FORVM, No. 366
Juni
1984

Schöne Kleine Wasserkraft

Die besondere topographische Situation unseres Landes fördert die Nutzung der Wasserkraft. Tausende Klein- und Kleinstkraftwerke entstanden.

Die Energie-Politik zielte darauf ab, den Betrieb dieser Kleinkraftwerke (die meist nur wenig mehr als den jeweiligen Eigenbedarf an Energie deckten) so zu erschweren, daß ihr Betrieb teurer wurde als zentral erzeugter und verteilter Strom. Die Folge: Mehr als 25.000 Kleinwasserwerke wurden in den letzten 25 Jahren stillgelegt.

  • Die Beobachtung des Wasserlaufes zu den Kleinkraftwerken wurde zwanghaft vernachlässigt. Der „aktive Naturschutz“ uninteressant.
  • Die ständigen Instandhaltungsarbeiten wurden überflüssig. Niemand hat errechnet, wieviele Arbeitsplätze dadurch vernichtet wurden.
  • Die Kleinkraftwerke beschäftigen meist nur Kleinbetriebe, aber für die lokalen Handwerker waren sie sicher eine nicht unerhebliche Arbeitsposition (Schlosser, Maurer, Spengler, Elektriker, etc.).
  • „Innovatorische“ Betriebe wurden beschränkt: Turbinenerzeuger, Generatorerzeuger, Reglertechniker, etc. Das heißt, erhebliche „Märkte“ waren vernichtet, beziehungsweise ihr Auf- und Ausbau sinnlos, sie hatten also nie die Chance das zu werden was sie heute sein könnten.
  • Die Aufforderung zum „Energiesparen“ wurde ad absurdum geführt. (Wie könnte ich besser sparen, als „nichts“ zu brauchen?).
  • Der Strombedarf blieb, oder stieg. Man benötigte also entsprechende Neuanschlüsse, schuf Neuverbrauch, arbeitete also für die Krise und nicht gegen sie.

Der Betrieb eines privaten Kleinkraftwerkes ist beinahe unmöglich, ausgenommen man investiert erhebliche private Mittel (Zeit und Geld).

Kraftwerk Fischapark

Beispiel Weigelsdorf

Kleinkraftwerk Fischapark; Turbine: Francis/Baujahr 1928; Generator: Leobersdorf/1928; Regler: Leobersdorf/1929.

Das Kraftwerk war Jahre nicht in Betrieb, der Fluß (Fischa) völlig verschlammt, die Uferverbauung deroutiert.

Das Kraftwerk wurde wieder aktiv, das Flußbett auf einer Länge von mehr als 500m ausgebaggert. Die Uferverbauung wurde erneuert (nicht Beton sondern Erdwälle und Spezialhölzer), der Flußlauf durch Instandsetzung von Schützen, Überlauf etc. wieder in Ordnung gebracht. Turbine, Regler und Generator wurden repariert.

Kostenpunkt der Gesamtarbeiten: 720.000,— Schilling. Das Werk läuft und liefert zwischen 15 und 35 KW/in der Stunde.

Das blieb nicht ohne Konsequenzen — die Wiener Stadtwerke verlangten:

Neubau (eines vorhandenen Trafohauses — Baujahr 1954): Kosten 1.400.000,— S
Vertrag für Reservestrom (50 kW/Stunde) monatliche Kosten 25.000,— S
Forderung der Bezirkshauptmannschaft nach vollautomatischer Regelung (Die Turbine ist halbautomatisch geregelt) 150.000,— S
Ständige Observanz monatliche Kosten 3.000,— S

Das ist nicht wenig, der Betrieb des Werkes. das ausschließlich dazu dient, die Energieversorgung von drei Familien zu besorgen, hat natürlich die Grenzen vernünftiger Kalkulation erreicht, mit weiteren Forderungen Diverser und Kosten ist zu rechnen.

Unterstützungen (nicht finanzielle) von Seiten der Behörden, welcher auch immer: null.

Unterstützung von Seiten der öffentlichen Hand, welche auch immer: null.

Kein „Lamento-Fall“. Nur einer von einigen. Viele werden es nicht sein. Der Rest der Kleinkraftwerke hat aus Gründen wie den oben genannten und anderen zugesperrt.

  • Im Rahmen des Volksbegehrens sollte die Frage nach der Effizienz der Kleinkraftwerke in Österreich geprüft werden.
  • Die Menge der von ihnen erzeugten Strommengen erfaßt,
  • die Zahl der durch ihre (Wieder-) Existenz Arbeitsplätze errechnet,
  • die Wirksamkeit des „aktiven Naturschutzes" durch Fluß und Aupflege, etc. bewertet werden.

Im Zusammenhang mit Hainburg wie Zwentendorf werden selten wirkliche Alternativen angeboten oder auch nur diskutiert. Dies wäre eine.

Kuno Knöbl ist langjähriger Mitarbeiter des ORF.

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