine Menge Themen, die sich nicht lokal abstecken und voneinander entfer­nen lassen. Insgesamt gefällt mir die MONATSZEITUNG schon recht gut. Warum ich trotzdem nicht abon­niere: Ich schaffe schon so nicht, alles durchzuarbeiten (denn durch­blättern will ich nicht), was täglich, wöchentlich und monatlich auf meinem Schreibtisch landet.

Ein kleines ‚Pfui‘ wegen der Karika­tur auf der Seite 82 der Septemberausgabe. Ihr könntet ruhig die (ara­bische) Quelle dieser Zeichnung angeben!!

Artikel „30 Jahre Golfkrieg“ nicht schlecht!

Alles Gute,

Achmed A.W. Khammas, Berlin

Betr.: MONATSZEITUNG
allgemein

Leider lief mein MONATSZEITUNG-Abo eines Tages ab (ich übersah wohl den Zahltermin), möchte es erneuern und bei der Gelegenheit gleich sagen, daß dieses MONATSZEITUNG-Organ eine/n die dumpfe Provinzialität und parteipolitische Begrenztheit der österreichischen Medien- und Po­litlandschaft wenigstens einmal monatlich vergessen läßt. Warum eigentlich nicht wöchentlich?

Was ich neben der sorgsamen, lie­bevollen Bebilderung (etwa die Kakteen in verschiedenen Verfalls­stadien zum Thema Großdeutsch­land) prinzipiell sehr gut finde, ist eure Berichterstattung über sonst unterbelichtete Winkel der „1.-4. Welt“ oder über gerne vergessene Bewegungen (z.B. Anti-Psy­chiatrie), weiters der Mut zur linken, marxistischen, feministi­schen Analyse in aller Vielfalt, wobei auch gelegentlich die neue­sten Denk-Moden reinrutschen dürfen. Die Integration von Beiträ­gen aus den Frauenbewegungen finde ich ebenfalls erfreulich und wichtig, weil nur so das Ghetto der manchmal allzu autonomen Zirkel aufgebrochen wird; so war mir zwar Birge Krondorfers Bericht über die 6. Frauensommeruni selbst zu sehr gefangen im philosophisch ­verbrämten Gewirr der postmoder­nen Verwirr-Begrifflichkeit (für mich ging dieses Ereignis eher in Richtung politischer, wissenschaft­licher Katastrophe), aber immerhin: Es gibt ein Forum, Bezüge sind her­stellbar ... dieses Land ist vielleicht gar nicht nur zum Auswandern.

Liebe Grüße aus Salzburg,

Ulrike Körbitz

Betr.: MONATSZEITUNG
allgemein

Geehrte Redaktion!

Entschuldigen Sie, daß ich auf russisch schreibe. Ich verstehe Deutsch zwar nicht schlecht, tue mir aber beim Schreiben schwer. Ich bekomme Ihre Zeitschrift jeden Monat und verstehe sie ganz gut, vielen Dank! Ich würde Ihnen gerne meine Ansichten über die Perestro­ika in der Sowjetunion mitteilen. Perestroika und Demokratie sind meiner Meinung nach Schlagworte. Solange die Kommunisten an der Macht sind, kann in der Sowjetuni­on keine Demokratie existieren. Die sowjetische Verfassung ist prak­tisch nicht in Kraft. Dafür kann ich Ihnen Beispiele nennen. Erstens: Li­tauen kann den Verband der Sowjetunion nicht verlassen, obwohl die sowjetische Verfassung jeder Republik das Recht auf Selbstbe­stimmung zuerkennt. Zweitens: Laut Verfassung hat der Bürger das Recht, sich zu jeder beliebigen oder zu keiner Religion zu bekennen, re­ligiöse Kulte zu verrichten oder atheistische Propaganda zu betrei­ben. Religiöse Menschen jedoch, denen der Dienst in der Armee auf Grund ihrer Religion verboten ist, zum Beispiel die Zeugen Jehovas, kommen, wenn sie das Einberu­fungsalter in die Armee erreicht haben, wegen Umgehung der Mili­tärpflicht ins Gefängnis oder ins psychiatrische Krankenhaus. Ich möchte damit ausdrücken, daß in diesem Fall die Verfassung dem Strafkodex widerspricht. Ich könnte noch eine Reihe von Beispielen an­führen.

Ich beende meinen Brief mit Hoch­achtung.

Kamschinkow Ruslan Vigorjewitsch
Usbekistan, Stadt Jangier, UdSSR

Betr.: Leserbrief bzgl. Unfähiges grünes Marketing

Die ‚Firma‘ Grüne Alternative Liste hat es geschafft, Marktforschungsergebnisse, die ihr ein her­vorragendes Abschneiden beim Unternehmenswettbewerb ‚Natio­nalratswahlen‘ prognostizierten, durch völlige Ignoranz elementar­ster Marketing-Prinzipien in ein an und für sich (im Vergleich zu der jahrelang mühsam getätigten Pro­duktpflege) blamables ‚Achtungsergebnis‘ umzuwandeln.

Man stelle sich vor: Da hat die Firma Grüne Alternative Liste nach Jahren ein hervorragendes Produkt auf den Markt gebracht, das beim Konsumenten ‚Wähler‘ auch phan­tastisch ankommt und innerhalb kürzester Zeit bundesweit zum Ver­kaufsschlager wird, was bei grünen Produkten geradezu als Ausnahme gilt. Unfähige Werbestrategen ziehen diesen Renner aber aus dem Verkehr, da sie fürchten, daß der Rest der Produktpalette darunter leiden könnte, vernachlässigen völlig den anzustrebenden ‚Ge­samtumsatz‘, sprich Wahlergebnis! Zum Teil (gewiß gute, aber) unbe­kannte Produkte werden kurzfristig, ohne die unbedingt erforderliche Einführungsphase auf den Markt geworfen — der Konsument zögert (verständlich), zuzugreifen. Produk­te, die sich bereits — wie der ‚Markt Salzburg‘ zeigte — nur schlecht ver­kaufen ließen, werden krampfhaft bundesweit gepusht.

Fazit: Wertvolle Marktanteile gehen an andere politische Firmen verlo­ren, getreu dem fatalen grünen Fir­mengrundsatz: „Spitzenprodukte nur nicht allzu bekannt werden lassen. Da opfern wir schon lieber Umsätze, sprich Mandate!“ Für jene, welche es noch nicht ver­standen haben: Peter Pilz kalt — und dafür ein Quartett aufzustellen und auf eine kurze Firmenbezeichnung (z.B. GRÜ, GAL) zu verzichten, zeigt die Unfähigkeit der grünen Produkt-Manager, vorhandene Marktvortei­le zu nützen. Viele Bürgerinitativen, die seit Jahren (unbezahlt) Ener­gien, Geld und Zeit opfern und auf eine starke Vertretung im Parla­ment gehofft haben, werden es den Machern in der Wiener Grünzen­trale danken.

Dr. Michael Beer,
Bürgerliste Zell am See

Betr.: MONATSZEITUNG
allgemein

Liebe MONATSZEITUNG!

Vielen Dank für das verbilligte Abo. Eine für unser Budget sehr spürbare Hilfe. Wir freuen uns schon auf das gewünschte Buch LEDL: „Vatikan“. Kurz zu unserer Bücherei: Ursprünglich VOLKSBÜ­CHEREI in kirchlicher Trägerschaft, dann gemeinsame Trägerschaft mit der Gemeinde (2.000 EinwohnerInnen) 1986, unser Platz im Pfarrheim wird zu klein. Die Gemeinde bietet in einem Neubau doppelt so viel Platz mit E-Heizung, Wasser und WC. Wir nehmen die Chance wahr und übersiedeln. Spannung mit dem Pfarrer erreicht den Höhe­punkt: Kirche kündigt die Mitträger­schaft. Grund: Unter anderem unser Buchbestand (Küng u.a. Bücher seien nicht tragbar). Da­durch mußten wir auch auf die diö­zesane Förderung verzichten. Leider! Aber das Interesse ist sehr gestiegen, Gott sei Dank!

Freundliche Weststeirer-Grüße

Ihr Josy Reinbacher,
Büchereileiter,
St. Stefan ob Stainz.
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