Wahrnehmungsprobleme
Die Wahrnehmung ist eine komplizierte Sache, die Erkenntnis gleich noch komplizierter. Bevor im „Truppendienst“ die LeserInnen daher mit Erkenntnistheorie überfordert werden, beschränkt sich der Autor lieber auf die „Wahrnehmung von psychisch relevanten Tatsachen“, da dabei die größten Behinderungen auftreten. Diese aber sind leicht zu erklären, da die pathologischen Extreme vom Standpunkt des Normalen aus sofort erkannt werden können. Den Mitgliedern der Arge für Wehrdienstverweigerung muß leider gesagt werden, daß sie, zumindest wenn sie die Forderung nach Bundesheerabschaffung noch mittragen, auf der Seite der pathologischen Pazifisten stehen. Diese Pazifisten, die im Falle der Wehrdienstverweigerung mit hohen Gefängnisstrafen belegt werden, leiden laut Truppendienst daran, „daß sie die Welt als strukturell gewaltfrei wahrnehmen“. Dieses Wahrnehmungsdefizit ist natürlich nicht nur krank, sondern auch gefährlich. Wie ein Mensch, der Angst vor Hunden hat, bei Hunden eine aggressive Reaktion hervorrufe, so begünstigen auch die Pazifisten den Ausbruch von Gewalt. Der Gewalttäter kann da vielleicht genauso wenig dafür wie der Hund. Aber wir können uns trösten, auch der Pazifist kann nichts für seine pathologische Aggressionsverdrängung, die bereits vor seinem zweiten Lebensjahr durch Angstzustände entstand.
Interessant ist, daß dieselben Angstzustände auch zu pathologischer Aggression führen können und damit das Persönlichkeitsbild des Militaristen begründen. Dieser ist ein Mensch, der ohne Feind nicht auskommt, auch dann nicht wenn es gar keine kriegsbedingten Feinde gibt. Ein Glück, daß das Österreichische Bundesheer die Synthese dieser beiden Standpunkte auf „der höheren geistigen Ebene“ geschafft hat und innerhalb seines vierzigjährigen Bestehens mit Hilfe der „optimalen Wahrnehmung“ den jeweils richtigen Feind gefunden hat. Denn ohne Feind kommt auch das Bundesheer nicht aus.
