Control Data

Sich „Pop Group“ nennen und gegen das himmelschreiende Unrecht auf Erden anrennen. Mark Stewarts erste Band behandelte niemals das Thema Liebe, sondern obsessiv das Fehlen derselben. Legendär ist die mit Zeitungsausschnitten gepflasterte Platte „For How Much Longer Do We Tolerate Mass Murder?“, doch war schon das „Pop Group“-Debüt „Y“ (Radar Records/Warner) ein einziger Aufschrei gegen durch Machtmißbrauch verursachtes Leid.
Produktionstechnisch ist in 17 Jahren Unglaubliches geschehen, Menschenrechte werden leider immer noch getreten. Weshalb die Neuauflage von „Blood Money“ nichtsdestoweniger vor fürchterlicher Intensität strotzt. Nach sechs Jahren meldet sich also Mark Stewart wieder, mit Doug Wimbish (b) und Skip McDonalds (g) und Neuzugang Simon Mundey (Co-Writer, Programmierer), zurück. „Into the unknown, into the future“ deklamiert Mark Stewart mal ohne Megaphonstimme in die geballte Ladung aus elektronischen Effekten und Tonnen von Dubbässen. Nach „Data Blast“ reißen jedoch die elektronischen Grenzzäune, bestimmen meist Techno-Breakbeats „Control Data“. Mark Stewart fordert digitale Gerechtigkeit ein, warnt vor orwellschen Auswüchsen am noch relativ frei zugänglichen Internet und manipulierten Informationen: „The Half that have never been told.“ Folglich marschieren am Cover Soldaten mit entstellten Riesenschädeln durch das Hirn eines Robotermenschen. Mark Stewart, einmal mehr ein Meister des Einschleusens von überlebenswichtigen Inhalten in einen Popkontext.
