N.B: Freedom & Democracy
Zu meinem Lieblings-Nichttun gehören Nachrichten-Nichtschauen und Zeitung-Nichtlesen. Das geht natürlich nur, wenn mir wer sagt, was ich keinesfalls hätte versäumen dürfen, z.B. die Fernsehansprache unseres Herrn Bundespräsidenten am 26.10. zum Nationalfeiertag erzählt mir C.M. — was der da gesagt hat! Also bestell’ ich die Rede beim Pressebüro des HBP, das mir’s tags darauf schickt (Fax 27.10., 19:19 Uhr) — steht’s aber nicht drin, Aufregung umsonst, er hat’s eh nicht gesagt, gottseidank.
Faxt mir — dieses Teufelsgerät — wer anders am nächsten Tag ein Stück aus der »Wiener Zeitung« vom 28.10., und da hat er’s gesagt: »... dieser Tag vor allem mit der Wiedererringung der Freiheit verbunden. 17 Jahre Diktatur, des Krieges und der Besetzung mußten vergehen, bis die Österreicher an jenem 26. Oktober 1955 wieder frei waren.« 17 Jahre? seit 1938? — die veritable Demokratie der Austrofaschisten läßt offenbar grüßen.
Am 12. November (steht anderntags im »Kurier«), bei der 75-Jahr-Feier zum »Tag der Republik«, fehlen ihm auf die 75 Jahre die — ausgerechnet! — »17 Jahre des Nationalsozialismus, des Krieges und der Besetzung« wie oben, aber jetzt: »— also der Verlust der äußeren Freiheit zwischen 1938 und 1955.« Also waren Dollfuß & Schuschnigg gottseidank keine demokratischen Horte der (inneren) Freiheit, sondern noch schlimmer: Renner, Figl & Raab waren gleichfalls keine, und den Faschismen gleichgeordnet wird die Befreiung von diesen, gar vom Nazismus, durch die Alliierten: Welch ein Hort der historischen Wahrheitsverschindung, dieser Herr Bundespräsident, passend — beizeiten wird der sich darauf berufen — zu Haiders Ulrichsberg-Thesen von der geistigen Umerziehung.
O du mein Österreich, wer schützt dich vor unseren Präsidenten?
