radiX, Nummer 4
Oktober
2000

Was ist die Ökologische Linke?

Unsere politische Gruppierung gibt es in Öster­reich seit Herbst 1998. Bisher sind wir v.a. publizi­stisch mit unserer Zeitschrift radiX und einer Reihe von aktuellen Flugblättern tätig gewesen. Da wir in der derzeitigen politischen Situation in Österreich eine Bündelung antifaschistischer, lin­ker und linksradikaler Kräfte und einen sinnvollen Einsatz unserer Mittel für notwendiger denn je halten arbeiten wir seit diesem Sommer in der Zeitschrift Context XXI mit.

Demonstrationen und Veranstaltungen organisie­ren wir oft gemeinsam mit anderen befreundeten Gruppierungen. Kleine Gruppen oder Kontaktstellen der ÖKOLI gibt es in Wien, Vorarlberg und Tirol.

Da Ökologie für uns eng mit politischen und öko­nomischen Fragen zusammenhängt, wollen wir keine „linke Ökoorganisation“ sein, sondern erhe­ben einen gesamtpolitischen Anspruch. Insbesondere wollen wir dabei auf die Zusammenhänge zwischen der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit und dem kapitalistischen Wirtschaftssystem auf­merksam machen. Daraus ergibt sich eine eindeutig antikapitalistische Politik, was uns deutlich von den Grünen unterscheidet.
Dabei geht es in unserer Kritik nicht nur um die Umwälzung sozialer Verhältnisse, sondern um die Abschaffung von Tausch- und Warenproduktion an sich. Ziel ist stattdessen eine klassenlose Weltgesellschatft in der nur noch Gebrauchswert und nicht Tauschwert produziert wird.

In unserer politischen Arbeit wollen wir Theorie und Praxis miteinander verbinden. Wir sehen uns dabei ganz in der Tradition der kulturellen Moderne und Aufklärung und vertreten damit ein sekuläres, rationales Weltbild. Mit vormodernem Naturromantizismus oder Esoterik-Wahn ver­bindet sich unser Ökologiebegriff keinsesfalls. Uns geht es dabei lediglich um die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit. Da über die Öko-Schiene jedoch auch faschistische und menschenverachtende Ideologeme in die Linke Einzug gehalten haben, lenken wir einen Focus unserer Arbeit auch auf die Kritik sol­cher Tendenzen, etwa in der Tierrechtsbewegung oder in diversen Tauschkreisen.

Aber natürlich richtet sich unser Kampf auch gegen alle Strömungen des Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus, Faschismus oder Nationalsozialismus außerhalb der Ökoszene. In Österreich sind diese einzelnen Ideologeme in der Bevölkerung so dominant, daß sich daraus auch eine radikale Opposition gegen die herr­schende Gesellschaft, nicht nur gegen den Staat ergiebt. Gerade auch deshalb muß unsere Kritik sich gegen Staat, Nation und Volk richten und nicht diese zu positiven Kategorien umdeuten.

Obwohl wir als antinationale Gruppierung also gegen jedes Konstrukt von „Volk“ oder „Nation“ auftreten, gilt unsere globale Solidarität all jenen Menschen, die auch sonstwo auf dieser Erde für wirkliche Befreiung kämpfen. Darin sehen wir kei­nen Widerspruch zu unserer antinationalen Haltung. „Nationale Befreiungsbewegungen“ kön­nen so aber sicher nur unsere kritische Solidarität erwarten. Gruppierungen, die im Namen der Befreiung Kriegsverbrechen an Zivilbevölkerung oder anderen Revolutionären begehen oder einen fanatischen Nationalismus predigen, sicher gar keine.

Mit der Machtübernahme einer Koalitionsregierung aus F████Innen [1] und Rechtskonservativen hat sich in Österreich ein „Normalzustand“ durchgesetzt, gegen den wir seither ein Hauptaugenmerk unserer politischen Arbeit lenken. Neben der Beteiligung an Aktivitäten gegen diese Regierung in Österreich, setzen wir hierbei auch stark auf eine globale Solidarität gegen den Rassismus, Antisemitismus und das Obrigkeitsdenken in diesem Lande. Ein Schwerpunkt unseres Widerstands ist deshalb eine weltweite Informationstätigkeit über Faschismus, Antisemitismus und Rassismus in Österreich.

[1Aufgrund der Klagepolitik der Kanzlei Böhmdorfer können wir leider nicht mehr schreiben, was wir schreiben wollen.

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