Streifzüge, Heft 77
März
2020

Pro oder Anti?

Unsachlich, jenseits und wertlos hat schon seine Logik. Wir gehören nicht zur Phalanx der Erneuerer und Reformer. Ob die EU reformierbar ist, interessiert uns nicht. Frage determiniert Antwort. Keine Meinungs- und Marktforschung, die nicht weiß, dass Fragen Antworten intendieren und andere eliminieren. Will man bestimmte Antworten erheischen, ist es nötig, adäquate Fragen zu formulieren. Das geschieht fortwährend. Will man auf dem Markt der Abstimmungen (der selbstverständlich ein Warenmarkt ist), ein definiertes Ergebnis erzielen, ist es angebracht, entsprechende Fragen zu ventilieren. Wer die Fragen diktiert, diktiert die Antworten.

Relevanter als Wer beantwortet die Fragen?, ist: Wer entscheidet die Fragen? Wer hat also die Kompetenz, Fragen kreieren zu dürfen? Diese können ja keineswegs „demokratisch“ legitimiert werden. Wie wäre das auch umzusetzen? Antworten hängen ehern an Fragestellungen, jene perpetuieren diese. Es sind also geradewegs die Fragen, die sich oftmals die Antworten suchen, zumindest deren Varianz festlegen. Frage und Antwort gleichen Angebot und Nachfrage.

Das Publikum wird stets zur Antwort gebeten, nicht aber zur Frage. Fragen soll es abnehmen, aber nicht stellen. Dazu sind andere da. Kunden sind Konsumenten sind Nachfrager, sie wählen aus einem Sortiment von Waren. Kaufen sie mir das ab? ist die bezeichnende Alltagsfloskel, die genau diesen Umstand reflektiert. Mehr denn je ist das Meinen eine Form des Kaufens, keine des Kennens oder gar des Könnens. Dieses Meinen der sogenannten mündigen Bürger ist äußerst beschränkt, allein aufgrund der Lebensumstände der Leute, die deren Reflexionsmöglichkeiten systematisch einschränken.

Bevor Fragen zu beantworten sind, ist nach den Fragen zu fragen. Ansonsten sind Fragen Fangfragen und tatsächlich sind sie das oft auch. Bevor Fragen zu beantworten sind, sind die Fragestellungen zu erobern. Kritik hieße: Wir geben Antworten auf Fragen, die gar nicht erst gestellt werden. Das ist leichter gesagt als getan, aber unter dieser Bürde ist keine Emanzipation zu machen. Wer die Streifzüge genau rezipiert, wird leicht feststellen können, dass nicht nur die Antworten, sondern schon die Fragen, die wir vorschlagen, andere sind als die herkömmlichen. Wirkliche Opposition dekonstruiert den herrschenden Diskurs, verweigert sich seinen Implikationen oder macht diese zumindest kenntlich. Das probieren wir. Insofern sind wir auch aus der konventionellen Debatte gefallen. Das hat gehörige Nachteile, aber den einzigartigen Vorteil, nicht Teil der obligaten Kommunikation zu sein.

Mehr Europa? Weniger Europa?

„Bist Du für oder gegen die EU?“, diese tolle Frage erschien mir immer (also seit Ende der Achtzigerjahre) als eine Zumutung, als ein Anschlag auf meinen, wie ich doch hoffe, wachen Geist. Ich verhielt mich in der Frage, wenn ich schon musste, taktisch, nie auf der Ebene der Bekenntnisse. Konnte mich also weder in einer Befürwortung noch in einer Ablehnung wiederfinden. Der glühende Europäer erscheint mir gleich dem glühenden Österreicher wie eine Entzündung. Ich glühte nicht, und ich will auch nicht glühen, weder für das dumpfbackige Österreich noch für das großkotzige Projekt der Union, der Vereinigten Staaten von Europa oder einer Europäischen Republik. Als Patriot, und sei es als europäischer, stehe ich nicht zur Verfügung. Das kleine wie das große Vaterland hat meine Liebe nicht. Es gibt keinen Grund dafür.

Der europäische Patriotismus unterscheidet sich vom österreichischen nur darin, dass er mehr Raum hat und auch mehr Raum haben will, was einerseits Europa zur Festung Frontex macht, andererseits aber frank und frei für „unsere Interessen“ weltweit militärisch und ökonomisch interveniert. Die Wahrheit der EU dokumentiert sich an ihrer Wirklichkeit im Mittelmeer und an den Schlachtfeldern des Ostens und Südens. Flüchtlinge sind die implizite Antwort dieses Treibens.Unsachlich, jenseits und wertlos hat schon seine Logik. Wir gehören nicht zur Phalanx der Erneuerer und Reformer. Ob die EU reformierbar ist, interessiert uns nicht. Der europäische Patriotismus unterscheidet sich vom österreichischen nur darin, dass er mehr Raum hat und auch mehr Raum haben will, was einerseits Europa zur Festung Frontex macht, andererseits aber frank und frei für „unsere Interessen“ weltweit militärisch und ökonomisch interveniert. Die Wahrheit der EU dokumentiert sich an ihrer Wirklichkeit im Mittelmeer und an den Schlachtfeldern des Ostens und Südens. Flüchtlinge sind die implizite Antwort dieses Treibens.

Unsachlich, jenseits und wertlos hat schon seine Logik. Wir gehören nicht zur Phalanx der Erneuerer und Reformer. Ob die EU reformierbar ist, interessiert uns nicht. Wir stehen hier für die Überwindung, ja Abschaffung der Nationen, aber nicht dafür, dass in Europa eine transnationale nationale Supermacht etabliert wird. Davon halten wir schlicht nichts. Die Europa-Debatte ist nicht unsere, und wir sollten sie uns nicht aufzwingen lassen. So erledigt sich die Frage nach mehr oder weniger Europa gleich von selbst. Die Zukunft wird nicht an Europa entschieden, es geht nicht darum, in diesem Diskurs eine Position einzunehmen, sondern die Frage insgesamt zurückzuweisen. Mitfiebern ist unsere Sache nicht. Mehr als Querschüsse haben wir nicht zu bieten. Unsere Abneigung gilt nicht nur dem grassierenden Populismus, sondern ebenso dem herrschenden Liberalismus, dem es in den letzten Jahren allerdings gelungen ist, die Restlinke fast völlig zu absorbieren.

Europa retten?

Nur Europa kann uns retten? – Dieser Gedanke einer völlig und in doppeltem Wortsinn faul gewordenen Intelligenz ist bezeichnend für die Regression intellektueller Potenziale. Als Beispiel sei das Manifest zur Neugründung der EU von unten (Die Zeit, Nr. 19/2012) genannt. Unterschrieben ist dieses Pamphlet unter anderem von Jacques Delors, Joschka Fischer, Anthony Giddens, Jürgen Habermas, György Konrad, Adam Michnik, Robert Menasse, Herta Müller, Martin Pollack, Gesine Schwan, Javier Solana, Helmuth Schmidt. Eine illustre Runde, zweifellos.

Da wimmelt es nur so von „Bürgern“ in einer „Bürgergesellschaft“, selbst der absolute Trottelsatz (ausgesprochen zu einer Zeit, als die USA Vietnam in die Steinzeit bombardieren wollten), von John F. Kennedy: „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann, fragt, was ihr für euer Land tun könnt“, darf da nicht fehlen. Es gilt jedenfalls, „ein Europa der tätigen Bürger zu schaffen“.

Indes, was sollen die tätern, bei „Doing Europa“? Wird nicht bereits genug getätert? Der tätige Bürger ist der Attentäter des Kapitals. Denken wir nur an die grausame Leichenproduktion im Mittelmeer und auch an anderen Flüchtlingsrouten. Denken wir an das kriegerische Treiben der Union (insbesondere ihrer Kernstaaten) in Nordafrika, im Nahen Osten oder im ehemaligen Jugoslawien. Denken wir an den Horror des europäischen Arbeitsmarkts, an die flexible Auflösung von Arbeitsschutz und Kollektivvertrag im Zeichen der vier Freiheiten (Waren, Kapital, Dienstleistungen, Personen), und denken wir vor allem auch an das völlige Versagen betreffend die ökologischen Herausforderungen. Woher rührt der Kredit der Europäischen Union? Nur weil der Anti-EU-Reflex dumpf ist, sagt das noch nichts über die Qualität der EU aus. Nur weil viel Unsinn über die Union erzählt wird, heißt das noch lange nicht, dass diese Sinn macht. Wer sich mit der Pro-EU-Literatur auseinandersetzt, könnte schnell deren eigenen Stumpfsinn entdecken. Die dystopischen Aspekte wurden jedenfalls mehr in diesen Jahren, nicht weniger.

Es dominiert die Anrufung der gängigen, aber leeren Formeln. Phrasen, die immer wieder aufgesagt werden müssen und kraft der medialen Masse erdrückend wirken. Diese geistigen Leistungen sind Serienprodukte der Kulturindustrie. Fast Food in gehetzten Zeiten. Für den Liberalismus aller Lager ist die europäische Einigung zweifelsfrei „das Beste, was Europa in den vergangenen Jahrtausenden passiert ist“ (Daniel Cohn-Bendit/Guy Verhofstadt: Für Europa!, München 2012, S. 34). Oder ganz salopp der Robert Menasse: „Die EU ist die coolste aller Höllen auf Erden.“ (Der europäische Landbote. Die Wut der Bürger und der Friede Europas, Freiburg-Basel-Wien 2015, S. 73.) Und Yanis Varoufakis, dezidiert kein Radikaler, dafür aber eine hofierte und zugelassene Leitfigur der Linken, meint gar, es stünde aktuell nicht mehr an, als den Kapitalismus vor sich selbst zu retten. Und Europa gleich mit. Soviel Bescheidenheit ist uns nicht vergönnt.

Die linke Liebe zur EU rührt vor allem aus einer Niederlage oder besser einer Kapitulation. Hier verlaufen die Endmoränen der erledigten Emanzipation von 1968. Die EU-Euphorie ist auch das matte Substitut für die enttäuschten Hoffnungen auf den Sozialismus. Der Aufbruch endete in der Anpassung an das liberale und auch neoliberale (sofern wir das überhaupt scheiden wollen!) Universum. Wer erinnert sich etwa noch an die völlig überzogene Anti-EG-Kampagne der österreichischen Grünen vor dem Beitritt, hochgefahren von Johannes Voggenhuber, der sich dann flugs in einen feurigen Propagandisten der EU transformierte?

Europa lieben?

Unsachlich, jenseits und wertlos hat schon seine Logik. Wir gehören nicht zur Phalanx der Erneuerer und Reformer. Ob die EU reformierbar ist, interessiert uns nicht. Die Kanäle gehen über, und die Druckmaschinen laufen heiß. Man hat das Gefühl, dass die Intellektuellen des Kontinents inzwischen im Vorhof der Brüsseler Kommission den Kotau machen. Man singt den blauen Kanon im Sternenchor. Kritik findet nur noch als Simulation statt. Eine pro-europäische Publikation folgt der nächsten: Daniel Cohn-Bendit, Robert Menasse, Ulrike Guérot, Oskar Negt, Claus Offe, Heribert Prantl, Claus Leggewie, Richard Sennett, Hannes Androsch. „Wie hältst Du’s mit Europa?“ heißt auch das neueste Buch, der von Europa ausgehaltenen Ulrike Guérot, Gründerin des Think Tanks „European Democracy Lab“ in Berlin und Leiterin des „Departments für Europapolitik und Demokratieforschung“ an der Donau-Universität Krems. „Europa muss man einfach lieben!“, lässt Heribert Prantl, Chefredakteur der Süddeutschen ausrichten. Muss man? Nein, man muss dezidiert nicht als zusätzliches Glühwürmchen für Freedom and Democracy aufleuchten, derweil ist es durchaus lukrativ an diesem Jahrmarkt wohldotierter Eitelkeit teilzunehmen. Seine Feste tagen in Permanenz. Kaum ist ein Symposium zu Ende, beginnt die nächste Konferenz. Soviel Reklame hatten wir noch nie.

Unsachlich, jenseits und wertlos hat schon seine Logik. Wir gehören nicht zur Phalanx der Erneuerer und Reformer. Ob die EU reformierbar ist, interessiert uns nicht. Stellvertretend sei etwa Ulrike Liebert, eine den Grünen nahestehende Bremer Politikwissenschafterin, genannt. In ihrem unsäglichen Buch „Europa erneuern!“ geht es einmal mehr darum, die Union von unten zu demokratisieren, sie soll eine „demokratische Bürgerunion“ (S. 73) werden. Es geht „um die humanistischen europäischen Ideale von Menschen- und Bürgerrechten, Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit, Demokratie, Wohlstand und Weltoffenheit …“ (S. 13) Es geht um „den Aufbruch zu einer zukunftsfähigen, europäischen Demokratie.“ (S. 39) „Wir alle sehen uns ja als Demokraten und Europa als Hort der Demokratie.“ (Ebd.) „Demokratie heißt, dass die Bürgerinnen und Bürger frei sind, sich aktiv und passiv an Parlaments- oder Präsidentschaftswahlen, an Volksinitiativen und -abstimmungen zu beteiligen.“ (Ebd.) Notwendig ist „ein supranationales Upgrade der Demokratie“ (S. 44). Gefordert wird ein „demokratisches Transplantat ins Herz der Eurozone“ (S. 65). Schließlich geht es um die „Verteidigung freiheitlicher Werte“ (S. 74). Scheitert dies, dann gilt es einen „Werteverlust“ (S. 13) zu beklagen. Etc., etc.

Es ist alles so abgeschmackt. Keine zwei Sätze können da geschrieben werden, ohne zu beten. Der liberale Weihnachtsbaum ist aufgeputzt. Alle Girlanden glitzern. Es hat schon was Liturgisches. Hier schwadroniert die herrschende Sprache. „Bürger“, „Demokratie“, Werte“, „Wir alle!“. Wabernde Vokabeln gleichen Gallerten, an denen alle hängen zu bleiben haben. Solche Theorie wurde nicht upgegradet, sondern downgeloadet. Dokumente geistigen Dünnpfiffs sind zahlreich. Während Ulrike Liebert nebulös von einer „transnationalen Republik“ (S. 73) spricht, spricht Marcus Koch in seinem Buch „Nation Europa! Warum aus der Europäischen Union die Europäische Nation werden muss“ zumindest Klartext. Kleine Nationen sollen einer großen Nation weichen. Die uns bekannte Union ist eine Fortsetzung des Gehabten.

Aber die Aufrufe überschlagen sich. Sie hyperventilieren. Da finden selbst Gestalten wie Friedrich Merz und Jürgen Habermas zusammen, wenn es darum geht, Europa im Handelsblatt vom 21. Oktober 2018 zu preisen, so treten sie ein „für ein Europa, das unsere Art zu leben schützt und das Wohlstand für alle schafft“. Ist jemand, der „unsere Art zu leben“ schützen will, überhaupt noch zurechnungsfähig? „Wir fordern eine europäische Armee“, lautet die militärische Schlussfolgerung. Soviel Erneuerung war selten.

Europa erneuern?

Unsachlich, jenseits und wertlos hat schon seine Logik. Wir gehören nicht zur Phalanx der Erneuerer und Reformer. Ob die EU reformierbar ist, interessiert uns nicht. Europa ist ein Popanz seiner Gläubigen. Bar jeder Realität und Erkenntnis wird es als Sehnsuchtsort inszeniert. Sogar der Antifaschismus wird neuerdings der EU-Geschichte hinzugedichtet, so als wäre nicht umgekehrt der Antikommunismus die prägende und treibende Komponente der europäischen Einigung gewesen. Robert Menasse ist der Poet dieses Schauspiels. Auch nachdem er über ein Walter Hallstein unterschobenes Zitat („Die Abschaffung der Nation ist die europäische Idee“) fast gestolpert wäre, legt er brav nach. Europa gerät zu einer liberalen Operette. Eine Aufführung folgt der nächsten.

Die Europäische Union ist ein Projekt der westeuropäischen Eliten. Eine EU-freundliche Agenda wird heute in „aufgeklärten Kreisen“ als Konsens verordnet, und wer dagegen verstößt, wird als Populist oder Nationalist denunziert. Die autoritäre Verpflichtung auf den Proeuropäismus ist nicht mehr auszuhalten. Der Proeuropäismus, wie wir ihn kennen, ist ein nationalistisches und imperialistisches Konzept. Das Gezeter um den Brexit verdeutlicht dagegen, wie die Union und ihre Staaten ticken und wie weit die Selbstzerstörungskräfte in der EU selbst an Raum gewinnen. Wären die Sitzungs- und Flugkilometer nicht so hoch dotiert, müsste man direkt Mitleid haben mit dem beteiligten Personal.

Die Spaltung zwischen pro- und antieuropäischen Kräften ist ein Pseudokonflikt. Wir sollten uns damit nicht aufhalten. Strategisch ginge es vielmehr darum, die relevanten Fragen in den Mittelpunkt zu rücken und jene unseligen und verdummenden Pseudofragen in den Hintergrund zu drängen. Das schließt Unterstützung wie Zurückweisung konkreter Vorhaben und Maßnahmen nicht aus, aber das ist etwas anderes, als sich der herrschenden Fragestellung auszuliefern und gar ihre Diktate schön zu reden. Das ist nicht unser Terrain. Bei der Konfrontation zwischen dem nationalen Kapitalismus und dem internationalen Kapitalismus sind wir gegen den Kapitalismus.

Unsachlich, jenseits und wertlos hat schon seine Logik. Wir gehören nicht zur Phalanx der Erneuerer und Reformer. Ob die EU reformierbar ist, interessiert uns nicht. Wenn die Europäische Union gefährdet ist, dann sollten wir sie weder verteidigen noch angreifen. Dafür ist keine Lebenszeit zu opfern. Wir treten weder für die EU ein, noch befürworten wir einen Austritt. In beidem sehen wir keine Perspektive. Wir stehen weder für noch gegen Europa, auch nicht für ein anderes Europa. Ivan Krastev, ein bulgarischer Liberaler und Autor des Buchs „Europadämmerung“ (Suhrkamp, Berlin 2017) hat darauf hingewiesen, dass nach „einer YouGov-Umfrage in 14 Mitgliedsstaaten die größte Gruppe in Europa die sind, die glauben, dass weder die Union noch ihre nationale Regierung funktionieren“ (Der Freitag, 21. März 2019). Das wäre zumindest ein Ansatz. Auf jeden Fall ist die öffentliche Meinung (bei aller Diffusität) hier weiter als die offizielle oder gar die veröffentlichte.

Europa reformieren?

Wenn wir Europa genau beobachten, dann herrscht hier nichts anderes als der bürgerliche Wahnsinn. Natürlich demokratisch und rechtsstaatlich domestiziert. Aber es ist der Körper des Kapitals, der sich und somit uns organisiert: Wert, Konkurrenz, Geschäft, Markt, Standort, Arbeit, Leistung, Geld. Wir können uns aussuchen, ob wir das alles wollen oder nicht. Aber sobald wir diesen Rahmen akzeptieren sind unsere Möglichkeiten äußerst beschränkt. Doch genau das ist der Fall, der neueste Schlager (und es ist kein Lachschlager!) wird das fortan forcierte schwarz-grüne Bekenntnis zur ökosozialen Marktwirtschaft sein, wo Umwelt und Wirtschaft ganz freundschaftlich zueinander finden werden. Diesmal aber ganz sicher. Die Arbeit am globalen Burnout wird fortgesetzt.

Unser Widerwille, sich auf die sachliche Diskussion einzulassen, ist groß. Hier mitzuplaudern kann nur in der Befangenheit enden. Schnell ist man im Käfig von Markt und Staat und bemalt die Gitterstäbe. Das ist vergebene und vergeudete Zeit, nicht nur angesichts der drohenden ökologischen Katastrophen. Es gilt gar nicht konstruktiv zu sein, sondern destruktiv: Das System samt all seinen Strukturen und Formprinzipien steht zu Disposition.

Unsachlich, jenseits und wertlos hat schon seine Logik. Wir gehören nicht zur Phalanx der Erneuerer und Reformer. Ob die EU reformierbar ist, interessiert uns nicht. Vokabeln wie „Erneuerung“ und „Reform“ sollte man besser unter Quarantäne stellen. Das sind, gelinde gesagt, Drohungen, die nicht als solche erscheinen. Es geht um Alternativen. Wir brauchen eine andere Welt, eine andere Sozietät, keine Fortsetzung des Kapitalismus, sei er nun demokratisch, populistisch oder offen autoritär.

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