Weinen oder kämpfen?
Domenech hat vor ein paar Wochen in seiner Zeitung Le Méridional ein paar Zeilen Gift gespuckt. Vor drei Tagen war es Bergeron, der Generalsekretär der Gewerkschaft Force Ouvrière, der schamlos die Ausweisung der eingewanderten Arbeiter forderte. Und schon beginnt bei Citroën und Peugeot die Entlassung von Gastarbeitern. Heute flog das algerische Konsulat in Marseille in die Luft: es gibt Tote, man weiß nicht einmal wie viele, sowie ungefähr hundert Verwunderte Araber und Franzosen.
Zu derselben Stunde, in der ein paar Nazisten der „Faire Front“ das Publikum mit ihrem Pseudomeeting unterhalten, arbeiten andere im Schatten; in ihren gutgeheizten Büros planen sie die Vertreibung und den Tod unserer Genossen.
Was machen wir also? Wir, die Kinder des Mai und von Lip, die 100.000 von Besançon und die Million vom 13. Mai 1968? Wollen wir uns zu diesem Gesindel gesellen, das den Staatsstreich nicht wagt und nur Bubenstreiche zustandebringt, das Arbeitslosigkeit und Mord einsetzt, während es mit R. Cartier über das Öl und die Superprofite jammert?
Es geht jetzt um unsere eigene Menschenwürde, ob wir uns noch in den Spiegel schauen können, ob wir uns „Linke“ nennen können. Gegen den Strom schwimmen, wenn es sein muß — nur so können wir wirklich hoffen, das Leben in unserem Land zu ändern: mögen die Straßen unserer Städte widerhallen von unserem Schrei, dem Ruf der Solidarität, geboren aus der Entschlossenheit, das Leben unserer Brüder zu verteidigen!
Libération, 15. Dezember 1973 (Aufruf zur Solidaritätsdemonstration in Paris am 15. Dezember 1973)
